Mayländer: "System hat voll gegriffen"
Safety-Car-Fahrer Bernd Mayländer verteidigt im Interview mit 'Motorsport-Total.com' die neue Regel und spricht über den Grand Prix der USA
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Bernd, wie ist es an der Rennstrecke im 'Nudeltopf'?"
Bernd Mayländer: "Natürlich immer wieder aufregend, auf dem Speedway von Indianapolis zurück zu sein! So eine Rennstrecke gibt es sonst nicht im Formel-1-Kalender, das ist etwas absolut Besonderes. Indianapolis ist zwar eine Großstadt, aber darunter stellt man sich als Europäer vielleicht was anderes vor. Trotzdem ist es immer wieder aufregend, hier zu sein."
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Bernd Mayländer führt als Fahrer des Safety-Cars viele Rennen an
Frage: "Was sind streckentechnisch die Herausforderungen hier?"
Mayländer: "Speziell für das Safety-Car ist Turn 13 eine Herausforderung - ich bin dort mit den Straßenreifen am Limit. Die Formel 1 hat es relativ easy, für die ist es selbst bei Regen eine Gerade, die fährt dort Vollgas durch. Sonst hat Indianapolis einen speziellen Charakter, abwechselnd eine schnelle Kurve, Turn 13, die Steilkurve, das Infield ist sehr langsam. Ich bin natürlich froh, wenn ich mit dem Safety-Car nichts zu tun habe, denn letzte Woche war es genügend."#w1#
Erster Einsatz der neuen Safety-Car-Regel
Frage: "Du sprichst es an, Montréal war ein ziemliches Chaos, wo nicht mehr jeder durchgeblickt hat. Wie hast du es erlebt?"
Mayländer: "Am Ende haben wieder alle durchgeblickt, nur während des Rennens der eine oder andere nicht. Das Safety-Car ist zum ersten Mal zum Einsatz gekommen, wo man auch sortieren hat müssen nach dem neuen Reglement. Das hat verhältnismäßig gut funktioniert. Das eine oder andere Team - auch Ferrari, habe ich gehört - hatte einen kleinen Denkfehler drin..."
Frage: "... und einen Farbfehler an der Ampel!"
Mayländer: "Das gehört genau zu diesen Fehlern. Aber der Rest hat es gut gemacht, von dem her hat das System voll gegriffen. Und es ist sicherer geworden, das ist ein sehr wichtiger Punkt. Auch in der langen Safety-Car-Phase wegen Kubica, der zum Glück nichts hat, haben sich alle total dran gehalten, sind vorsichtig gefahren. Sicher waren alle geschockt durch den Unfall, den sie ja vor Ort gesehen haben. Ich hoffe, dass ich hier nichts zu tun haben werde - und hoffentlich auch den Rest der Saison nicht."
Frage: "Für dich war es nicht so schwierig, du musst ja einfach nur vorne bleiben..."
Mayländer: "Ich muss einfach nur vorne bleiben. Sicher habe ich durch den neuen Ablauf noch mehr Funkkontakt zur Race-Control, aber das war wirklich gut eingespielt. Für mich persönlich war es wirklich sehr easy. Natürlich hat mich der Unfall auch schockiert, als ich ihn gesehen habe - dementsprechend fährt man auch so lange sehr vorsichtig rum, solange man nicht weiß, was mit dem Fahrer los ist. Ich war sehr froh, als ich Entwarnung bekommen habe, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht. Das war ein kleines Wunder."
Frage: "Er darf hier nicht fahren, obwohl er gerne möchte, aber die FIA-Ärzte befürchten, dass er sich bei einem weiteren Einschlag schwer verletzen könnte. So eine Vorsichtsmaßnahme ist ganz gut, oder?"
Mayländer: "Ja. Als Rennfahrer möchte man immer so schnell wie möglich ins Auto zurück. Er ist ja soweit fit, aber es ist vernünftig von den Ärzten, zu sagen, dass, wenn hier war was passiert, es ein Hammereinschlag wird. Da ist die Gesundheit wichtiger, da wurde definitiv die richtige Entscheidung getroffen. Das wird Robert auch verkraften."
Mayländer wünscht Vettel viel Glück
Frage: "Sebastian Vettel wird mit 19 Jahren seinen ersten Grand Prix bestreiten. Welchen Tipp hast du für ihn?"
Mayländer: "Ich wünsche ihm alles Glück, das man für so einen talentierten jungen Mann braucht. Er kann sich hier beweisen. Ich finde es klasse, dass er hier eine Chance bekommt. Er wurde damit anscheinend selbst ein bisschen überrascht. Er wird die nächsten Tage auf jeden Fall ein bisschen nervöser ins Bett gehen."
Frage: "Was kann man vom Rennen erwarten? McLaren-Mercedes sehr stark und dahinter Ferrari bedrängt vom BMW Sauber F1 Team?"
Mayländer: "Ich glaube auf jeden Fall, dass Ferrari ganz deutlich bedrängt ist von BMW. BMW hat die in Kanada auf Distanz gehalten. Da hat sich einiges getan. McLaren-Mercedes sehe ich nach wie vor als die Besten im Feld, gefolgt von BMW, Ferrari - und Ferrari kriegt es jetzt auch schon mit anderen zu tun. Die müssen auf jeden Fall was tun, BMW lässt da nicht locker. Und Renault würde ich auch immer etwas zusprechen, denn die sind in einem Tief, aber die kommen da wieder raus. Da muss sich Ferrari lang machen."