Vasselon: Budapest nicht direkt mit Monaco vergleichbar
Pascal Vasselon im ausführlichen Interview über die Besonderheiten von Budapest, neue Entwicklungen, die Reifen und Trullis Motorschaden
(Motorsport-Total.com) - Frage: "In diesem Jahr wird es das 20. Jubiläum des damals ersten Trips der Formel 1 hinter den Eisernen Vorhangs sein. Was sind deine Erinnerungen daran?"
Pascal Vasselon: "Ich war 1986 kaum geboren, ich bin zu jung! Ich mache nur Spaß, aber das erste Mal, als ich in der Formel 1 war, war im Jahre 2001, auch wenn ich dort 1997 zu einem GT-Rennen reiste. Mein erster Eindruck war, dass es dort wenig Haftung gibt!"

© xpb.cc
Pascal Vasselon würde gern einmal eine Regenrennen in Budapest erleben
Frage: "Aber was ist mit all den Trabants und Wartburgs?"
Vasselon: "Ja, aber das Überwältigende war die Schönheit der Stadt. Mir wurde auch gesagt, dass es dort ein paar schöne Frauen gibt, aber dies ist nicht etwas, nachdem ich Ausschau halten sollte... Nun ist Budapest eine belebte Stadt und ziemlich so wie jeder andere große europäische Stadt."#w1#
Frage: "Die Strecke ist verwinkelt, ist sie ein Kurs für den höchsten Abtrieb, abgesehen von Monaco?"
Vasselon: "Absolut, und wir kehren nach Hockenheim und Magny-Cours definitiv auf sehr spezifische Strecken, die klassischen, typischen Formel-1-Strecken, zurück. Jeder Kurs, auf den wir im Verlauf des restlichen Jahres gehen, ist ein wenig anders. Der Hungaroring hat bei weitem die höchste Dichte an mittel-schnellen Kurven pro Kilometer. Es ist unglaublich eng und das Auto befindet sich immer in einer Kurve. Es gibt ein paar wenige Geraden was zur niedrigsten Durchschnittsgeschwindigkeit im Kalender nach Monaco führt."
Frage: "Man kann wohl davon ausgehen, dass es auch körperlich ziemlich anstrengend ist?"
Vasselon: "Das ist es, weil es so verwinkelt ist und es nur sehr wenige Stellen gibt, an denen ein Fahrer entspannen kann. Normalerweise sprechen die Fahrer auf den Geraden, nehmen einen Drink zu sich und so weiter, aber auf dem Hungaroring sind sie sehr beschäftigt."
Frage: "Wo unterhaltet ihr euch dann mit den Fahrern?"
Vasselon: "Das ist in der Tat sehr schwierig und ich denke, dass dies eine Strecke ist, wo es zu einigen Fehlkommunikationen kommt."
Frage: "Was ist abgesehen davon am Hungaroring außergewöhnlich?"
Vasselon: "Es gibt noch eine zweite sehr spezifische Sache, und die betrifft die Art des Asphalts. Es ist ein Asphalt mit außergewöhnlich niedriger Haftung, und das wird durch den Staub und den Sand, der um ihn herum vorhanden ist, noch schlimmer gemacht. Sobald du nur einen leichten Wind hast, musst du nur die Ideallinie verlassen und du hast überhaupt gar keine Haftung mehr."
"Die zweite Sache hat mit der Konsequenz des Strecken-Layouts zu tun, wodurch die Bremsen nur sehr wenig gekühlt werden. Dadurch tendieren sie heiß zu laufen. Wir reden nicht über Montreal oder Bahrain, denn die Energie ist niedriger, aber die Temperaturen sind höher als man es erwarten könnte. Strategisch führen die verschiedenen Faktoren zu einer Strategie mit mehreren Stopps, also üblicherweise zu einer, die aggressiver ist und ein paar interessante Entwicklungen mit sich bringt."
Frage: "Hat es also mit dem Asphalt zu tun, dass die Rundenzeiten sich vom ersten Tag an so stark verbessern wie auf keiner anderen Strecke?"
Vasselon: "Das stimmt, wenn du keinen Wind hast, dann bekommst du die größten Entwicklungen bei den Rundenzeiten überhaupt. Du muss zunächst die Strecke sauber fahren. Wenn man am Freitagmorgen das erste Auto auf die Strecke fahren sieht, dann kann man an Hand der wirklich großen Staubwolke erkennen, wo das Problem liegt."
Frage: "Fahrt ihr mit dem gleichen Aerodynamik-Paket wie in Monaco?"
Vasselon: "Sie sind sich ähnlich, aber die beiden Strecken sind in der Tat sehr unterschiedlich. In Monaco hast du eine Kombination aus sehr langsamen Kurven und ein paar schnellen Sektionen, in Budapest hast du fast ausschließlich mittel-schnelle Kurven. Diese Kombination aus Layout und Asphalt führt zu beinahe unmöglichen Kompromissen in Bezug auf die Reifen."
Frage: "Welche Art von Kompromiss?"
Vasselon: "Die Reifen müssen stark sein, denn es gibt so viele mittel-schnelle Kurven, wo sie unter Belastung stehen und damit muss die Mischung zurechtkommen. Aber du benötigst auch etwas Haftung, ansonsten bekommst du die Reifen für eine gute Leistung in der Qualifikation niemals auf Temperatur, da der Asphalt so wenig Haftung bietet. Das ist in der Tat sehr schwierig zu optimieren."
Frage: "Was macht ihr also in Bezug auf die Reifenmischung?"
Vasselon: "Man versucht so nahe wie möglich an den besten Kompromiss heranzukommen, aber wir können mit dem Reifen nicht sehr weich gehen. Es ist eines der Sommer-Rennen und die Temperatur ist hoch, dies hilft den Reifen beim Aufwärmen etwas. Ich muss zugeben, dass ich sehr heiß darauf wäre, ein kaltes Budapest zu erleben. In Bezug auf die Haftung wäre dies schrecklich. Aber statistisch denke ich nicht, dass es in Ungarn regnet! Es gab 2004 ein paar Tropfen, aber nur kurz."
Frage: "Manche Fahrer sagen, dass das Überholen zu schwierig ist wie in Monte Carlo?"
Vasselon: "Ich denke, dass dies nicht stimmt, denn ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass Ralf nach seinem Dreher 2003 in der zweiten Kurve als Letzter wieder ins Rennen gegangen ist und sich seinen Weg durch das Feld gebahnt hat und Vierter wurde. Und auf seinem Weg hat er seinen Bruder überholt! Man kann es also schaffen."
"Seitdem die Original-Strecke erstellt wurde, ist die Hauptgerade verlängert worden, zudem gibt es eine langsame Kurve am Ende, was geholfen hat. Damon Hill hat auch Michael Schumacher 1997 in einem Arrows überholt, aber ich denke, dies war zu einer Zeit, als Bridgestone begann gut zu sein und Goodyear paar Probleme hatte. Häufig hilft unterschiedliche Leistung der Reifen beim Überholen."
Frage: "Gehst du davon aus, dass sich der Reifenkrieg zwischen Bridgestone und Michelin in diesem Jahr stark bemerkbar machen wird?"
Vasselon: "Ich denke, bis zu dem üblichen Grad, aber nicht mehr. Ja, die Reifen sind ein dominanter Performance-Faktor, aber ich kann nicht sagen, dass alles von ihnen abhängt. Sie sind nur ein Faktor."
Frage: "Ist die Reifenwahl schon getroffen worden?"
Vasselon: "Ja, und ich würde sagen, dass zu diesem Zeitpunkt der Saison nichts Radikales dabei ist, wir entwickeln einfach die Reifenfamilien, die wir schon haben."
Frage: "Wird Toyota in Ungarn am Auto irgendwelche neuen Entwicklungen haben?"
Vasselon: "Unser Entwicklungsprogramm erlaubt es uns, zu jedem einzelnen Rennen neue Teile mitzubringen und in Ungarn wird es sich dabei hauptsächlich um Aerodynamik-Teile handeln."
Frage: "Hatte das Team die Gelegenheit, Jarnos Motorenproblem aus Hockenheim zu analysieren?"
Vasselon: "Ich denke, dass Luca Marmorini und sein Team daran hart gearbeitet haben, denn es war ein sehr frischer Motor, der nur 50 Kilometer oder so bei niedriger Drehzahl drauf hatte. Das kam also ganz klar sehr unerwartet. Wir müssen auf Luca warten, bevor wir mehr wissen. Budapest wird aus diesem Grund Jarnos zweites Rennen mit seinem Ersatzmotor aus Hockenheim sein, Ralf wird auf dem Hungaroring einen frischen Motor haben."

