• 26.05.2004 11:55

Massa: "Ich bin eine Kämpfernatur"

Sauber-Pilot Felipe Massa über den Sauber C23, die weiteren Entwicklungen und die Ziele in der diesjährigen Saison

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Es ist kein Geheimnis, dass Monaco nicht gerade Ihre Lieblingsstrecke ist. Hat sich das nach Ihrem fünften Platz letzten Sonntag geändert?"
Felipe Massa: "In Monaco als Fünfter ins Ziel zu kommen, war mit Sicherheit eine fantastische Erfahrung und hinterlässt schöne Erinnerungen. Monaco ist das prestigeträchtigste Rennen des Jahres, daher war dieses Ergebnis auch für das Sauber-Petronas-Team sehr wichtig. Aber deswegen gehört dieser Kurs immer noch nicht zu meinen Lieblingsstrecken. Ich schätze ihn, aber ich bevorzuge Pisten mit schnellen, herausfordernden Kurven."

Titel-Bild zur News: Peter Sauber trägt Felipe Massa auf Händen

Peter Sauber trug Felipe Massa in Monaco auf Händen

Frage: "Wie analysieren Sie Ihr Rennen?"
Massa: "Monaco hat schon viele verrückte Rennen und Resultate hervorgebracht, also war mein oberstes Ziel, anzukommen. Nach einem guten Start hatte ich versucht, meinen Rhythmus zu finden, mich zu konzentrieren und die Reifen im Auge zu behalten. Als das Safety Car herausfuhr, entschieden wir, meinen zweiten Boxenstopp vorzuziehen. Es lief alles glatt, aber die Herausforderung bestand nun darin, 37 statt der ursprünglich geplanten 29 Runden zu fahren. Meine Reifen hatten arg gelitten, und ich hatte wirklich zu kämpfen, einerseits ein gutes Tempo zu fahren und andererseits dennoch die Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten."#w1#

Frage: "Zu diesem Zeitpunkt hatte Cristiano da Matta ziemlichen Druck ausgeübt. Bestand für Sie eine echte Gefahr, von ihm überholt zu werden?"
Massa: "Obwohl er zum Ende wesentlich schneller war als ich, bestand diese Gefahr nicht wirklich. Ich wusste, dass es auf dieser Strecke sehr schwierig ist, zu überholen und Cristiano ist nicht der Typ, der Dummheiten macht. Also konzentrierte ich mich einfach darauf, keine Fehler zu begehen und ihm keine Chance zu bieten. Ich muss zugeben, dass das nicht einfach war. Meine Hinterreifen waren völlig hinüber und deshalb reagierte das Auto beim Bremsen und am Kurvenausgang sehr nervös. In der letzten Runde wurde es dann nochmals eng, als ich auf Nick Heidfeld auflief und Cristiano gleichzeitig hinter mir Druck ausübte. Aber letztlich ging es einfach darum, cool zu bleiben."

Neuer Windkanal bringt große Fortschritte

Frage: "Das Sauber-Petronas-Team scheint kontinuierlich Fortschritte zu machen. Wie erklären Sie das?"
Massa: "Der größte Fortschritt stammt vom neuen Windkanal. Wir spürten die ersten Auswirkungen im Rennen in Imola und seitdem entwickelten unsere Ingenieure das Auto ständig weiter. Ich muss sagen, dass sie einen großartigen Job machen. Wir stehen jedoch erst am Anfang unserer Arbeit im Windkanal und wir werden noch etwas Zeit brauchen, um sein Potenzial voll auszuschöpfen. Es ist ein fantastisches Werkzeug und die Grundlage dazu, uns mittelfristig noch weiter zu verbessern."

Frage: "Wenn Sie auf die vergangenen sechs Rennen zurückblicken, wie konnten Sie von Ihrer Erfahrung als Ferrari-Testfahrer profitieren?"
Massa: "Das Jahr bei Ferrari war von unschätzbarem Wert für mich. Ich habe viel über die technischen Aspekte des Autos und über die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren lernen können. Als ich 2002 in die Formel 1 einstieg, hatte ich im Grunde genommen nichts weiter als mein Talent, aber nun besitze ich auch das technische Wissen, wodurch ich, gemeinsam mit meinen Ingenieuren, das Potenzial des Fahrzeugs voll ausnutzen kann. Ich bin heute ein wesentlich kompletterer Formel-1-Fahrer als 2002."

Massa: "Brauche Vergleich mit Fisichella nicht zu scheuen"

Frage: "Zu Beginn der Saison wurden Sie von einigen Leuten als unbeständig bezeichnet. Wie reagieren Sie auf diese Kritik?"
Massa: "In den ersten beiden Rennen hatte unser C23 keine Servolenkung. Angesichts des hohen Grips und Abtriebs, den die Autos heutzutage haben, war es manchmal wirklich schwierig, das Fahrzeug auf der Strecke zu halten. Besonders mit frischen Reifen waren die Lenkkräfte absolut am Limit. Unsere Ingenieure reagierten jedoch sehr schnell und seit dem Rennen in Bahrain fahren wir mit Servolenkung. Das hilft enorm, präzise und beständig zu fahren. Davon abgesehen habe ich, den Großen Preis von Australien ausgenommen, jedes Rennen beendet. Ich denke, dass ich einen Vergleich mit meinem Teamkollegen Giancarlo nicht zu scheuen brauche. Und er genießt ja immerhin den Ruf, einer der erfahrensten und schnellsten Piloten in der Formel 1 zu sein."

Frage: "Was erwarten Sie von dem Rennen auf dem Nürburgring am kommenden Wochenende?"
Massa: "Nach unserem fünften Platz in Monaco sind wir natürlich etwas verwöhnt, aber realistisch gesehen wäre ich froh, wenn ich einfach nur in die Punkte fahren könnte. Wir hatten einen vielversprechenden Test in Silverstone Anfang Mai, bei dem wir das Auto - speziell seine Balance und Stabilität - weiter verbessert haben. Dadurch kann ich später bremsen und mehr Geschwindigkeit in die Kurve mitnehmen."

Massa möchte in die Top-Ten der Fahrerwertung

Frage: "Zu Beginn der Saison sind Sie in die Schweiz gezogen. Was gefällt Ihnen an diesem Land?"
Massa: "Wegen den vielen Reisen ist es für mich wichtig, dass ich mich daheim entspannen kann. Ich hatte bereits 2002 in der Schweiz gelebt und kenne sie noch von damals als sehr ruhiges Land. Ich finde es wirklich schön hier. Außerdem brauche ich nur 20 Minuten bis zur Firma, wenn ich mich mit den Ingenieuren treffen möchte."

Frage: "Was sind Ihre Ziele für den Rest der Saison?"
Massa: "Ich möchte so viele Punkte wie möglich sammeln und es wäre fantastisch, am Ende unter den Top 10 in der Fahrerwertung zu sein. Außerdem möchte ich dem Team helfen, seinen fünften Platz in der Konstrukteursweltmeisterschaft zu verteidigen. Ich weiß genau, dass das sehr hochgesteckte Ziele sind, aber ich bin eine Kämpfernatur!"