• 17.09.2007 14:34

Mass: "Mercedes tut mir wirklich leid"

Ex-Formel-1-Pilot Jochen Mass leidet in der Spionageaffäre mit Mercedes und glaubt, dass die Wahrheit nie ans Licht kommen wird

(Motorsport-Total.com/sid) - Als Jochen Mass im Silberpfeil saß, da war im Hause Mercedes noch alles Gold, was glänzte. Jetzt hat die Spionageaffäre um McLaren-Mercedes dem heute 60-Jährigen fast die Tränen in die Augen getrieben: "Mercedes tut mir wirklich leid. Sie sind in diese ganze Geschichte überhaupt nicht involviert. Das ist nur der Name. Sie werden in diesen Schmutz ohne eigenes Zutun mit reingezogen. Das ist alles sehr, sehr traurig", sagte Mass, der 1975 als letzter Deutscher vor Michael Schumacher ein Formel-1-Rennen gewonnen hatte, dem 'sid'.

Titel-Bild zur News: Jochen Mass

Ex-Formel-1-Pilot Jochen Mass leidet in der Spionageaffäre mit Mercedes

Ihm blute das Herz, meinte Mass, der 1989 im Sauber-Mercedes das berühmte 24-Stunden-Rennen in Le Mans gewann. Die Strafe von 100 Millionen US-Dollar für die Silberpfeile stehe seiner Meinung nach in keiner Relation zum Tatbestand. Mass: "Das ist soviel Geld, das ist für jeden Fan der blanke Hohn."#w1#

Mass gönnt den Silberpfeilen die Fahrer-WM

"Nachdem ihnen der Wind so scharf ins Gesicht bläst, wäre es schön, wenn sie in diesem Jahr wenigstens einen WM-Titel gewinnen." Jochen Mass

100 Millionen seien laut Mass, der am Wochenende bei der ADAC-Nürburgring-Classic einen W-196-Silberpfeil fährt ("Da geht mir das Herz auf!"), auch für die großen Teams kein Pappenstiel. Da müsse man lange kämpfen, bevor man Sponsoren finde, die das bezahlen würden. Natürlich drückt er Mercedes immer noch die Daumen - und jetzt erst recht: "Nachdem ihnen der Wind so scharf ins Gesicht bläst, wäre es schön, wenn sie in diesem Jahr wenigstens einen WM-Titel gewinnen."

Spionage gab es laut Mass in der Formel 1 schon immer, und was man bis jetzt erfahren habe, seien doch nur Pseudowahrheiten: "Wir werden doch alle nur verarscht", schimpft der gebürtige Bad Dürkheimer. "Was da wirklich gelaufen ist, weiß doch keiner. Das wird wahrscheinlich nie rauskommen, vielleicht ist das besser so."

Mercedes sei in einer extrem schwierigen Situation. Das würde sich vermutlich erst dann ändern, wenn sein ehemaliger Arbeitgeber das Team von Ron Dennis komplett übernehme, aber dazu werde es nie kommen, sagt Mass: "Deshalb müssen sie sich arrangieren und nach außen hin geschlossen auftreten."

Dass McLaren-Chef Dennis nun das Handtuch wirft, glaubt Mass nicht: "Ron ist ein absoluter Kämpfer, der sich das Team nicht so ohne Weiteres wegnehmen lässt." Dennis habe Jahrzehnte gekämpft, um da hinzukommen, wo er jetzt ist, davor müsse man auch den Hut ziehen. Er werde sich sein Lebenswerk sicher nicht kaputtmachen lassen. Man müsse abwarten, wie er seinen Kopf aus der Schlinge ziehe und ob Mercedes noch längerfristig zu ihm stehe.

Formel 1 nur noch im Fernsehen

"Ich bin jedes Mal gelangweilt. Das Rennen in Spa war da leider keine Ausnahme." Jochen Mass

Die Formel-1-Rennen schaut sich Mass immer noch an, aber nur im Fernsehen: "Ich bin jedes Mal gelangweilt. Das Rennen in Spa war da leider keine Ausnahme", erzählte Mass, für den die Königsklasse mittlerweile zu abgehoben ist. Unlängst habe er seiner Tochter eine Karte besorgt, das sei aber ein ziemlicher Reinfall gewesen: "Man sieht kaum was und kommt nirgendwo mehr hin, denn überall stehen Gorillas und passen auf."

Da freut sich Mass schon viel mehr auf sein Gastspiel auf dem Nürburgring: Das wird die größte Oldtimershow der Welt - rund 500 Autos, Silberpfeile und historische Sportwagen, klassische GTs und bullige Tourenwagen ziehen die Fans von Freitag bis Sonntag in den Bann. Insgesamt sind Oldtimer aus sieben Jahrzehnten zu bewundern.

Zu den Highlights gehören das Mercedes-Benz-Kompressorfahrzeug, das Rudolf Carraciola 1927 zum ersten Sieg auf dem neu eröffneten Nürburgring trug, und der W-196-Silberpfeil, den Mass zu einigen Demorunden ausführen wird.