Marko: "Wir würden sagen: 'Halte dich da raus'"

Helmut Marko geht mit Lewis Hamilton nach der Zurückrundung in Hockenheim hart ins Gericht und kritisiert zudem das Verhalten des McLaren-Teams

(Motorsport-Total.com) - Neben dem neben der Strecke vorgetragenen Überholmanöver von Sebastian Vettel (Red Bull) gegen Jenson Button (McLaren) war die Zurückrundung von Buttons Teamkollegen Lewis Hamilton gegenüber Vettel die am meisten diskutierte Szene des Großen Preises von Deutschland am vergangenen Sonntag.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko

Helmut Marko beschwert sich über das Hamilton-Manöver in Hockenheim

Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko ist überzeugt, dass Vettel, der zu diesem Zeitpunkt hinter Ferrari-Pilot Fernando Alonso auf Platz zwei lag, durch das Manöver Hamiltons Zeit verloren hat. "Alleine in der Kurve hat er sieben Zehntel verloren", sagt der Österreicher gegenüber 'ServusTV' und verweist auf die Telemetriedaten.

Für Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne geht es bei besagter Szene nicht nur um den Zeitverlust. "Wenn du eine Runde hinten bist, dann lässt du die da vorne einfach ihr Rennen fahren und mischst dich nicht ein", sagt der Franzose seinerseits gegenüber 'ServusTV' und merkt an: "Hamilton hätte Vettel auch treffen können. Das wäre ein dummer Crash gewesen und dann wären nicht nur sieben Zehntel weg gewesen."

Lewis Hamilton, Sebastian Vettel

Lewis Hamilton rundet sich gegenüber Sebastian Vettel zurück Zoom

So kam es freilich nicht. Mit frischeren Reifen zog Hamilton an Vettel vorbei und sofort davon. Für eine Zurückrundung gegen den in Führung liegenden Alonso reichte es allerdings nicht mehr. "Vettel hat nicht angenommen, dass er so etwas machen würde", ist Marko beim Betrachten des Manövers überzeugt und fügt mit Verweis auf Hamilton hinzu: "Dann überholt er ihn, hat erst den Speed, fährt an Alonso ran, aber attackiert ihn nicht - Hamilton, der der aggressivste Fahrer im Feld ist. Also scheinbar reicht es schon, wenn Red Bull nicht gewinnt."

"Dann - ich weiß nicht, wie viele Runden später - stellt er das Auto ab und sagt, als Folgeschaden", setzt Marko seine Kritik am McLaren-Piloten fort und verweist darauf, dass dieser mit dem Auto kurz zuvor die bis dahin schnellste Runde im Rennen hingelegt hat. Das McLaren-Team spricht in seiner Erklärung nach dem Grand Prix in Bezug auf den Hamilton-Rückzug von einer Vorsichtsmaßnahme, um das zuvor in Mitleidenschaft gezogene Getriebe nicht über Gebühr zu strapazieren.

Kritik an McLaren

"Und dann gibt es noch die Presseaussendung..." Helmut Marko

Auch auf die Pressemitteilung seitens McLaren nimmt Marko Bezug: "Und dann gibt es noch die McLaren-Presseaussendung, dass aufgrund der sensationellen Boxenleistung von McLaren Button beim Boxenstopp vor Vettel gebracht wurde. Also wenn man so seine Sportlichkeit unterminieren oder beweisen will, finde ich das eher traurig." Der Österreicher sieht nach wie vor in der Zurückrundung durch Hamilton den Hauptgrund, warum Vettel seinen zweiten Platz vorübergehend an Button abtreten musste.

Marko behauptet, dass es im umgekehrten Fall zu einer ähnlichen Situation nicht kommen würde. "Wenn so eine Situation mit einem Fahrer von uns käme, würden wir ihm sagen: 'Halte dich da raus. Lass die Führenden kämpfen.'", sagt er, wirft allerdings ein, dass die frischeren Reifen am Hamilton-McLaren eine große Rolle spielten: "Er hat die neuen Reifen gehabt und war deutlich schneller. Wir haben Vettel gesagt: 'Pass auf, er attackiert dich.'"

Trotz aller Kritik am Verhalten von Hamilton und McLaren ist für Marko eines klar: "Das Ganze ist völlig reglementkonform." Nach Ansicht des 69-Jährigen müsse man die Sache "von der moralisch-ethischen Seite sehen. Nochmals: Wir würden so etwas nicht machen." Der Red-Bull-Motorsportberater hofft, dass sich die Wogen bald geglättet haben: "Momentan eskaliert das Gesagte und ich hoffe schon, dass sich das wieder normalisiert."