McLaren-Mercedes plant noch keine Stallregie

Laut Martin Whitmarsh soll es bei den "Silberpfeilen" noch keine Teamorder geben, ganz unmöglich ist diese Variante aber nicht

(Motorsport-Total.com) - Trotz der knappen WM-Situation zwischen Kimi Räikkönen und Michael Schumacher will das McLaren-Mercedes-Team vorerst keine Stallregie anordnen. So lange auch David Coulthard noch rechnerische Chancen auf den Titel hat, wird sich sein finnischer Teamkollege wohl jeden einzelnen Punkt hart erkämpfen müssen.

Titel-Bild zur News: Coulthard und Räikkönen

Bei McLaren-Mercedes ist vorerst noch keine Stallregie vorgesehen

Momentan sei es für eine Stallorder jedenfalls noch "ein bisschen zu früh", wie McLaren-Teammanager Martin Whitmarsh erklärte. Aber: "Wir haben in den Fahrerverträgen die Möglichkeit verankert, eine Teamorder anzuordnen." Mit diesem Statement lehnt sich der Brite freilich weit aus dem Fenster, zumal derartige Eingriffe ins Renngeschehen seit Saisonbeginn nicht mehr erlaubt sind. Auch Ferrari hat jedoch recht offen angedeutet, darauf nicht viel Rücksicht nehmen zu wollen, falls es hart auf hart gehen sollte.

Während Ferrari in den letzten Jahren mit umstrittenen Rennen wie in Österreich 2001 und 2002 oder in den USA 2002 immer wieder für Unmut gesorgt hat, gilt McLaren als Team, welches den Fahrern in der Regel freies Geleit gibt. Als David Coulthard 1999 in der heißesten WM-Phase in Belgien auf Kosten seines Teamkollegen Mika Häkkinen führte, wurde die Reihenfolge nicht umgedreht. Lediglich in Australien 1998 griff Teamchef Ron Dennis korrigierend für Häkkinen ein, damals jedoch nur, weil ein Fehler der Crew den Finnen zuvor die Führung gekostet hatte.

Die Philosophie, die Fahrer auf der Rennstrecke gegeneinander ankämpfen zu lassen, ist aus Sicht von Whitmarsh richtig: "Das ist gerechtfertigt", unterstrich er, "weil so die Motivation unserer Piloten aufrecht erhalten wird, weil sie konzentriert bleiben und weil das Team nicht aus der Balance gerät. So bald man Stallregie anwendet, sind diese Dinge dahin. Wir sind noch ein paar Rennen zu früh dran, um so eine Entscheidung zu treffen. David könnte das nächste Rennen gewinnen, Kimi ausscheiden ? dann ist es schon wieder viel knapper."

Coulthard hat indes signalisiert, dass er notfalls bereit wäre, seinem jüngeren Teamkollegen auszuhelfen, jedoch erst dann, wenn er selbst mathematisch keine Chance mehr hat, die WM-Krone nach Schottland zu holen. Für sein internes Standing wäre es nach all den Jahren im Schatten Häkkinens eine Katastrophe, jetzt Schützenhilfe für Räikkönen leisten zu müssen.