McLaren: Kein Doppel-DRS, keine Stufen-Nase geplant

Martin Whitmarsh sieht McLaren nach dem Durchhänger wieder auf dem Vormarsch und hält nichts von optisch erkennbaren "Abkupfer-Innovationen"

(Motorsport-Total.com) - 88 Punkte aus den ersten drei, nur noch 54 aus den nächsten sechs Rennen: Dass die Formkurve des McLaren-Teams nach dem starken Saisonauftakt mit fünf von sechs möglichen Podestplätzen nach unten zeigt, belegen die nackten Zahlen. Daher wurde in Woking ein intensives Entwicklungsprogramm angeworfen.

Titel-Bild zur News: McLaren-Heck

Der McLaren kommt dieses Wochenende mit einem veränderten Heck daher

Dieses brachte für Hockenheim ein umfangreiches Update mit einer runderneuerten Heckpartie und auffälligen Lamellen auf den Seitenkästen zutage. Doch ein Doppel-DRS, wie es nach Mercedes nun auch Lotus entwickelt hat, ist bei McLaren nicht geplant: "Wie alle Teams streben wir danach, aus einer Investition den größtmöglichen Nutzen zu ziehen", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh. "Im Moment haben wir das Gefühl, dass einige der Dinge, an denen wir gearbeitet haben - zum Beispiel das Paket für hier - mehr Performance bringen als ein Doppel-DRS."

Gestattet sei auch die Frage, ob McLaren mit dem Verzicht auf eine Stufen-Nase, wie sie praktisch alle anderen Teams entwickelt haben, im Nachteil ist. Whitmarsh dementiert: "Ich halte es ehrlich gesagt für ziemlich neutral. Das Auto war gut genug, um bei den meisten Grands Prix in der ersten Reihe zu stehen. In letzter Zeit hat die Form ein bisschen nachgelassen, haben wir Traktion verloren, aber im Trockenen waren wir heute wieder schnell."

Stufen-Nase steht nicht zur Diskussion

"Die Leute konzentrieren sich oft auf sichtbare Merkmale des Autos wie die Nase", fährt er fort. "Ich bin nicht traurig, dass wir keine Stufe haben, weil unser Auto besser aussieht, aber ich glaube nicht, dass es in die eine oder die andere Richtung einen erheblichen Unterschied macht. Wir haben uns für eine Richtung entschieden." Das einzige andere Team, das ebenfalls mit flacher Nase fährt, ist Marussia - und Marussia befindet sich in einer Technik-Partnerschaft mit McLaren.

Whitmarsh ist guter Dinge, dass sich McLaren dank der jüngsten Neuerungen wieder auf dem richtigen Weg befindet, schließlich gab es am Freitag in Hockenheim eine Doppel-Bestzeit. Heute Morgen belegte Lewis Hamilton den guten zweiten Platz, nur 0,077 Sekunden hinter Fernando Alonso - obwohl er mit den härteren Reifen unterwegs war. Und: "Ich glaube, man hat gesehen, dass wir mit sehr viel Benzin unterwegs waren."

Daher ist er sich sicher, dass McLaren grundsätzlich "besser als in Silverstone" aufgestellt ist: "Unsere Fahrer haben am Ende des dritten Trainings ein paar gute Rennsimulationen absolviert. Viele haben das nicht getan, aber wir haben uns darum bemüht, die Reifen zu verstehen. Ich glaube, wir haben einen besseren Datensatz als vor zwei Wochen - und ich hoffe und glaube, dass wir einen besseren Datensatz als einige unserer Konkurrenten haben."

"Im Trockenen waren wir heute sehr schnell. Das ist ermutigend, denn normalerweise sind die meisten Rennen trocken. Das heißt, dass das am wichtigsten ist", hält Whitmarsh fest. "Vor zwei Wochen waren wir auf Full-Wet sehr schnell, und wir waren auf Trockenreifen einigermaßen schnell, wenn auch nicht schnell genug. Dieses Wochenende sind wir auf Intermediate und Trockenreifen schnell, aber nicht schnell genug auf Full-Wet. Das ist eine interessante Herausforderung."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Deutschland, Samstag


Pirelli-Reifen der Schlüssel?

"Möglicherweise geht es um die Reifentemperatur und die Reifenbehandlung", glaubt der Brite. "Im Regen findet man da jedes Mal, wenn man auf die Strecke geht, andere Bedingungen vor - andere Wassermengen, andere Streckenbedingungen." Und bei diesen variablen Parametern in jedem Run das Betriebsfenster der Reifen zu treffen, ist derzeit keine McLaren-Stärke - auch weil: "Diese Reifen haben ohne Frage einen sehr kleinen Peak."

"Die Hauptkonzentration", gibt Whitmarsh zu Protokoll, "galt in den vergangenen Wochen dem Vorhaben, mehr Grip an der Hinterachse zu finden, vor allem durch mehr Anpressdruck hinten. Ich glaube, das ist uns gelungen. Leider haben wir noch nicht viele Daten, weil nicht viel im Trockenen gefahren wurde, aber die Daten, die wir haben, deuten an, dass wir einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht haben."

"Trotzdem sind wir nicht selbstzufrieden, denn wir befinden uns in einem WM-Rennen. Alle Teams verbessern sich ständig. Wenn man nach vorne kommen will, muss man schneller entwickeln. Das werden wir weiterhin versuchen", kündigt er an. "Ich glaube aber, dass wir momentan ordentlichen Schwung in unserem Entwicklungsprogramm haben. Vom britischen Grand Prix auf hier haben wir einen brauchbaren Schritt gemacht, aber ich weiß, dass vor uns noch weitere gute Schritte liegen."

McLaren-Lamellen

Die vertikalen Lamellen auf den Seitenkästen des McLaren sind neu Zoom

"Es sind noch viele Rennen zu fahren. Morgen wird es trocken sein. Ich glaube, da werden wir konkurrenzfähig sein, können uns verbessern und solide Punkte holen. Wir haben zwei großartige Fahrer, also sehe ich keinen Grund, der dagegen spricht", meint Whitmarsh. "Wir sind fest entschlossen, in den nächsten Rennen Fortschritte zu machen - einerseits mit dem Auto, andererseits aber auch mit dem Verständnis darüber, die Reifen unabhängig von den Bedingungen bestmöglich zu nutzen."