• 07.06.2007 22:53

Massa: "Unterm Strich muss alles passen"

Felipe Massa über seine Aussichten auf den WM-Titel, den Grand Prix von Kanada, die interne Situation bei Ferrari und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Felipe, mit welchem Gefühl gehst du in dieses Wochenende? Montréal sollte dem Ferrari ja liegen. Glaubst du, dass die Weltmeisterschaft hier neu beginnt?"
Felipe Massa: "Man kann nicht sagen, dass das der Beginn der Weltmeisterschaft ist. Wir befinden uns mitten in einer sehr umkämpften Weltmeisterschaft. Jedes Rennen kann wichtig sein, aber leider war das letzte Rennen nicht fantastisch für uns. Das Endresultat war nicht so gut wie erwartet, aber wir sehen ein, dass die Streckencharakteristik in Monaco ganz anders ist als auf allen anderen Strecken. Es ist eine Strecke, auf der unser Auto vielleicht nicht so funktioniert, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir für die nun kommenden Strecken bestens gerüstet sind. Hoffentlich war Monte Carlo nur ein Einzelfall und wir können nun wieder mit McLaren fighten und mehr Punkte sammeln als sie."

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Wirkt auch vor Kanada extrem entspannt und optimistisch: Felipe Massa

Frage: "Glaubst du, dass eine Strecke wie Ungarn, wo es auch sehr eng und kurvenreich ist, ein Problem für euch darstellen könnte?"
Massa: "Das glaube ich nicht, denn Ungarn sieht zwar nach einer langsamen Strecke aus, hat aber viele mittelschnelle und schnelle Kurven, also ist es eine ganz andere Strecke als Monaco. McLaren war in Monaco einfach schon immer sehr, sehr stark. Hoffentlich trifft das auf dieses Jahr auch wieder zu."#w1#

Keine Bedenken wegen der Reifen

Frage: "Die Temperaturen für dieses Wochenende werden nicht allzu hoch erwartet. Wie schwierig wird es, die superweichen Reifen richtig zu behandeln?"
Massa: "Das ist für alle gleich. Jeder hat die gleichen Reifen. Wir müssen nur schauen, wie wir die Reifen am besten aufwärmen können, um gleich in der ersten Runde Grip zu bekommen. Ich bin sicher, dass wir mit den jetzigen Reifen eher auf der harten Seite sind, auch wenn es wie in Monaco die Supersofts sind. Ich denke, die Supersofts werden hier auf die langen Distanzen keine Schwierigkeiten machen. Wir müssen nur für die erste Runde gut auf Temperatur kommen, um gut Grip zu haben."

Frage: "Glaubst du, dass dieses Rennen für deinen Teamkollegen Kimi Räikkönen schon vorentscheidend sein könnte? Und würde dir das in der Weltmeisterschaft vielleicht einiges einfacher machen?"
Massa: "Wenn man sich die Weltmeisterschaft ansieht, wie es jetzt steht, mit vier Fahrern, die bei jedem Rennen fighten, dann kann ein schlechtes Rennen schon großen Einfluss nehmen. Man hat einfach keinen Spielraum, aber das gilt ja für uns alle. Ich bin sicher, dass man mit zwei schlechten Resultaten hintereinander gleich mal in Rückstand gerät, aber das kann auch McLaren passieren - und Kimi natürlich auch. Kimi hatte jetzt zweimal Pech, was es ihm in der Weltmeisterschaft schwierig macht. Wenn ich aber zum Beispiel in Australien kein Pech gehabt hätte, würde ich vielleicht auch schon führen."

Frage: "Wäre es ein Vorteil für dich, der einzige Ferrari-Fahrer zu sein, der auf Titeljagd geschickt wird?"
Massa: "Ich denke, es ist besser, beide Ferraris vorne zu haben, denn McLaren hat auch immer beide Autos vorne. Es ist wichtig für uns, mehr Punkte als McLaren zu holen, daher müssen wir alles geben. Wir müssen gut zusammenarbeiten und so viele Punkte wie möglich mit beiden Autos holen."

Frage: "Glaubst du, dass sich die Probleme von McLaren-Mercedes in irgendeiner Form negativ auf sie auswirken werden?"
Massa: "Ich weiß es nicht. Keine Ahnung, was bei McLaren intern vor sich geht. Wir arbeiten einfach nur selbst hart an uns. Das Verhältnis zum Team ist sehr gut, also müssen wir an uns selbst denken und versuchen, das Beste zu geben. Wir wissen, dass McLaren ein sehr starkes Team ist. Wir müssen nur darauf aufpassen, dass sie sich von Rennen zu Rennen steigern."

Frage: "Bist du überrascht, dass die Weltmeisterschaft zwischen vier Fahrern so eng ist und dass ihr so viel Vorsprung auf die Verfolgerteams habt?"
Massa: "Ich finde die Weltmeisterschaft so, wie sie jetzt mit dem Duell zwischen Ferrari und McLaren ist, viel intensiver. Vielleicht kann auch mal ein anderer Fahrer bei einem Rennen aufblitzen lassen, aber meistens spielt es sich nur zwischen Ferrari und McLaren ab."

Frage: "Überrascht es dich, dass das so ist?"
Massa: "Nein, das hat man im Winter schon gesehen, speziell gegen Ende, dass McLaren und BMW die schnellsten Teams waren. Mit unserem finalen Paket wurden wir dann aber auch sehr stark. McLaren und Ferrari können sehr schnell weiterentwickeln, von Rennen zu Rennen. Wir haben viele neue Dinge am Auto. BMW muss da glaube ich noch dazulernen, vielleicht auch Renault, aber die sind nicht so stark wie im Vorjahr. Meiner Meinung nach geht es in der Weltmeisterschaft nur zwischen McLaren und Ferrari."

Guter Test in Le Castellet

Frage: "Ihr habt in Le Castellet getestet. Mit was für einem Gefühl gehst du nun in dieses Wochenende auf der ähnlichen Strecke in Montréal?"
Massa: "Es war ein guter Test, wenn man sich die Zeiten und die Konstanz anschaut. Wir müssen aber hier schnell sein, wenn es zählt, und da bringt einem der Test rein gar nichts."

Frage: "Ist es ein Nachteil, dass ihr nur noch mit einem Auto testen dürft?"
Massa: "Unterm Strich ist es für alle gleich. Wenn es also ein Nachteil ist, dann für alle."

Frage: "Jacques Villeneuve hat diese Woche gesagt, dass Lewis Hamilton ein bisschen zu aggressiv fährt. Findest du das auch?"
Massa: "Ich habe dazu nichts zu sagen. Wir haben in jedem Rennen in diesem Jahr einen guten Fight gesehen. Die Stewards schauen sich an, ob jemand etwas falsch macht, und ich glaube nicht, dass das bisher der Fall war. Ich möchte mich aber zu solchen Dingen nicht äußern, denn diese Polemik hilft niemandem."

Frage: "Du findest also nicht, dass Lewis Hamilton etwas falsch gemacht hat?"
Massa: "Für mich war das normal, genau wie ich in Barcelona nichts falsch gemacht habe."

Frage: "im Vorjahr hast du Rennen gewonnen, aber jetzt fährst du um die Weltmeisterschaft. Was für ein Gefühl ist das und wie ist es um dein Selbstbewusstsein bestellt?"
Massa: "Das ist anders als im Vorjahr. Im Vorjahr war es unmöglich, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen, weil ich im ersten Teil des Jahres zu viele Punkte verloren hatte. Im zweiten Saisonabschnitt war ich sehr stark - und in meinem Kopf kämpfte ich um die Weltmeisterschaft, denn ich kämpfte um Platz drei, was das bestmögliche Resultat war. Es fühlte sich wie ein Sieg an, den dritten Platz zu erreichen. Die Herangehensweise ist die gleiche. Ja, ich bin sehr selbstbewusst, aber ich gebe auch jeden Tag alles, um meine Konkurrenten zu schlagen. Natürlich arbeite ich hart und ich bin sehr motiviert. Unterm Strich muss dann aber alles passen - das Auto, das Team, der Fahrer und auch das Glück. Hoffentlich gelingt uns das."

Frage: "Einige Experten haben zu eurem schlechten Abschneiden in Monaco gesagt, dass es mit dem langen Radstand zusammenhängen könnte. Stimmst du zu?"
Massa: "Ich hoffe, dass das der Fall ist, denn wir waren in Monte Carlo nicht stark genug. Ich hoffe, dass wir nun wieder so stark sind wie in den Rennen vor Monaco. Unser Auto ist in der Tat ein bisschen anders gebaut als das unserer Rivalen, aber wir wissen, dass es konkurrenzfähig ist und dass es auf den meisten Strecken gut funktionieren sollte."