"Kimi, wie kannst du so schnell fahren?"
Kimi Räikkönen besuchte am Mittwoch in Montreal eine Schule und plauderte über Ferrari, seine Probleme mit dem F2007 und den Kampf um den WM-Titel
(Motorsport-Total.com) - Kimi Räikkönen erlebte am Mittwochmorgen eine Einstimmung der besonderen Art auf den kommenden Kanada-Grand-Prix - der Finne besuchte die 'Coronation School' in Montreal, wo er von rund 200 Schülern im Alter von vier bis 14 Jahren begeistert empfangen wurde.

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Kimi Räikkönen umringt von einigen seiner kleinsten Fans...
Kimi Räikkönen präsentierte sich wie immer cool und entspannt, genoss die Atmosphäre aber sichtbar, denn Kinder wissen einen solchen Event eben wirklich zu schätzen und scheuen sich auch nicht vor ganz banalen Fragen ("Kimi, wie kannst du so schnell fahren?").#w1#
Räikkönen gefällt das Arbeitsklima bei Ferrari
Mindestens genauso wohl fühlt sich der 27-Jährige auch bei seinem neuen Arbeitgeber Ferrari: "Ferrari ist eine Legende und in der Formel 1 sind sie für ihren extrem freundlichen Umgang bekannt. Ich bin hier erst seit rund einem Monat, aber ich kann schon jetzt sagen, dass das stimmt. Man fühlt sich gut, es herrscht ein freundliches Klima und ich bin glücklich, hier zu sein."
In den kommenden Wochen wird es für den Rennfahrer aus Espoo aber durchaus stressig: "Montreal ist das erste von vier Rennen innerhalb von fünf Wochen. Zudem haben wir eine Testeinheit in Silverstone zwischen dem zweiten und dem dritten Rennen. Aus diesem Grund war es schön, eine kurze Pause in Finnland zu genießen."
Dort hat der Formel-1-Pilot sich nicht nur auf die faule Haut gelegt sondern trainiert, aber auch am See etwas in der Sonne entspannt, konnte dabei jedoch seinen Patzer in der Qualifikation von Monaco nicht vergessen: "Die Erinnerungen sind immer noch da. Aber nun sind meine Batterien für Montreal voll aufgeladen."
Wie wird der F2007 in Montreal funktionieren?

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Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen am Mittwoch in Montreal Zoom
Auch den F2007 hat man im Vorfeld für die recht schnelle Strecke getrimmt: "Wir hatten zwei Testtage in Les Castellet, um uns auf das Rennen vorzubereiten und erzielten positive Ergebnisse, auch wenn man sich nie absolut sicher sein kann, selbst wenn sich die beiden Strecken ziemlich ähnlich sind - aber sie sind eben nicht identisch. Sicher ist, dass ich das Maximum aus dem Auto herausholen kann. Dies ist ein Gefühl, das ich in Paul Ricard aber auch im Freien Training in Monte Carlo hatte."
In den vergangenen Wochen musste sich Kimi Räikkönen hinter Teamkollege Felipe Massa anstellen: "Ich denke, dass er weniger Probleme mit dem Auto hatte", so der Finne über seinen Nachteil als Teamneuling. "Wir haben das Auto verbessert und es scheint nun für mich besser zu sein. Wir hatten zuletzt ein gutes Wochenende, bis ich die Leitplanken traf. Das hat nicht geholfen. Das Auto ist jetzt aber besser und ich kann es einfacher fahren."
Dank "Wohlfühlfaktor" wieder aufs Podium?
Allzu viele Vorsagen will Kimi Räikkönen aber nicht machen: "Ich bin nie mit einem Ferrari in Montreal oder in Indy gefahren, ich kann aus diesem Grund wirklich nicht wissen, wie er dort funktionieren wird, aber ich weiß, dass die Scuderia dort traditionell sehr stark ist, das ist wirklich ermutigend." Der kanadische Kurs ist laut Räikkönen für die Autos eine Tortur: "Die langen Geraden sind für den Motor belastend und wenn man über die Randsteine springt, macht es das Leben für die Autos nicht leicht."
Kein Rückstand auf McLaren-Mercedes mehr?
Der "fliegende Finne" ist überzeugt, dass man keinen so großen Rückstand auf McLaren-Mercedes haben wird wie in Monte Carlo ("Da war ich die vergangenen Jahre auch immer stark, selbst wenn wir ein schlechtes Auto hatten") - wenn es denn einen Rückstand geben wird und hat gute Erinnerungen an das Rennen.
"Ich habe in Montreal vor zwei Jahren gewonnen. Ich mag die Stadt, es ist eine der schönsten im ganzen Kalender. Die Strecke unterschiedet sich mit Sektoren mit heftigen Beschleunigungs- und Bremsmanövern, man muss mit der Balance die richtige Balance zwischen der Aerodynamik - wobei man recht wenig Abtrieb braucht -, und der Stabilität beim Bremsen finden."
WM-Titel adé? Auf keinen Fall!

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Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen am Mittwoch in Montreal Zoom
Obwohl er in der WM-Wertung 15 Punkte Rückstand auf die Spitze hat, bleibt der Rennfahrer gelassen: "Das ist kein Abgrund und mit ein paar guten Ergebnissen zusammen mit vielleicht ein paar Fehltritten der Gegner wird sich die Situation ändern. Wie Todt schon gesagt hat, wenn ich zwei Rennen vor dem Ende so weit zurückliegen würde, dann wären meine Chancen gleich null, aber bei noch verbleibenden zwölf Rennen ist es kein Abstand, den ich nicht überwinden kann."
Räikkönen ärgert sich über seinen Fehler in Monaco, denn "auf allen anderen Strecken hätte das keinen allzu großen Unterschied ausgemacht". Wenigsten konnte er noch einen Punkt holen, "der am Ende wichtig werden könnte". "Wir hatten zwei schlechte Rennen in Folge, ohne diese könnten wir vorne dabei sein. Es ist schwer vorstellbar, dass alle anderen Fahrer das komplette Jahr ohne Probleme durchkommen, solange wir keinerlei Probleme haben, denke ich, dass wir eine gute Chance haben, um zurückzuschlagen."
Räikkönen lässt sich nicht beirren
"Klar, die Rennen in Barcelona und Monte Carlo verliefen für mich nicht sehr gut, aber ich denke, dass ich immer noch um den Titel kämpfen kann. Ich werde mein Bestes geben, um immer so viele Punkte wie möglich zu holen und dann werden wir sehen, wie es aussieht. Ich habe gelernt, dass man in der Formel 1 sehr schnell vom Helden zum Niemand werden kann, das ist die Natur des Sports. Ich kann lediglich meine Hausaufgaben gut erledigen und für mich selbst mein Bestes geben."
Damit will Räikkönen schon beim Rennen in Montreal beginnen: "Es wird nicht einfach werden, aber ich denke, dass wir eine gute Siegchance haben. Es wird alles davon abhängen, wie gut das Wochenende verläuft. Fest steht, dass wir ein starkes Paket haben und wir jede Chance auf den Sieg haben. Ich hatte dort ein paar gute und auch ein paar nicht so gute Rennen. Es kann alles passieren. 2005 gewann ich und vergangenes Jahr war ich Dritter. Wir haben alle Chancen, das Rennen zu gewinnen."
Räikkönen, der immer noch "am lernen ist" und sich selbst bei seinem Sieg beim Auftaktrennen in Melbourne nicht wohl am Steuer des F2007 gefühlt hat, ist übrigens nicht überrascht, dass sein Ex-Arbeitgeber McLaren-Mercedes in diesem Jahr so stark ist: "Wenn wir ein gutes Auto hatten, war ich schnell. Im vergangenen Jahr war das nicht der Fall, so wie das viele Jahre über der Fall war. In diesem Jahr haben sie ein gutes Paket und sind überall stark."

