• 17.09.2010 14:12

  • von Roman Wittemeier

McLaren: Das Team stark, das Individuum auch?

Bei McLaren will man von zukünftigen Stallordern nichts wissen - Teamchef Martin Whitmarsh kritisiert Fernando Alonso und Co.

(Motorsport-Total.com) - Der Stallorder-Streit ist noch lange nicht vorbei. Die Wogen werden sich erst dann wieder glätten können, wenn die FIA einen eindeutigen Beschluss bezüglich des Teamorder-Verbots fasst. Wann dies der Fall sein wird, ist derzeit unklar. Sicher ist: Bis dorthin herrscht in der Formel 1 eine kuriose Situation - geschaffen von der FIA selbst.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh (Teamchef)

Martin Whitmarsh hält an der Gleichbehandlung seiner Piloten fest

Seit man Ferrari - trotz reichlich Indizien - nicht noch härter für die Stallregie von Hockenheim bestrafte, sind einige im Fahrerlager der Meinung, dass man einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen habe. Red-Bull-Teamchef Christian Horner meint sogar, dass man sich eine solche Teamorder nun jederzeit für 100.000 US-Dollar erkaufen könnte. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh hält dagegen. Eine solche Herangehensweise könnte böse enden.#w1#

"Ich verstehe es nicht ganz. Die FIA sagt, es gab nicht genügend Beweise, Ferrari zu bestrafen. Warum erlassen sie ihnen dann nicht auch die 100.000 Dollar, die die Rennkommissare ihnen schon direkt nach dem Rennen in Hockenheim aufgebrummt haben?", fragt der Brite in der 'Auto Bild Motorsport' (jetzt abonnieren!). Whitmarsh ist sicher: Die FIA könnte Nachahmer deutlich härter bestrafen.

Aus Sicht des McLaren-Teamchefs sollte man das Verbot der Stallregie abschaffen und künftig an alle Mannschaften appellieren, Positionswechsel offen und nachvollziehbar durchzuführen. "Ideal ist so etwas in meinen Augen zwar nicht, aber wir sollten auch keine Situationen hervorrufen, in denen man die Fans anlügen muss", sagt Whitmarsh.

Der Brite betont noch einmal, dass ein solches Verhalten in seinem Team niemals zur Diskussion stünde - auch nicht im harten Titelkampf 2010. "Es macht uns als Team stärker, als wenn wir uns nur auf einen Fahrer konzentrieren", sagt Whitmarsh. Er argumentiert: "Was die Fahrer hier machen, erfordert eine extreme Hingabe für den Job. Denn die Formel 1 ist viel gefährlicher als wir wahrhaben wollen. Und da wäre es unmoralisch, jemanden zu bitten, sein Leben für jemand anders zu riskieren."

¿pbvin|512|3122||0|1pb¿So heißt es für Lewis Hamilton und Jenson Button auch in Zukunft freie Fahrt. Auch die Erlebnisse aus dem Jahr 2007, als die damaligen McLaren-Piloten und Hamilton und Fernando Alonso gegen Kimi Räikkönen das Nachsehen hatten, ändert nichts an der Whitmarsh-Meinung. "Alonsos Fehler bei uns war, dass er Hamilton als Neuling total unterschätzt hat. Als er herausgefunden hat, dass Lewis nicht so einfach zu schlagen war, wurde er unzufrieden und versuchte, das Team zu erpressen."

Ob es typische Alonso-Taktik sei, sich nun auch bei Ferrari einen klaren Nummer-1-Status zu sichern? "Sagen wir so: Es gibt Fahrer in der Formel 1, die nur an sich denken und sich keinen Deut um die Belange anderer scheren", weicht Whitmarsh einer klaren Antwort etwas aus. "Im Moment gibt es davon mehr als einen, aber keiner fährt für unser Team..."