• 26.03.2009 20:18

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

McLaren-Mercedes bezahlt für harten WM-Kampf

McLaren-Mercedes-Teamchef Martin Whitmarsh glaubt, dass die Ursache des missratenen MP4-24 schon im vergangenen Jahr zu suchen ist

(Motorsport-Total.com) - Es kommt nicht oft vor, dass das Team des amtierenden Weltmeisters beim Saisonauftakt ohne jede Siegchance ist, aber McLaren-Mercedes hat für das kommende Wochenende tatsächlich kaum jemand auf der Rechnung. Lewis Hamilton wäre schon mit einem WM-Punkt glücklich und auch die Funktionäre müssen sich eingestehen, dass über den Winter nicht gut gearbeitet wurde.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen, Jerez, Circuit de Jerez

Die Silberpfeile rechnen zumindest in den ersten Rennen nicht mit Siegen

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone vermutet zwar, dass die Silberpfeile im Winter geblufft haben und am Samstagnachmittag wieder voll da sein werden, aber Teamchef Martin Whitmarsh kann über solche Spekulationen nur halbherzig lachen: "Sehr freundlich von Bernie - und ich wünschte, es wäre wahr!" Stattdessen müsse man sich jedoch auf die zweite Hälfte der Startaufstellung einrichten, wie schon Mercedes-Sportchef Norbert Haug angekündigt hat.#w1#

"Aus Gründen, die uns schmeicheln, ist es so, dass die Leute von McLaren immer viel erwarten und es nicht glauben können, wenn es mal nicht so gut läuft", versucht Whitmarsh, der aktuellen Situation etwas Positives abzugewinnen. "Wir haben speziell beim letzten Test in Jerez schon Fortschritte gemacht, aber sicher noch nicht genug. Ich bin zuversichtlich, dass wir das Blatt wenden werden, denn ich habe großes Vertrauen in das Team."

Der Brite liefert die Erklärung für die aktuelle Krise gleich hinterher: "2007 und 2008 waren außergewöhnlich anspruchsvolle Jahre für uns. Wir haben unser Auto bis zum letzten Rennen 2008 weiterentwickelt und das hat viele Ressourcen verschlungen. Natürlich kann man sich jetzt herstellen und sagen, dass das ein Fehler war, aber andererseits haben wir im Vorjahr gute Arbeit geleistet und dafür auch den Lohn geerntet. Ich bereue es nicht."

Und weiter: "Nach der Agonie von 2007 hatten wir 2008 gegen Saisonhalbzeit das Gefühl, dass wir diese Weltmeisterschaft unbedingt gewinnen müssen. Dementsprechend haben wir einige Entscheidungen getroffen, die sich nun eben auswirken. Das soll keine Entschuldigung sein, sondern es ist eine Tatsache", so Whitmarsh, der jedoch fair einräumt, dass auch alle anderen Teams und besonders Ferrari parallel weiterentwickeln mussten.

¿pbvin|512|1393||1pb¿"Dazu kommt die abenteuerliche Regelauslegung einiger Teams, die uns die Arbeit nicht leichter macht. Wir brauchen schnell eine Regelklarstellung, damit wir in diesem Bereich aufholen können", fordert der Teamchef. Im Moment könne er seinen Aerodynamikern nämlich nicht sagen, in welche Richtung sie entwickeln sollen. Erst nach einer definitiven Entscheidung der FIA könne man das Defizit im Diffuserbereich mit vollen Ressourcen aufholen.

Doch bei allen Erklärungen für das aktuelle Tief bereut Whitmarsh nicht eine Sekunde lang, im Vorjahr eine bessere Vorbereitung auf die Saison 2009 vernachlässigt zu haben: "Vielleicht fühlen wir uns deswegen nach diesem Wochenende schlechter, als wir es gerne hätten, aber das müssen wir dann akzeptieren. In Brasilien fühlten sich unsere Entscheidungen richtig an!" Immerhin war das schließlich der erste silberne WM-Titel seit 1999...