• 16.08.2004 10:38

  • von Fabian Hust

McLaren-Mercedes: Sternschnuppe statt Sternstunden

Das Debüt des MP4-19B war vielversprechend, doch in den letzten Rennen musste man wieder herbe Niederlagen einstecken

(Motorsport-Total.com) - Als der generalüberholte McLaren-Mercedes Anfang Juli beim Großen Preis von Frankreich sein Debüt gab, da waren die Experten überzeugt davon, dass die Silbernen einen großen Schritt nach vorne gemacht haben. Beim ersten Einsatz fuhren Kimi Räikkönen und David Coulthard auf die Plätze 6 und 7, hellhörig machte damals vor allem die schnellste Rennrunde des Finnen, die drittschnellste, rund 0,4 Sekunden hinter Michael Schumacher.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Der MP4-19B war bisher nicht mehr als ein Silberstreif am Horizont

Der Optimismus des Teams fand beim Heimrennen in Silverstone seine Bestätigung, als Räikkönen auf die Poleposition fuhr und das Rennen als Zweiter beendete. Doch nach diesem Rennen, das große Hoffnung weckte, folgten gerade für den Vize-Weltmeister herbe Enttäuschungen. Beim Großen Preis von Deutschland war für Kimi Räikkönen das Rennen nach einem Bruch des Heckflügels vorzeitig gelaufen, Teamkollege David Coulthard wurde Vierter.#w1#

An der Zuverlässigkeit hapert es immer noch

Das neue Auto, das in vielen Bereichen deutlich konservativer ausgefallen ist und aus diesem Grund die massiven Zuverlässigkeitsprobleme des Vorgängermodells beheben sollte, brachte Räikkönen auch am Sonntag in Budapest einen Ausfall ein. Darüber hinaus kam Coulthard mit einer Runde Rückstand lediglich als Neunter ins Ziel, konnte somit keinen Punkt einfahren.

Falsche Reifenwahl als Alibi?

Das Team schob das schwache Abschneiden nach dem Rennen darauf, dass man sich bei der Reifenwahl vergriffen hatte. Temperaturen von weit über 30 Grad sind auf dem Hungaroring keine Seltenheit, doch im Verlauf des Wochenendes stieg die Quecksilbersäule kein einziges Mal auch nur annähernd in Richtung der 30-Grad-Marke. Somit waren die Reifen zu hart für die Bedingungen.

Schon am Donnerstag hatte Coulthard leider den richtigen Riecher bewiesen: "Hier scheinen die Temperaturen erneut nicht so heiß zu sein, wie in den Jahren zuvor und ich denke, dass es laut dem aktuellen Wetterbericht sogar noch weniger heiß werden könnte. Vielleicht sind wir aus diesem Grund mit unserer Reifenwahl ein wenig zu konservativ gewesen. Aber es ist besser, dass man vielleicht zu konservativ ist als dass man Reifen hat, die Blasen werfen und man an Leistung einbüßt."

Nach dem Rennen wollte der 33-Jährige jedoch nichts davon wissen, dass man das schwache Abschneiden lediglich auf die Reifen schieben kann: "Auch mit anderen Reifen hätten wir unsere Probleme gehabt. Wir wären vielleicht ein wenig weiter vorne gewesen, aber wir hätten nicht den Ton angeben können. Es fehlt uns generell an Haftung. Ich denke, dass wir mehr Abtrieb brauchen." Die Eigenheiten des Autos hätten einfach nicht zum Charakter der Strecke gepasst, vor allem die mittelschnellen langen Kurven hätten dem Auto Probleme bereitet.

Die Rundenzeiten sprechen eine eindeutige Sprache

Der Blick auf die schnellsten Rennrunden des Rennens spricht eine eindeutige Sprache. David Coulthard hatte in seiner schnellsten Runde 2,063 Sekunden Rückstand auf Michael Schumacher im Ferrari, das bedeutet Rang 11. Nach den ersten vier Rennen mit dem neuen Auto fällt das Fazit also eher ernüchternd aus. Der MP4-19B ist nicht auf allen Strecken konkurrenzfähig und die Zuverlässigkeit ist weiterhin nicht auf einem angemessenen Niveau.

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug beschrieb das Rennen als "sehr schlecht", man habe schlichtweg "verwachst". Der Schwabe richtet seine Aufmerksamkeit schon in Richtung des kommenden Rennens in Spa-Francorchamps: "Unser Team wird jetzt hart daran arbeiten, dass wir das Potenzial der letzten drei Rennen beim kommenden Grand Prix von Belgien wieder demonstrieren können." Auch Kollege Ron Dennis blickt lieber nach vorne: "Wir freuen uns jetzt schon auf Spa, denn die Strecke sollte unserem MP4-19B entgegenkommen."