• 26.11.2004 09:48

  • von Marco Helgert

Mateschitz: Lockerheit als Marketingstrategie

'Red Bull'-Chef Dietrich Mateschitz über die Zielsetzung in der Formel 1, die Umgestaltung des Teams und erneut Gerhard Berger

(Motorsport-Total.com) - 'Red Bull'-Chef Dietrich Mateschitz muss momentan über seinen eigenen Schatten springen. Der 60-Jährige gilt als medienscheu, gibt weder TV- noch Radio-Interviews. Doch das Medieninteresse in den vergangenen Tagen war immens. Seit der Übernahme von Jaguar Racing füllt er gerade in Österreich jede Zeitung. Dabei war dies erst der erste Schritt des "Marketing-Genies", wie Niki Lauda seinen Landsmann unlängst betitelte.

Titel-Bild zur News: 'Red Bull'-Chef Dietrich Mateschitz

Mit 'Red Bull' soll ein Stück Lockerheit in die Formel 1 zurückkehren

"Das Leichteste ist, ein Team zu kaufen. Das dicke Ende kommt oft danach", erklärte er dem 'Kurier'. "Wenn wir nicht dran glauben würden, dass es sich rechnet, hätten wir den Schritt nicht gewagt." Man habe alles durchgerechnet, sich Szenarien zurechtgelegt. Der Einstieg in die Formel 1 ist wohlüberlegt, auch innerhalb des Teams wird es keine hektischen Aktionen geben, das Personal bleibt vorerst unverändert.#w1#

"Natürlich wird man im nächsten Jahr einige Korrekturen vornehmen müssen, damit eine Weiterentwicklung möglich wird, man wird einige Positionen austauschen und Motoren sowie Reifenpartner auswählen", kündigte Mateschitz dennoch an. Er selbst wird jedoch nicht in die Teamaktivitäten involviert sein. "Sie werden mich sicher nicht mit Funkgerät, Headset und Stoppuhr an der Boxenmauer stehen sehen", erklärte er dem 'Spiegel'.

Gerade in diesem Zusammenhang wurde schon vor der offiziellen Verkündung der Übernahme davon gesprochen, dass Gerhard Berger einen ranghohen Posten im Team von 'Red Bull' übernehmen könnte. "Gerhard ist mein Freund, wir kennen uns schon ewig", so der 'Red Bull'-Chef. "Aber er wird keine offizielle Funktion übernehmen, sondern nur Berater sein. Er kennt Gott und die Welt, geht bei Ferrari und Honda ein und aus. Dieses Know-how kann helfen."

Die eigene Messlatte ist nicht auf WM-Kurs gelegt: "Diese Frage stellt sich nicht, weil wir keine Autohersteller sind", erklärte er weiter. Doch die "Marketing-Plattform" Formel 1 soll sich bezahlt machen. "Außerdem ist die Formel 1 eine unfassbare mediale Plattform, sie ist die absolute Königsklasse, sie wird immer überleben. In gewisser Weise sind die Strukturen zu verfahren. Wir wollen das Lockere auf Dauer rüberbringen. Wir sind in unserer Marketing-Strategie so authentisch, wie wir wirklich sind."

Dabei versuchte der Österreicher erneut zu unterstreichen, dass man nicht wegen einer privaten Vorliebe in die Formel 1 kam. "Ich bin der Geschäftsführer von Red Bull und überlege mir immer sehr genau, was ich tun werde", erklärte er. "Man darf nicht die Marketingstrategie mit persönlichen Vorlieben verwechseln."