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  • 01.02.2012 21:21

  • von Dieter Rencken & Lennart Schmid

McLaren: Kein Problem mit Personal-Aderlass

Martin Whitmarsh und Jonathan Neale spielen die Ingenieurs-Abgänge bei McLaren herunter - Innerhalb des Teams rücken Eigengewächse nach

(Motorsport-Total.com) - Auf den ersten Blick hat sich bei McLaren zu Beginn des neuen Jahrs im Vergleich zu 2011 nicht viel geändert. In Jenson Button und Lewis Hamilton fahren die selben Piloten für das Team aus Woking wie schon in den vergangenen beiden Jahren. Martin Whitmarsh ist nach wie vor Teamchef und auch der neue Rennwagen mit der Bezeichnung MP4-27 unterscheidet sich rein optisch kaum von seinem Vorgänger: silber und rot ist er, mit den gleichen Sponsoren und dem gleichen Motor wie eh und je.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Martin Whitmarsh (Teamchef), Jenson Button

An der Spitze bleibt bei McLaren alles wie gehabt - In der zweiten Reihe tat sich viel

Doch in der Entwicklungs-Abteilung McLarens tat sich in den vergangenen Wochen und Monaten einiges. In Pat Fry verließ schon vor einem Jahr ein McLaren-Urgestein das Team. Fry versucht seitdem, die ins Hintertreffen geratenen Scuderia Ferrari auf Vordermann zu bringen. Ihm folgten in diesem Winter der Ingenieur Jonathan Heal sowie der Aerodynamiker Lawrence Hodge.

Ein weiterer Mann aus der Aerodynamik-Abteilung, John Iley, hat ein Angebot von Caterham angenommen und McLaren bereits verlassen. Es scheint fast so, als blute die Entwicklungs-Abteilung in Woking etwas aus. In Sam Michael wurde zwar der langjährige Technische Direktor des Williams-Teams verpflichtet, doch der Australier wird bei McLaren nicht als Ingenieur arbeiten, sondern als Sportdirektor.

Teamchef Whitmarsh spielt die jüngsten Veränderungen herunter: "Wir haben ein paar Leute verloren, wobei es sich in der Summe nicht um eine große Zahl handelt. Das zeigt, dass unsere Leute für andere Teams attraktiv sind." Geschäftsführer Jonathan Neale pflichtet Whitmarsh bei: "Martin hat durchaus Recht, wenn er sagt, dass es nicht überraschend ist, wenn andere bei uns nach Talenten Ausschau halten."

Personalwechsel sind ganz normal

Laut Neale seien die Personalwechsel bei McLaren alles anderes als ungewöhnlich. "Das muss man im richtigen Verhältnis sehen", betont Neale. "Die meisten Entwicklungsabteilungen haben eine Personalfluktuation von zehn bis zwölf Prozent. Das scheint die Norm in der Industrie zu sein. Bei uns betrug der Anteil der Personalwechsel in den vergangenen Jahren ungefähr fünf Prozent, glaube ich."

Martin Whitmarsh (Teamchef), Pat Fry

In Pat Fry (l.) verlor Martin Whitmarsh schon vor einem Jahr einen Mitarbeiter Zoom

Sowohl Whitmarsh als auch Neale legen Wert auf die Feststellung, dass McLaren stets darum bemüht sei, eigene Ingenieurs-Talente zu fördern. "Wir haben aber ein gutes System, um junge Ingenieure zu entwickeln und Talente zu fördern", sagt Neale. " "Wir haben ein paar Schwergewichte in unserer Organisation, die seit zehn, zwanzig Jahren in verschiedenen Teams im Formel-1-Geschäft tätig sind. Aber wir freuen uns genauso über einige unserer Hochschulabsolventen, die noch über keine Erfahrung in der Formel 1 verfügen. Wir sind gespannt, wie sehr diese nachrücken werden. Man sieht also, dass dort eine neue Generation heranwächst."

McLaren versucht, seine Neuverpflichtungen eher im Stillen zu tätigen - wenn man von dem durchaus spektakulären Wechsel Michaels absieht. "Wir sprechen nicht so laut über unsere Rekrutierungen", findet Whitmarsh. "Wir sehen keinen Sinn darin, damit zu werben, wir verhalten uns ruhiger. Es ist eine Tatsache, dass wir eine großartige Ingenieurstruppe haben."


Fotos: Präsentation des McLaren-Mercedes MP4-27


Eine Truppe, die man zumindest teilweise von anderen Teams eingekauft hat. "Unsere Aerodynamik-Assistenten kommen zum Teil von Ferrari, Renault und Sauber. Sie sind alle Teil des Klubs, wenn man so will", gibt Neale zu. "Es ist aber auch echt wichtig zu erwähnen, dass rund die Hälfte unserer Neuzugänge in den vergangenen beiden Jahren nicht aus der Formel 1 kamen." Diesen Weg möchte McLaren auch weiter beschreiten. "Es ist ein großartiger Arbeitsplatz - und darauf sollten wir stolz sein."