Massa: "Das bisher beste Rennen meiner Karriere"
Felipe Massa über seine überaus beherzte Fahrt in Belgien und seine Gedanken und Gefühle nach seinem bisher besten Formel-1-Rennen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Welche Gefühle hatten Sie am Sonntag, als Sie die Ziellinie überfuhren?"
Felipe Massa: "Es war eine riesige Erleichterung und ein fantastisches Gefühl, nach einem unglaublich schwierigen Rennen Vierter zu werden. Ich habe an meinen Großvater gedacht, der am Samstag gestorben ist. Er war ein großer Fan und hat es nie versäumt, sich die Rennen am Fernseher anzuschauen. Ich glaube, dass er auch dieses Rennen irgendwo gesehen hat und sehr stolz auf mich war, deshalb widme ich ihm dieses Resultat."

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Felipe Massa: Mit der "Wut im Bauch" bis auf Platz vier
Frage: "Was geschah am Start und in den ersten Runden?"
Massa: "Mein Start war nicht sonderlich gut, so dass sich Kimi neben mich setzen konnte. Beim Anbremsen der 'La Source' blockierten meine Vorderräder und wir berührten uns. Dann krachte mir ein BAR ins Heck. Anschließend spürte ich starke Vibrationen und fuhr deshalb gleich nach der ersten Runde an die Boxen. Die Mechaniker wechselten die Frontpartie und als ich wegfuhr, bemerkten sie, dass auch der Heckflügel beschädigt war, also musste ich nach der nächsten Runde gleich nochmal rein. Das war wirklich frustrierend, aber das Team leistete großartige Arbeit und schaffte es zweimal, mich vor dem Safety-Car wieder auf die Strecke zu lassen, so dass ich keine Runde einbüßte. Ich fuhr konzentriert weiter und gab nicht auf, obwohl das Handling des Autos extrem nervös war. Bei der Startkollision hatte der Diffusor Schaden genommen, was vor allem in schnellen Kurven einigen Abtrieb kostete."#w1#
Felipe Massa fuhr mit "Wut im Bauch"
Frage: "Und trotzdem haben Sie mehrere Konkurrenten überholt!"
Massa: "Nach diesen Missgeschicken hatte ich eine Wut im Bauch und war entsprechend angriffslustig. Ich habe in der ersten Runde, nachdem das Safety-Car wieder drin war, zuerst Nick Heidfeld, dann Olivier Panis und anschließend gleich noch Zsolt Baumgartner überholt. An weiteren Konkurrenten kam ich durch meine Boxenstrategie vorbei. Dann habe ich erstmals realisiert, dass WM-Punkte möglich waren."
Frage: "Und dann hatten Sie dieses unglaubliche Duell mit Juan-Pablo Montoya in 'Eau Rouge'! Wie haben Sie das erlebt?"
Massa: "Ich habe gerade aus der 'La Source' hinaus beschleunigt, als Juan-Pablo aus den Boxen fuhr. Er versuchte, mich ein wenig nach links abzudrängen und wartete wohl darauf, dass ich vom Gas gehen würde, aber dazu war ich wirklich nicht in der Stimmung! Also fuhren wir nebeneinander mit 300 km/h auf die Eau Rouge zu. Das war absolut extrem, aber ich war hundertprozentig entschlossen, nicht nachzugeben. Und schließlich war es Juan-Pablo, der vom Gas ging. An diesen Zweikampf werde ich mich noch lange erinnern!"
Frage: "Hatten Sie Bedenken, dass Sie das Rennen vielleicht nicht beenden würden?"
Massa: "Absolut! Nach dem Zwischenfall, den ich zu Beginn hatte, konnte ich natürlich nicht sicher sein, dass das Auto hält. Die letzen beiden Runden waren die längsten meiner ganzen Karriere!"
Massa ist "absolut glücklich" bei Sauber
Frage: "Der vierte Platz ist Ihr bisher bestes Resultat in der Formel 1. Was bedeutet er für Sie?"
Massa: "Er bedeutet mir deshalb besonders viel, weil ich in den letzten sechs Grands Prix unglaubliches Pech hatte. Spa war das bisher beste Rennen meiner ganzen Karriere. Nachdem ich zu Beginn einige Positionen gut machen konnte, glaubte ich an meine Möglichkeiten. Aber dass es letztlich ein vierter Platz wurde trotz all dieser Schwierigkeiten - das war großartig für mich, aber auch für das Team, das fantastische Arbeit leistete. Wir hatten bereits am Freitag stark begonnen, waren anschließend im Qualifying sehr gut, obwohl gerade starker Regen einsetzte, als Giancarlo und ich unsere Runden absolvierten. Der Sonntag war dann die logische Konsequenz. Mit den neun Punkten, die wir in Spa gewinnen konnten, liegen wir nun 18 Zähler vor Jaguar und 19 vor Toyota und haben damit ausgezeichnete Chancen, den sechsten Platz in der Konstrukteurs-WM gegen zu verteidigen."
Frage: "Wie beurteilen Sie Ihre Chancen beim nächsten Rennen in Monza?"
Massa: "Monza ist eine superschnelle Strecke, die dem C23 entgegen kommen sollte, weil wir über eine sehr gute Höchstgeschwindigkeit verfügen. Wir sollten also durchaus in der Lage sein, weitere Punkte einzufahren."
Frage: "Und was erwarten Sie vom Rest der Saison?"
Massa: "Einerseits setze ich mir hohe Ziele, anderseits unterschätze ich unsere Konkurrenten nicht, die enorme Anstrengungen unternehmen, um uns unter Druck zu setzen. Aber gleichzeitig sehe ich die hervorragende Arbeit, die Sauber leistet und welche Fortschritte wir machen. Bei jedem Rennen erhalten wir neue Teile aus dem Windkanal, die den C23 laufend verbessern. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir noch einige gute Resultate werden erzielen können. Ich bin absolut glücklich, wie die Dinge im Moment für mich laufen."

