• 03.11.2008 17:01

Massa: "Meine Gefühle spielten verrückt!"

Felipe Massa in der Pressekonferenz über seine emotionale Achterbahnfahrt, den Funkverkehr mit seinem Ingenieur, Timo Glock und die Gründe, warum er stolz ist

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Felipe, was für eine Achterbahnfahrt der Gefühle must du heute erlebt haben. Du hast dein Soll erfüllt, was geschah in der letzten Runde und nachdem du die Ziellinie überquert hattest?"
Felipe Massa: "Meine Gefühle spielten völlig verrückt, denn als ich über die Ziellinie kam, war ich immer noch Weltmeister. Und dann hat mir mein Ingenieur plötzlich über Funk alles erzählt. Als ich schon wieder in Kurve drei war, hat er mir gesagt, dass Lewis Hamilton Timo Glock überholt hatte. Ich war völlig durcheinander, denn ich habe weiter auf die Bestätigung gewartet. Die bekamen wir dann auch, und es war nicht das, was wir gewollt hatten. Ich bin dennoch stolz, ich bin dennoch glücklich. Ich denke, dass wir einen tollen Job gemacht haben. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man seinen Heim-Grand-Prix gewinnen kann."

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa erlebte in seiner Heimat eine emotionale Achterbahnfahrt

"Ich habe ihn zum zweiten Mal gewonnen und ich bin sehr stolz auf das, was ich und mein Team hier geleistet haben. Wir haben die Konstrukteurs-WM gewonnen und das ist für mich eine sehr große Leistung. So ist der Rennsport. Das Rennen endet erst mit der karierten Flagge - heute hat sich das eindeutig bestätigt. Wir haben zwar nicht den Titel gewonnen, aber das Rennen und darauf kann man auch stolz sein. Deshalb bin ich sehr glücklich."#w1#

"Ich wäre natürlich noch viel glücklicher, wenn ich den Titel gewonnen hätte. Gott weiß, warum das nicht so war. Man hat immer Erklärungen dafür. Wenn es heute so gelaufen ist, dann sollte es eben so sein. Wir müssen daraus lernen und wir müssen daran wachsen. Wir sollten die Strecke heute hoch erhobenen Hauptes verlassen und sehr, sehr stolz sein."

"Wir hatten einige Höhen und Tiefen, aber das gehört zum Rennsport dazu. Manchmal will man alles perfekt machen, aber es läuft genau in die andere Richtung. An manchen Tag scheint alles sehr, sehr schwierig zu sein, aber dann gewinnst du das Rennen und weißt nichtm warum. Das ist Rennsport und daraus müssen wir lernen. Es ist nicht das erste Mal, dass mir so etwas passiert. Ich habe schon in anderen Serien viele Erfahrungen gesammelt, auch positive Erfahrungen. Heute war wieder so ein Tag. Aber die viele Unterstützung, die ich hier bekam, hat mich sehr, sehr glücklich gemacht."

"Wenn es heute so gelaufen ist, dann sollte es eben so sein." Felipe Massa

Frage: "Was hat dir - abgesehen vom Wetter - im Rennen die größten Probleme bereitet? Sebastian Vettel in der Anfangsphase?"
Massa: "Nein, ich denke nicht. Er war extrem schnell, aber ich wusste, dass er viel leichter war als ich. Ich denke, dass er wenig Benzin an Bord hatte, deshalb war er so schnell. Als ich mit Rillenreifen wieder raus kam und er hinter mir war, sagte mir mein Ingenieur, dass er wohl Benzin für zehn Runden weniger als ich dabei hat. Nach meinen zweiten Stopp war er wieder hinter mir und der Unterschied war noch größer, deshalb war er heute nicht wirklich ein Problem. Das größte Problem war heute der Regen. Man wusste nie, was passiert. Der Regen kann dir auch helfen - aber am Schluss hat er mir nicht geholfen."

Der Funkverkehr in der letzten Runde

Frage: "Woher wusstest du, dass du plötzlich auf Titelkurs warst? Denn die letzten Runden waren ja sehr verwirrend? Hast du das an den Fans auf den Tribünen gemerkt?"
Massa: "Nein, ich bekam es über Funk mitgeteilt. Die Leute auf den Tribünen sind immer happy, wenn du das Rennen gewinnst. Und sogar noch mehr, wenn du Weltmeister wirst. Ich konnte sehen, dass die Leute neben der Strecke sehr glücklich waren, ich war mir aber nicht sicher. Über Funk wurde ich dann aber über jeden Meter auf dem Laufenden gehalten."

Frage: "Wann hat dir dein Ingenieur das erste Mal gesagt, dass du Weltmeister sein könntest?"
Massa: "Das hat er nie gesagt, denn ich glaube, Hamilton war nicht allzu weit von Glock weg. Als ich über die Ziellinie kam, hat mein Ingenieur Rob Smedley mir gesagt 'bleib ruhig, bleib ruhig, denn ich muss nun Lewis beobachten'. Dann bin ich in die erste Kurve gefahren und habe eine gefühlte Ewigkeit auf das Ergebnis gewartet. In Kurve zwei hieß es immer noch 'warte noch eine Sekunde, er kämpft noch mit Glock'. Und dann, in Kurve drei, hieß es 'okay, er hat Glock überholt, also... trotzdem, well done, du hast einen tollen Job gemacht' und so weiter..."

"Und dann, in Kurve drei, hieß es 'okay, er hat Glock überholt, also... trotzdem, well done, du hast einen tollen Job gemacht' und so weiter..." Felipe Massa

Frage: "Während des Rennens hattest du also keine Informationen über Lewis?"
Massa: "Während des Rennens? Ja, aber er war Vierter, Fünfter, dann wieder Vierter. Nach vielleicht fünf oder sechs Runden hat mir Rob gesagt, wo Lewis war, aber zu der Zeit habe ich mich um mein eigenes Rennen gekümmert. Die wichtigste Info war, dass der Regen einsetzte, der das Ergebnis dann ja noch ein bisschen durcheinandergewürfelt hat."

Frage: "Was entgegnest du jetzt den Leuten, die nie daran geglaubt haben, dass du besser sein könntest als Kimi Räikkönen und die gesagt haben, dass du rausfliegst und 2009 nicht fährst? Was kannst du den Leuten sagen, die nicht an dich geglaubt haben?"
Massa: "Da habe ich nichts zu sagen. Ich mache nur meinen Job und versuche, mein Bestes zu geben. Ich denke, dass Kimi vergangenes Jahr eine bessere Saison hatte als ich. Dieses Jahr war ich besser als er. Vieles kann sich von einem Jahr zum anderen ändern. Wir müssen nur immer unser Bestes geben. Ich habe nichts zu sagen, ich erledige nur meine Arbeit. Die Leute schreiben eben dies oder jenes und ändern am nächsten Tag ihre Meinung. Vielleicht ändern sie ihre Meinung jetzt ein bisschen. Mir ist es egal. Um ehrlich zu sein, höre ich über mich mehr Gutes als Schlechtes, deshalb bin ich ganz zufrieden."


Fotos: Felipe Massa, Großer Preis von Brasilien


Frage: "Du sagst immer, dass du nicht viel weinst, heute auf dem Podium hast du das aber fast nicht verhindern können. Welche Gefühle gingen dir da durch den Kopf?"
Massa: "Normalerweise weine ich wirklich nicht viel, aber heute war es sehr schwer, die Emotionen zurückzuhalten. Das liegt vielleicht am Alter, ich werde älter und da weint man vielleicht ein bisschen mehr ... Ich hatte heute wirklich so extrem gemischte Gefühle. Ich war so stolz auf die Brasilianer und es war mir nicht möglich, die Tränen zurückzuhalten. Deshalb war es besser, ihnen einfach freien Lauf zu lassen."

Felipe Massa

Auf dem Podium: Felipe Massa ließ den Tränen diesmal freien Lauf Zoom

Frage: "Ist das ein Rennen, an das du dich lange erinnern wirst?"
Massa: "Ja, ganz sicher, was die Emotionen angeht. Ich glaube, dass es das unglaublichste Rennen war, das ich in meinem Leben bisher erlebt habe. Da ist soviel passiert. Als ich über die Ziellinie kam, habe ich nur darauf gewartet, dass mir der Titelgewinn bestätigt wird, und dann hat sich plötzlich alles wieder geändert. Das war ein so verrücktes Rennen. Aber egal, ich hatte schon fantastische Rennen und schlechte Rennen, das gehört zum Sport einfach dazu."

Kein Groll auf Glock

Frage: "Was wirst du Timo Glock sagen, wenn du ihn das nächste Mal triffst?"
Massa: "Er hatte keine Regenreifen und der Regen wurde immer stärker, deshalb denke ich nicht, dass er es absichtlich gemacht hat. Ich glaube, dass er einfach den Bremspunkt verpasst hat. Es war nass, deshalb kann ich da nichts sagen. Wir müssen nun einfach feiern, was wir heute erreicht haben und an das nächste Jahr denken."

Frage: "Wie würdest du den heutigen Tag bewerten - einer, an den man sich erinnern sollte oder einer, den man am besten ganz schnell vergisst?"
Massa: "Es ist ein Tag, an den man sich erinnern sollte. Ich denke, dass es ein großartiger Tag war. Wir haben das Rennen gewonnen, wir haben einen perfekten Job gemacht. Für einen Brasilianier ist es etwas ganz Besonderes, das Rennen in Brasilien zu gewinnen. Und man muss sich auch immer an die schwierigen Momente erinnern. Der heutige Tag war fantastisch und schwierig zugleich. Deshalb ist es ein toller Tag für die Erinnerung und einer, aus dem man auch noch etwas lernen kann."

"Ich denke nicht, dass er es absichtlich gemacht hat." Felipe Massa

Nur ein Punkt hat gefehlt

Frage: "Gibt es in dieser Saison ein Rennen, über das du dich besonders ärgerst?"
Massa: "Jedes Rennen, in dem ich nicht gepunktet habe, egal welches. Ein Punkt mehr hätte heute gereicht."

Frage: "Du hast in dieser Saison mehr Siege geholt als Lewis. Trauerst du den Punkten, die du im Lauf der Saison verloren hast, deshalb noch mehr nach oder siehst du in dieser Tatsache eher eine Art Bestätigung?"
Massa: "Nun, es zeigt, dass wir in dieser Saison sehr stark waren. Wir hätten sogar noch mehr Rennen gewinnen können, aber es zeigt auch so, dass wir ein tolles Jahr hatten. Aber am Ende kommt es auf die Punkte an. Heute würde ich gern einen Sieg gegen einen Punkt eintauschen. Ich bin aber sehr stolz auf meine Siege und den Verlauf der Meisterschaft."

"Heute würde ich gern einen Sieg gegen einen Punkt eintauschen." Felipe Massa

Frage: "Was wirst du heute Abend machen? Bist du in der Stimmung, ein paar Drinks zu nehmen?"
Massa: "Na klar! Ein paar Drinks, ein paar Caipirinhas, um den Moment zu genießen. Ich habe zu Hause gewonnen und das ist etwas ganz Tolles. Wir haben den Konstrukteurstitel geholt, damit ist es ein großartiger Tag. Wie ich schon sagte, müssen wir nun an den nächsten Schritt denken, und das ist der Start der nächsten Saison. Wir müssen an den nächsten Titelkampf denken. Aber heute müssen wir mit unseren Freunden, meiner Familie, meiner Frau, meinem Manager, meinem Team und allen, die einen tollen Job gemacht haben, feiern."

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