Mateschitz: "2005 wird sicherlich ein Übergangsjahr"

Im Interview mit 'F1Total.com' spricht 'Red-Bull'-Chef Mateschitz über die Perspektiven seines Teams und das Projekt Spielberg

(Motorsport-Total.com) - Wer erwartet hat, dass 'Red-Bull'-Chef Dietrich Mateschitz nach dem Kauf des Jaguar-Teams zum neuen "Popstar" der Formel 1 werden würde, hat sich gewaltig geschnitten: Der grauhaarige Österreicher hält sich beharrlich im Hintergrund und schafft es irgendwie, den unzähligen Medienanfragen großteils aus dem Weg zu gehen.

Titel-Bild zur News: Dietrich Mateschitz

Medienscheu: Nur selten steht Mateschitz für Interviews zur Verfügung

Gegenüber 'F1Total.com' hat der ehemalige Zahnpastavertreter, der mit seinem Energydrink Vermögenswerte von gut einer Milliarde Euro angehäuft hat und damit laut 'Forbes' der reichste Mann Österreichs ist, jedoch zu einigen aktuellen Themen Stellung genommen. Unter anderem spricht er in unserem Interview über den ruhenden Plan des All American Teams, die Perspektiven für Red Bull Racing und den ehemaligen A1-Ring als mögliche Teststrecke.#w1#

Red Bull Racing kein Privatspielzeug für Mateschitz

Frage: "Herr Mateschitz, in welcher Rolle sehen Sie sich selbst bei Red Bull Racing? Werden Sie bei allen Rennen präsent sein?"
Dietrich Mateschitz: "'Red Bull' hat den Rennstall aus marketingstrategischen Überlegungen gekauft, nicht ich persönlich wegen irgendwelcher Vorlieben. Ich werde selbst keine Managementfunktion im Team ausüben. Das wird den Fachleuten vorbehalten sein. Gleiches gilt für meine Präsenz bei Rennen. Ich werde öfter als bisher, aber nicht regelmäßig anwesend sein."

Frage: "Wollen Sie aus Red Bull Racing langfristig das vor Jahren geplante All American Team machen, oder bleibt es zunächst bei einer international gemischten Mannschaft?"
Mateschitz: "Der Kauf des Formel-1-Teams hat mit unserer ursprünglichen Idee des All American Teams nichts zu tun. Dafür bedarf es eines amerikanischen Motorenherstellers und eines amerikanischen Fahrers - beides ist zurzeit nicht vorhanden. Ob wir die Idee, die ich nach wie vor für hervorragend halte, wieder einmal in Erwägung ziehen, kann man nicht ausschließen. Zurzeit ruht sie aber."

Frage: "Für jedes Team in der Formel 1 müssen Siege langfristig das Ziel sein. Wie viel Zeit geben Sie sich dafür?"
Mateschitz: "2005 wird sicherlich ein Übergangsjahr sein, wo es unser Ziel sein muss, aus dem vorhandenen Potenzial ein Optimum herauszuholen. Die eigentliche Aufgabe ist jedoch, von Anfang an das Auto für 2006 vorzubereiten und den entsprechenden Motorenpartner zu finden. Kurzfristig wäre es vermessen, ganz vorne mitfahren zu wollen. Wenn wir die Entwicklung der Formel 1 jedoch richtig einschätzen, sollten Privatteams wieder mehr Bedeutung und bessere Siegeschancen haben - und dann wollen wir natürlich ganz vorne dabei sein."

Für das Team werden noch neue Sponsoren gesucht

Frage: "Wird für das Team ein Hauptsponsor gesucht oder soll 'Red Bull' in erster Linie auf den Autos präsent sein?"
Mateschitz: "'Red Bull' wird Namens- und einer der Hauptsponsoren sein. Natürlich ist es unser Ziel, weitere Sponsoren zu finden. Unser Team wird vor allem für Sponsoren interessant sein, die ein hohes Maß an Synergie mit unserer Marke und deren Zielgruppe haben."

Frage: "In Spielberg entsteht ein neuer Motorsport-Komplex. Könnte die Anlage als Formel-1-Teststrecke für Red Bull Racing genutzt werden? Wann wird sie fertig? Ist geplant, den Grand Prix wieder in die Steiermark zu holen?"
Mateschitz: "Der Kauf des Teams steht in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Projekt Spielberg. Das Projekt wird frühestens 2009 fertig gestellt, sodass es kurzfristig keine Relevanz hat. Später können sich Synergien ergeben wie zum Beispiel hervorragende Testmöglichkeiten. Die Entscheidung, ob Österreich je wieder einen Grand Prix haben wird, liegt bei Bernie Ecclestone. Eine Rückkehr der Formel 1 wäre für Österreich natürlich wünschenswert, erscheint mir aber zurzeit nur bedingt wahrscheinlich."

Frage: "Wann wird die Teampräsentation stattfinden und wo?"
Mateschitz: "Voraussichtlich Ende Januar, Anfang Februar. Der Ort der Präsentation steht zurzeit noch nicht fest."