• 06.09.2007 13:31

Marmorini: "20 oder 30 PS bringen eine halbe Sekunde"

Toyotas Luca Marmorini spricht über die Fortschritte mit dem RXV-07 und erklärt, warum Monza für die Motoren die schwierigste Strecke ist

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Luca, wie bewertest du die Performance eures RXV-07-Motors in dieser Saison?"
Luca Marmorini: "Wir sind glücklich über unsere Motorenperformance in dieser Saison. Wir hatten nur sehr wenige Zuverlässigkeitsprobleme, was positiv ist. Mit den Homologierungsregeln war es für uns in diesem Jahr eine Herausforderung, denn wir mussten der FIA bereits im Dezember jede Modifikation zur Verbesserung der Zuverlässigkeit bekannt geben. Dann mussten wir sehen, wie wir diesen Entwicklungsplan einhalten können."

Titel-Bild zur News: Luca Marmorini

Ex-Ferrari-Mann Luca Marmorini ist heute Motorenchef bei Toyota in Köln

Frage: "Wie steht Toyotas Motor im Vergleich zu dem von anderen Teams da?"
Marmorini: "Das kann man unmöglich sagen. Wenn man alle Motoren auf demselben Prüfstand laufen ließe, dann könnte man eine Einschätzung machen, aber wenn man sich die Performance auf der Strecke anschaut, dann gibt es so viele andere Faktoren, die die Rundenzeit beeinflussen, dass man nur sehr schwer einschätzen kann, wie stark ein Motor genau ist. Wir sind zufrieden mit unserem Stand, aber wir arbeiten natürlich immer hart daran, uns weiter zu verbessern."#w1#

Nur Zuberlässigkeitsverbesserungen erlaubt

Frage: "Konntet ihr während der Saison überhaupt weiterentwickeln?"
Marmorini: "Modifikationen im Bereich der Zuverlässigkeit sind erlaubt, aber in Sachen Performance können wir am Motor nicht wirklich etwas ändern. Es gibt aber andere Elemente, die die Motorleistung beeinflussen, zum Beispiel die Airbox, den Auspuff und das Benzin, und auf diese Bereiche haben wir uns eben konzentriert. In der Vergangenheit konnte man einen neuen Kolben oder ein neues Pleuel entwickeln, um mehr PS zu finden, aber jetzt sind uns da die Hände gebunden und wir müssen uns auf andere Bereiche konzentrieren."

Frage: "Konntet ihr eure Leistung trotz dieser Auflagen verbessern?"
Marmorini: "Ja, wir können behaupten, dass unsere Motorleistung während der Saison besser geworden ist. Wir achteten auch darauf, wie wir den Motor einsetzen, schauten uns Faktoren an, die nicht direkt die Rundenzeit beeinflussen, aber die Performance auf das ganze Rennen gesehen. Darunter fällt zum Beispiel die Benzineffizienz, denn auch wenn die keinen zusätzlichen Speed bringt, so ist sie doch ein Leistungsfaktor, der sich auf das Gesamtresultat auswirkt."

Frage: "Sind diese Faktoren durch die Homologierung wichtiger geworden?"
Marmorini: "Das sind Dinge, an denen wir schon immer gearbeitet haben, aber mit der Homologierung schenken wir ihnen mehr Aufmerksamkeit. Diese Bereiche stehen nun im Mittelpunkt unserer Anstrengungen."

Frage: "Wie schätzt du die Zuverlässigkeit des Motors in dieser Saison ein?"
Marmorini: "Wir mussten wegen eines Motorschadens kein einziges Rennen frühzeitig beenden, was in Sachen Zuverlässigkeit das Hauptziel ist. Es gibt in der Formel 1 aber wie immer kleinere Dinge, die man von außen nicht erkennen kann. Ich würde sagen, wir sind einigermaßen zufrieden mit der Zuverlässigkeit des Motors in dieser Saison, aber wir ergreifen laufend Maßnahmen, um uns weiter zu verbessern. Zum Beispiel haben wir die Qualitätskontrolle verbessert, nämlich so, dass wir die Teile schon überprüfen, bevor sie in den Motor eingebaut werden. Oft hört man von Teams, dass sie Probleme mit einer Produktionspalette hatten, aber wir arbeiten eben auf diese Weise daran, ein solches Risiko zu minimieren."

Keine Weiterentwicklung für 2008

Frage: "Wie viel Entwicklung kann für 2008 stattfinden?"
Marmorini: "Eine tatsächliche Weiterentwicklung des Motors für 2008 ist wegen der Homologierungsregeln nicht möglich, aber wir haben hart an den Bereichen gearbeitet, in denen man weiterentwickeln darf. Außerdem tasten wir uns immer näher ans Limit heran und wir versuchen immer, das Maximum aus dem Motor herauszuholen - das ist eine immerwährende Herausforderung. Die Hauptsache für 2008 ist aber die einheitliche Steuerelektronik, die alle Teams verwenden werden."

Frage: "Habt ihr die neue Elektronik schon getestet?"
Marmorini: "Wir haben sie noch nicht im Auto auf der Strecke getestet, nein, aber auf dem Prüfstand. Mit einer solchen neuen Einheit wollen wir sehr sorgfältig testen, also immer eine Sache ändern, wieder testen, wieder etwas ändern und wieder testen. Wir machen gute Fortschritte damit, die neue Steuerelektronik zu verstehen, und wir sollten in einem Monat dazu in der Lage sein, das komplette McLaren-System auf der Strecke auszuprobieren."

Frage: "Ist die Motorleistung in Monza wichtiger als auf anderen Strecken?"
Marmorini: "Man kann sagen, dass der Motor in Monza doppelt so viel Unterschied macht wie auf einer normalen Strecke. Das bedeutet: Wenn zehn PS normalerweise 0,1 Sekunden bringen, dann machen zehn PS mehr in Monza 0,2 Sekunden aus. 20 oder 30 PS sind also ungefähr eine halbe Sekunde wert."

Frage: "Wie groß ist die Herausforderung Monza für den Motor?"
Marmorini: "Der Motor steht mehr als 70 Prozent der Runde unter Volllast, also ist es natürlich ein Härtetest. Die größte Herausforderung in diesem Jahr ist für uns, dass wir einen neuen Motor einsetzen werden, der nicht nur das Italien-Wochenende überdauern muss, sondern auch eine Woche später in Spa. Monza und Spa sind nämlich vielleicht die schwierigsten Strecken für den Motor."