Masi weg, Diskussionen nicht: Fahrer mit neuer Rennleitung noch nicht warm

Auch ohne Michael Masi gehen die Diskussionen über die Formel-1-Rennleitung weiter: Die Piloten sehen bei Wittich und Freitas noch Luft nach oben

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich wollte die FIA mit ihrer Entscheidung, Michael Masi als Formel-1-Rennleiter abzusetzen, für weniger Diskussionen sorgen. Masi war nach seinen Entscheidungen beim Saisonfinale 2021 in Abu Dhabi entlassen und durch Niels Wittich und Eduardo Freitas ersetzt worden, die sich den Posten des Rennleiters in dieser Saison teilen.

Titel-Bild zur News: Formel-1-Rennleiter Niels Wittich in Miami

Niels Wittich ist einer von zwei neuen Formel-1-Rennleitern in diesem Jahr Zoom

Weniger geworden sind die Diskussionen allerdings nicht. Stattdessen standen andere Themen im Fokus, sodass die Fahrer auch ohne Michael Masi noch Raum für Verbesserung sehen.

Vor allem Wittich stand zu Saisonbeginn mit seinen Entscheidungen im Fokus. So hatte sich der ehemalige DTM-Rennleiter unter anderem auf ein Schmuckverbot und das Tragen der richtigen Unterwäsche konzentriert und wollte Vergehen hart bestrafen. Das hatte für einige Proteste gesorgt und unter anderem Sebastian Vettel dazu gebracht, eine Unterhose über seinen Rennanzug anzuziehen.

Für den Deutschen sind die Vorschriften "etwas Banane", wie er sagt und wollte das damit ausdrücken. "Jeder muss das für sich entscheiden", sagt er gegenüber 'Sky'. "Aber seitens der FIA mit einer Viertelmillion Dollar oder Euro zu drohen, wenn man eine Unterhose anhat, finde ich irgendwie nicht gut für unseren Sport."

Zwar kann Vettel den Sicherheitsgedanken dahinter verstehen, findet es aber trotzdem übertrieben, da die Regeln all die Jahre zwar vorhanden waren, aber nicht unbedingt umgesetzt wurden. "Jemand wie Lewis, der fragt sich, was soll das jetzt?", so der Deutsche.

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel machte sich über das Unterhosen-Gate lustig Zoom

Doch auch auf der Strecke hatte es unter Wittich einige Streitpunkte gegeben: Carlos Sainz war sauer, dass die Rennleitung in Dschidda nicht früher eingriff, als klar war, dass er vor Sergio Perez an der Boxenausfahrtslinie war, Alpine tobte in Miami über eine Strafe gegen Fernando Alonso, und auch dort waren die Fahrer unzufrieden über eine fehlende TecPro-Barriere am Unfallort von Sainz und Esteban Ocon.

Ralf Schumacher gibt Wittich Recht

All das zusammen hatte für Spannungen zwischen den Fahrern und der Rennleitung gesorgt. Ex-Pilot Ralf Schumacher, der Wittich aus der DTM kennt und mit ihm mehr als nur einmal aneinandergeriet, weiß um die Charakterzüge des Deutschen: "Er lässt wenig Raum für irgendwelche Interpretationen und er hat eine sehr harte Art", sagt er bei 'Sky'.

Bei der Unterhosen-Debatte sieht er Wittich aber im Recht: "Das hat auch nichts mit freier Entscheidung oder Individualität zu tun", sagt er. "Ich fahre auch nicht mehr unangeschnallt Auto, weil mir das egal ist, dass ich mich verletzte, sondern da hängt ja auch was dahinter. Menschen müssen für meine Gesundheit dann irgendwo aufkommen. Und dasselbe ist auch bei Verbrennungen, die nicht sein müssen."

Seit Eduardo Freitas in Barcelona und Monaco von Wittich übernommen hat, sind die Themen Unterhosen und Schmuck erst einmal in den Hintergrund gerückt. Das heißt aber nicht, dass es keine strittigen Themen gab.


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In Monaco gab es einen Protest seitens Ferrari, weil die Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Sergio Perez bei der Boxenausfahrt über die gelbe Linie gefahren sein sollen. Man bezog sich dabei auf die Event Notes der Rennleitung, die aber im Gegensatz zum Sportkodex standen und somit laut Ansicht der Rennkommissare ungültig waren.

"Es gibt noch Luft nach oben"

"Im Moment sind manche Entscheidungen etwas schwierig", sagt Fernando Alonso zur neuen Rennleitung befragt. "Wir haben zu Beginn des Jahres einige Dinge gesehen, die nicht so konstant waren, wie wir es uns gewünscht hätten."

"Es gibt noch Luft nach oben", sagt der Spanier und hat Vertrauen in den neuen FIA-Präsidenten Mohammed Ben Sulayem: "Er wird die Dinge in Ordnung bringen, die in Ordnung gebracht werden müssen."

Lewis Hamilton weiß, dass Ben Sulayem "in große Fußstapfen" tritt und man ihm daher Zeit geben müsse. "Es gibt eine Menge Dinge, die er machen möchte, und eine Menge Dinge, die er verändern möchte. Und ich glaube, dass er das tun wird", so der Brite.


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Und obwohl er bezüglich der Schmuckdebatte im Zentrum der Aufmerksamkeit stand und sich bislang weigert, seinen Schmuck abzulegen, bescheinigt Hamilton der neuen Rennleitung bislang gute Arbeit. "Aber es wird noch besser", sagt er. "Wir müssen die Zuversicht haben, dass sie weitere Fortschritte machen werden."

"Einer wäre besser als zwei oder drei"

Eine große Frage ist dabei aber auch, ob es aus Sicht der Formel 1 wirklich gut ist, gleich zwei Rennleiter zu haben. "Einer wäre besser als zwei oder drei", spricht sich Valtteri Bottas gegen das neue Modell aus. "Denn dann hat man immer dieselbe Person, und wenn er bei allen Rennen war und das Feedback aufgenommen hat, dann kennt er auch unsere Ansichten."

Dem würde auch Kevin Magnussen zustimmen, der es bei zwei Rennleitern für schwierig hält, "zu verstehen, wie die Regeln sind".

George Russell würde den beiden Rennleitern hingegen noch Zeit geben: "Wir haben erst sieben Rennen gesehen - fünf, respektive zwei für die beiden", sagt der Mercedes-Pilot und wünscht sich einen offenen Dialog und ein offenes Verhältnis zwischen den Fahrern und der Rennleitung. "Aber das wird noch ein paar Rennen brauchen, aber hoffentlich sind wir dann auf der gleichen Seite."

"Wir sind natürlich die einzigen 20 Fahrer in den Autos", meint der Brite weiter, "und wissen, wie die Rennstrecken sind und was getan werden muss, um die Sicherheit und die Rennen besser zu machen. Und wir brauchen dieses offene Verhältnis, um den Sport in allen Richtungen weiterzubringen."

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