• 30.10.2008 16:20

Massa: "Ich bin der gute Junge"

Felipe Massa erklärt seine Vorstellung vom Ablauf des Saisonfinales und die Erwartungen an die heimischen Fans in Interlagos

(Motorsport-Total.com) - Bei den tausenden Schulterklopfern in Interlagos bleibt für Felipe Massa kaum Platz für Selbstzweifel. Mit großem Optimismus startet der Ferrari-Pilot in das wohl wichtigste Rennwochenende seiner bisherigen Formel-1-Karriere. Trotz der sieben Zähler Rückstand auf Lewis Hamilton hat Massa die Hoffnung nicht aufgegeben. Wie sich die Situation aus seiner Sicht vor dem Start ins Wochenende darstellt, beschrieb der Brasilianer am Vormittag auf einer Pressekonferenz in Sao Paulo.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Frage: "Felipe, glaubst du, dass du bei den anderen Piloten gut akzeptiert bist?"
Felipe Massa: "Bei den anderen akzeptiert und von ihnen respektiert zu sein, ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Wenn du ein netter Kerl bist, der sich gut mit den Konkurrenten und Kollegen versteht, dann hilft dir das auf und auch neben der Strecke. Ich weiß nicht genau, ob es mir helfen kann. Wenn ja, dann ist es natürlich gut."#w1#

Massa: Der Liebling der Massen

Frage: "Wird es dir helfen, dass ihr in Interlagos fahrt?"
Massa: "Vielleicht ja. Ich bin aber nicht sicher. Es kann ein wildes Rennen mit ungewöhnlichen Dingen werden, aber vielleicht läuft auch alles normal. Manchmal drehen sich im Regen viele Autos. Man muss auf alles gefasst sein. Das Rennen ist eher wie eine Lotterie. Es kan gut laufen, oder schlecht. Das kann man vorher kaum sagen. Lasst uns man abwarten, wie sich das Wetter entwickelt."

"Ich muss mein Rennen gewinnen und der Rest hängt nicht von mir allein ab." Felipe Massa

Frage: "Alonso fährt selbst nicht mehr um den Titel und er ist ein Feind von Hamilton, vielleicht kann er dir helfen. Gibt es in der Formel 1 ethische Grenzen?"
Massa: "In der Vergangenheit sind schon viele Dinge passiert. Ich muss mein Rennen gewinnen und der Rest hängt nicht von mir allein ab. Es können viele verschiedene Dinge passieren. Ob uns Alonso dann helfen kann, wird sich zeigen. Vielleicht ist er beim Start in einer guten Position und liegt sogar vor Hamilton. Kimi und ich müssen zusammengearbeiten. Es wäre so schön, wenn wir ein gutes Ergebnis holen könnten."

Frage: "Es dürfte eine der wichtigstens Wochen in deinem Leben sein. Auf was fokussierst du?"
Massa: "Ich habe meinen eigenen Weg zu Konzentration. Manchmal haben wir innerhalb einer Woche Termine, aber manchmal können wir auch zuhause sein, sind dann bei Frau und Familie. Ich esse jeden Abend zuhause. Man darf die Situation nicht mit einer Fußball-Mannschaft vergleichen. Ein Fahrer ist nur ein Fahrer, ein Team wie Ferrari sehr eingeschworen. Wir treten an der Rennstrecke als geschlossene Gruppe auf. Das ist vielleicht ähnlich wie bei einer Fußball-Truppe. Aber beim Fußball gibt es so viele verschiedene Spieler. Man hat da den bösen Buben, den Liebling und vielleicht auch irgendeinen, der einfach nicht allein sein kann."

Frage: "Bist du ein Liebling, oder bist du ein böser Bube?"
Massa: "Ich bin der gute Junge. Ich bin gern zuhause und konzentriere mich beim Alleinsein."

Kein Zweifel an Fähigkeiten im Regen

Frage: "Es könnte am Wochenende regnen und deine Regenfähigkeiten wurden zuletzt oft angezweifelt. Wie denkst du daürber?"
Massa: "Ich bin kritisiert worden. Man muss mit Kritik umgehen können. Beim Kart habe ich viele Regenrennen gewonnen und in der Formel 1 klappt es nicht mehr, sagen einige Leute. Das hängt immer viel vom Auto ab. Es ist kein Geheimnis, dass unser Auto bei starkem Regen Probleme hat, die Regenreifen auf Temperatur zu halten. Wenn es kühler wird, hat man keinen optimalen Grip."

"Unsere Reifen funtkionieren bei kühleren Temperaturen nicht so gut, gleichzeitig verschleissen sie weniger. Das ist für die Techniker immer ein schwieriger Spagat. Mit härteren Reifen haben wir eben bei bestimmten Bedingungen leichte Probleme. Das ist ein wichtiger Faktor. Ich habe nicht geglaubt, dass ich nicht mehr bei Regen fahren könnte. Leider war ich in einigen Rennen nicht so gut, aber zum Beispiel in Monaco war ich im Regen der Schnellste."

"Natürlich wäre ich hier lieber mit sieben Punkten Vorsprung als mit Rückstand angereist." Felipe Massa

Frage: "Bridgestone bringt im Vergleich zum Vorjahr härtere Mischungen nach Brasilien. Welchen Einfluss hat das?"
Massa: "Ich glaube kaum, dass sich dadurch viel ändern wird. Ob wir nun weich oder superweich fahren, macht für das Gesamtbild kaum einen Unterschied. Ich bin optimistisch. Natürlich wäre ich hier lieber mit sieben Punkten Vorsprung als mit Rückstand angereist, aber ich bin trotzdem optimistisch. Ich hoffe auf ein gutes rennen. Ich will den Titel holen, aber einige Dinge liegen nicht in meiner Hand. Der Optimismus ist trotzdem immer bei 100 Prozent."

Frage: "Wie wichtig ist deine Familie?"
Massa: "Sehr wichtig. Die Familie hilft jedem Sportler. Meine Frau unterstützt mich in allen Belangen. Wenn man glücklich ins Auto steigt, dann kann man einen besseren Job machen, man kann sich auch besser konzentrieren. Das hilft ganz sicher und es gibt einem zusätzliche Sicherheit, sodass man seine Arbeit bestmöglich erledigen kann."

Frage: "Du hast in Australien einen schlechten Saisonstart erlebt. Da wurde sogar schnell in der italienischen Presse über dich spekuliert. Bist du unterschätzt worden?"
Massa: "Das gehört nun einmal zum Job. Einige Medien schauen nur auf die lokalen Helden. Wenn einer nicht gut funktioniert, kann er eben ausgetauscht werden. Das gehört aber zum Geschäft dazu, das ist überall im Sport so. Die brasilianische Fußballmannschaft hat zwei Spiele verloren und prompt flog der Trainer raus. So funktionieren die Medien. Gewinnt die Mannschaft, sagt niemand etwas. Ich bin sicherlich manchmal unterschätzt worden, aber dieses Jahr eigentlich nicht. Ich kämpfe letztlich mit um den Titel. Das zählt. Nicht das, was die Medien berichten."

Frage: "Kann das Publikum helfen und siehst du die Möglichkeit, dass das Safety-Car alles durcheinander bringen könnte?"
Massa: "Natürlich. Das Safety-Car kann helfen, oder deine Leistung auch anders beeinflussen. Es hängt nicht alles von mir allein ab, sondern von einigen Dingen, die in einem Rennen passieren können. Das Publikum bringt natürlich wichtige Unterstützung. Ich bin der Lokalmatador, ich bin Brasilianer. Ich bin sicher, dass sie gegen Lewis Hamilton Stimmung machen werden."