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Massa gewinnt in Bahrain knapp vor Hamilton

Felipe Massa gewann den Grand Prix von Bahrain 2,3 Sekunden vor Lewis Hamilton - Heidfeld starker Vierter nach tollem Manöver gegen Alonso

(Motorsport-Total.com) - Vor dem heutigen Grand Prix von Bahrain haben alle Experten ein Duell zwischen Ferrari und McLaren-Mercedes prognostiziert - und genau so ist es auch gekommen: Die roten und silbernen Boliden lieferten sich auf dem 5,412 Kilometer langen Kurs in der Sakhir-Wüste nahe Manama über 57 Runden ein vor allem in taktischer Hinsicht packendes Rennen.

Titel-Bild zur News: Podium in Bahrain 2007

Felipe Massa und Lewis Hamilton strahlen etwas mehr als Kimi Räikkönen

Die Temperaturen waren nicht ganz so extrem wie zuletzt in Malaysia und an den Trainingstagen, das Thermometer kletterte lediglich auf maximal 29 Grad. Dies spielte schon am Start eine Rolle, denn die ungeraden Startpositionen - also auch die beiden Ferraris - standen im Schatten, was möglicherweise einen kleinen Nachteil dargestellt haben könnte. Dennoch schaffte es der spätere Sieger Felipe Massa (Ferrari), seine Pole Position zu verteidigen.#w1#

Erlösender Sieg für kritisierten Massa

Der Brasilianer feierte nach der Kritik in Italien heute den wahrscheinlich wichtigsten Sieg seiner bisherigen Karriere - und das war ihm auch bewusst: "Das habe ich so gebraucht", jubelte er am Boxenfunk, als ihm während der Auslaufrunde Teamchef Jean Todt höchstpersönlich gratulierte. Doch die eigentliche Sensation war wieder einmal Youngster Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes), der auch in seinem dritten Grand Prix auf das Podium fuhr und damit Formel-1-Geschichte schrieb.

Doch der Reihe nach: Massa erwischte im Gegensatz zu Malaysia einen guten Start, stach vor Hamilton in die erste Kurve, während es Fernando Alonso (McLaren-Mercedes) schaffte, an Kimi Räikkönen (Ferrari) vorbeizugehen. Dahinter fädelten sich die beiden BMW Sauber F1 Team Piloten ein, die nicht allzu viel riskieren mussten, da sie mit einer relativ großen Benzinmenge beladen waren und von hinten nichts zu befürchten hatten.

Die großen Verlierer des Starts waren Jenson Button (Honda) und Scott Speed (Toro-Rosso-Ferrari), denn ein Dreher von Button löste im Hinterfeld ein Gerangel aus, bei dem beide ausschieden. In der gleichen Situation fuhr sich Adrian Sutil (Spyker-Ferrari) den Frontflügel ab, was einen Reparaturstopp nach sich zog. Aufgrund der vielen Wrackteile auf der Strecke schwärmte das Safety-Car aus, das bis in die vierte Runde draußen blieb.

Rosberg und Schumacher mit schlechten Starts

Hinter den sechs Spitzenautos reihten sich anfangs Giancarlo Fisichella (Renault), Mark Webber (Red-Bull-Renault), Heikki Kovalainen (Renault), Alexander Wurz (Williams-Toyota) und Anthony Davidson (Super-Aguri-Honda) in den Top 12 ein. Nico Rosberg (Williams-Toyota) kam nicht gut weg und fiel auf Platz 13 zurück, Ralf Schumacher kam mit seinem Toyota gar nur als 17. hinter David Coulthard (Red-Bull-Renault) aus der ersten Runde zurück.

Der einzige Pilot, der die Safety-Car-Phase für einen regulären Stopp nutzte, war Vitantonio Liuzzi, aber sein Toro-Rosso-Ferrari gab früh den Geist auf - einer von insgesamt sieben Ausfällen heute: Neben Speed, Button und Liuzzi erwischte es auch noch die beiden Super-Aguri-Hondas, die Motorschäden erlitten, sowie beide Red-Bull-Renaults, deren schlechte Zuverlässigkeit von den Wintertests sich wieder in Erinnerung rief.

Nach dem Restart ging Rosberg an Davidson vorbei, war damit Zwölfter und machte Jagd auf Wurz, der seinerseits im Heckflügel von Trulli klebte, vor der ersten Kurve mehrfach ausscherte. Rund um dieses Trio bildete sich mit den Renaults und Coulthard, der von hinten stetig nach vorne kam, ein harter Fight, der zwar nicht um WM-Punkte ging, aber mehr oder weniger über die volle Distanz dauerte und den einen oder anderen Ausritt ohne gravierende Folgen mit sich brachte.

Spitzenfeld

So gingen die Führenden durch die ersten Runden im heutigen Rennen Zoom

Massa und Hamilton setzten sich ab

An der Spitze setzten sich Massa/Hamilton nach etwa fünf Runden ein wenig von Alonso/Räikkönen ab, was auf unterschiedliche Strategien hindeutete. Räikkönen war in jener Phase nahe am Doppelweltmeister dran, wagte aber nie einen Überholversuch, weil er gelegentlich alle Hände voll damit zu tun hatte, seinen driftenden Ferrari auf der Strecke zu halten. Auch Hamilton war nahe an Massa dran, attackierte aber nie.

Coulthard, Wurz und Schumacher eröffneten in der 18. Runde die erste Serie der geplanten Boxenstopps. In der 19. Runde kam Hamilton rein und stand 9,9 Sekunden für einen relativ langen Mittelstint. In Runde 21 kam Massa, in Runde 22 Alonso und in Runde 23 Räikkönen und Heidfeld. Räikkönen schaffte es durch die Extrarunde vorbei an Alonso, der kurz schwächelte und plötzlich sogar Heidfeld großformatig im Rückspiegel hatte.

Heidfeld demütigte den Doppelweltmeister

Dann schlug die große Stunde des "Quick Nick": Der BMW Sauber F1 Team Pilot setzte sich in der ersten Kurve neben den Doppelweltmeister, kam nicht vorbei, steckte aber nicht auf und attackierte den Hügel rauf im ersten Sektor noch einmal - ehe er sich in einer Rechtskurve außen vorbeischob und damit den vierten Platz übernahm! Anschließend konnte er sich zwar nicht absetzen, doch er hatte Alonso bis zum Schluss recht sicher im Griff.

Den längsten ersten Stint fuhren übrigens Kovalainen und Davidson, die aber für die Vergabe der WM-Punkte keine Rolle spielten. In jener Phase sorgte auch Coulthard für Aufsehen, als er kurz vor seinem Ausfall erst an Webber - wahrscheinlich durch Teamstrategie - und dann mutig an Fisichella vorbeiging. Letzterer erfing sich von dem Schock aber wieder und pushte im letzten Stint seinen Landsmann Trulli, der ihn ebenfalls überholt hatte, im Kampf um Platz sieben, wenn auch erfolglos.

In der 40. Runde wurde die Entscheidung eingeläutet, als Massa als erster Fahrer aus dem Spitzenquartett an die Box kam. Der Brasilianer hatte zu jenem Zeitpunkt bereits mehr als zehn Sekunden Vorsprung auf Hamilton und hatte somit nichts mehr zu befürchten. Gleichzeitig kam Räikkönen immer näher an Hamilton heran, doch der Finne musste in Runde 41 an die Box kommen, einen Umlauf früher als sein britischer Konkurrent, was die Entscheidung brachte.

Anthony Davidson

Bei Super Aguri verrauchten heute wieder einmal beide Honda-Motoren Zoom

Hamilton am Ende noch einmal sehr schnell

Hamilton griff dann noch einmal an und verkürzte seinen Rückstand auf Massa mit einigen schnellen Runden zum Schluss auf 2,3 Sekunden, wirkliche Spannung kam aber nicht mehr auf. Die übrigen Punkte wurden in der Reihenfolge Räikkönen, Heidfeld, Alonso, Kubica, Trulli und Fisichella vergeben. Kovalainen schrammte um 7,7 Sekunden an einem weiteren WM-Zähler vorbei, Rosberg wurde einige Sekunden vor Wurz Zehnter, Schumacher Zwölfter, Sutil 15.

Ferrari hatte am heutigen Nachmittag eindeutig die beste Pace, dennoch ist es McLaren-Mercedes wieder gelungen, die beiden roten Autos zumindest aufzusplitten - wenn auch durch Hamilton und nicht durch Teamleader Alonso, der wohl langsam um seinen Status als unumstrittene Nummer eins fürchten muss. Indes scheint es dem BMW Sauber F1 Team zumindest mit dem bärenstarken Heidfeld gelungen zu sein, den Abstand zur Spitze zu verkürzen.

Eine extrem interessante Situation ergibt sich damit nach drei von 17 Rennen auch in der Weltmeisterschaft, denn Alonso, Räikkönen und Hamilton liegen nun mit je 22 Punkten ex aequo an der Spitze. Massa hat als Vierter 17 Zähler, Heidfeld nach drei vierten Plätzen 15. In der Konstrukteurswertung führt McLaren-Mercedes mit 44:39 gegen Ferrari. Auf Platz drei: das BMW Sauber F1 Team (18).

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