McLaren-Mercedes: Sieg mit bitterem Beigeschmack
Montoya feierte in Silverstone seinen ersten Sieg im "Silberpfeil", in Sachen Weltmeisterschaft war heute aber kein allzu guter Tag
(Motorsport-Total.com) - McLaren-Mercedes feierte heute beim Heim-Grand-Prix von Großbritannien mit Juan-Pablo Montoya den ersten Saisonsieg des Kolumbianers, dennoch erstrahlte der Nachmittag in Silverstone bestenfalls in mattem Silber, aber keinesfalls in glänzendem Gold: Kimi Räikkönen, einzig verbliebene WM-Hoffnung des britisch-deutschen Rennstalls, erreichte nach seiner Rückversetzung in der Startaufstellung nur den dritten Platz und verlor damit in der Weltmeisterschaft weitere zwei Punkte an Boden auf die Spitze.

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Endlich Montoya: Im elften Rennen feierte er seinen ersten Saisonsieg
Der finnische "Iceman" fuhr zwar ein brillantes Rennen, war über weite Strecken der schnellste Mann auf dem 5,141 Kilometer langen Kurs und machte nach einem perfekten Start auch keine nennenswerten Fehler, kam aber nicht über Rang drei mit 14,4 Sekunden Rückstand hinaus. Da half es auch nichts, dass er im letzten Umlauf in 1:20.502 noch die schnellste Runde fuhr - möglicherweise nur, um seine eigentliche Vormachtstellung zu unterstreichen.#w1#
Frustrierter Räikkönen hadert: Hätte, wäre, wenn...
"Ich habe heute mein Bestes gegeben", gab Räikkönen zu Protokoll, "und wir können Silverstone mit zwei Podestplätzen verlassen. Wenn ich gestern nicht den Motorschaden gehabt hätte und wenn ich nicht um zehn Startpositionen zurückgewandert wäre, würde das Resultat ganz anders aussehen, aber so ist nun einmal der Motorsport. Leider Gottes haben wir in der Weltmeisterschaft wieder zwei Punkte verloren, aber ich hoffe, dass ich viele der verbleibenden Rennen gewinnen kann."
"Während des Rennens habe ich viel Zeit hinter anderen Fahrzeugen verloren", seufzte der kühle Finne. "Es ist schwierig, in den schnellen Kurven dicht an jemanden heranzufahren, denn man verliert Grip. Als ich dann bei den Stopps doch endlich an Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) und Trulli vorbeigekommen bin, war es schon zu spät, der Rückstand zu groß. Keine Frage, dass wir den Speed haben, denn ich konnte in der letzten Runde die schnellste Runde fahren. Daher freue ich mich auf Hockenheim."
Nun schon 26 Punkte Rückstand auf Alonso
Sein Rückstand in der Fahrer-WM beträgt nun bei acht noch ausstehenden Rennen 26 Punkte, was bedeutet, dass er den Titel aus eigener Kraft nicht mehr zu den "Silberpfeilen" holen kann und auf Schützenhilfe von Renault angewiesen ist. Teamchef Ron Dennis lobte seinen Schützling dennoch: "Kimis dritter Platz ist nur die Reflektion seiner schlechten Startposition infolge des Motorwechsels am Samstag. Dennoch fuhr er die schnellste Runde - und bei 80 noch zu vergebenden Punkten sind unsere beiden Fahrer mathematisch noch im WM-Rennen", so der Brite kämpferisch.
"Das heutige Resultat spricht für sich selbst", jubelte Dennis über die Plätze eins und drei beim Heimrennen in der Nähe der Fabrik seines Rennstalls in Woking. "Von Juan-Pablo war das eine außergewöhnliche Leistung. Vor dem entscheidenden Boxenstopp hat er hart gearbeitet, um einen ausreichenden Vorsprung auf Alonso aufzubauen, um die Führung auch im letzten Renndrittel halten zu können."
Montoya selbst, der seit Brasilien 2004 kein Rennen mehr gewonnen hatte, freute sich natürlich ebenfalls sehr: "Es ist großartig, meinen ersten Grand Prix für McLaren-Mercedes gewonnen zu haben", strahlte der Kolumbianer. "Mein Start war perfekt und ich konnte Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) in einem Rad-an-Rad-Stechen nach der ersten Kurve überholen. Ich habe alles riskiert und wusste, dass er mehr zu verlieren hat als ich. Mir ging es nur um den Sieg in diesem Rennen."
Gute Strategie spielte Montoya in die Hände
"Danach", fuhr er fort, "ging es nur noch darum, vorne zu bleiben, und dank der Strategie und gut ausgeführter Boxenstopps ist mir das auch gelungen. Das Team hat mich bei den Stopps früh reingeholt, um Nachzüglern aus dem Weg zu gehen, und das hat gut funktioniert, denn Fernando wurde von ihnen aufgehalten. Trotzdem war es kein einfacher Sieg, denn Fernando setzte mich bis zum Schluss unter Druck. Ich freue mich über meinen ersten Sieg in diesem Jahr, speziell in der Heimat von McLaren, denn es waren viele Leute aus der Fabrik in Woking und von Mercedes-Ilmor in Brixworth hier."
Mercedes-Sportchef Norbert Haug wurde das Schlussfazit überlassen: "Ein fantastischer Tag für alle Teammitglieder, der erste Sieg für Juan-Pablo mit uns", sagte der Deutsche. "Sein Start war außergewöhnlich und er hat während des Rennens keinen Fuß falsch gesetzt. Unsere Strategie war gut. Kimis Speed im Rennen war beeindruckend, und in der letzten Runde fuhr er auch noch die schnellste des gesamten Rennens. Er hat zwei Punkte in der Weltmeisterschaft verloren. Ohne den Motorwechsel hätte das sicher anders ausgesehen. Ich kann mich dafür bei ihm nur noch einmal entschuldigen, aber wir werden noch härter arbeiten. Jetzt freuen wir uns aber schon auf unser Heimrennen in Hockenheim."

