Marko: Wir finden Ersatz für Zwischengas-Verbot

Helmut Marko äußert sich sehr kritisch zum Zwischengasverbot und geht von einem Verlust von fünf Zehntelsekunden pro Runde aus

(Motorsport-Total.com) - Ab Silverstone tritt das Zwischengas-Verbot in Kraft. Einer der großen Verlierer dieser Regeländerung dürfte Red Bull sein, die den von auspuffangeströmten Diffusor perfektioniert haben. Helmut Marko, Motorsport-Konsulent bei den Bullen, äußert sich sehr kritisch und schiebt den konkurrierenden Teams den schwarzen Peter zu.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Helmut Marko (Motorsportchef)

Bisher dominierte Sebastian Vettel mit seinem überlegenen Red Bull die Saison

Marko erklärt gegenüber 'ServusTV': "Die Abgase werden auch während der Phasen genutzt, in denen der Motor nicht auf Leistung ist, um Abtrieb zu kreieren. Das hat unser Team erfunden und, so glaube ich, auch zur Perfektion geführt."

Schnelle Umsetzung

Der ehemalige Rennfahrer fährt fort: "Da ist die Sportbehörde, die versucht, ein möglichst wasserdichtes Reglement zu schaffen. Auf der anderen Seite sind 50 der weltbesten Techniker, die probieren, die Schlupflöcher zu finden. Und in den vergangenen Jahren war es Red Bull, die hier führend waren. Wenn der Zeitgewinn zu groß wird, dann schreitet die FIA mit Reglement-Vorwürfen oder -Änderungen ein."

"Wir haben den F-Schacht gehabt, wir haben den Doppeldiffusor gehabt. Es wurde alles am Jahresende gemacht. Dieses Mal hat man es scheinbar sehr eilig", berichtet Marko, der überrascht ist, von der schnellen Umsetzung. Im Sinne einer spannenden WM wäre es zumindest für die Konkurrenz und das allgemeine Interesse nicht schlecht, wenn die Dominanz von Red Bull ein Ende fände.

Das schlanke Heck des Red Bull begünstigt die Anströmung des Diffusors Zoom

Seitens des neuen Reglements ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Marko gibt einen Einblick: "Das Verbot ist noch nicht definiert. Es ist nur einmal ausgesprochen, dass diese intensive Nutzung nicht mehr erlaubt ist. Wie weit es dann zugelassen sein wird, werden wir in der schriftlichen Ausfertigung sehen. Aber, wie gesagt: Ziemlich eigenartig, dass es mitten in der Saison erfolgt."

Red Bull mit Ersatzlösung?

"Es sind sich alle einig, was sonst eigentlich nicht der Fall ist. Ich würde es so ausdrücken: Wenn man es nicht kopieren kann, dann versucht man es wenigstens zu verhindern", so der Red-Bull-Konsulent. Prognosen gehen davon aus, dass Sebastian Vettel ohne das Zwischengas etwa eine halbe Sekunde pro Runde verliert. Marko stimmt zu, blickt allerdings optimistisch in die Zukunft: "Das ist realistisch, wenn man es nur wegnehmen würde. Aber wir wären nicht Red Bull, wenn wir nicht auch schon Überlegungen hätten, wie wir das wieder abfedern könnten."

Bisher wenig Beachtung fand die Tatsache, dass auch die Motoren nicht ohne Konsequenzen bleiben: "Wenn diese Abgas-Entführung wegfällt, dann kann das zu Motorproblemen führen", warnt Marko und gibt zu bedenken: "Und die kann man nicht innerhalb so kurzer Zeit umstellen, weder vom Motormanagement her noch von der Motorproduktion."

Helmut Marko

Helmut Marko ist sich sicher, dass Adrian Newey den Verlust ersetzen wird Zoom

Wer profitiert also vom Verbot? Die allgemeine Meinung geht davon aus, dass Ferrari den meisten Profit daraus ziehen wird. In Maranello war man mit der Entwicklung des aktuellen Autos sehr konservativ. Außerdem betonen die Roten immer wieder, dass man sich als Fahrzeugbauer und nicht als Aerodynamiker sieht, was diese These unterstützt.

Ferrari wird profitieren

"Ferrari, ganz klar", erklärt Marko und ergänzt: "Ich glaube, dass McLaren weniger oder ähnlich betroffen sein wird wie wir. Die haben es von uns ja sehr gut kopiert. Am meisten, das geht völlig unter, wird Renault betroffen sein. Die haben ihr Auto komplett auf dieses Abgasprinzip hingebaut."

Fernando Alonso, Mark Webber

Wird Ferrari vorbeiziehen, wenn sich ab Silverstone die Regeln ändern? Zoom

Nach all der Kritik an der überhasteten Entscheidung will Marko nun für Ruhe im Team sorgen. Die Techniker rund um Adrian Newey sollen versuchen, den Verlust durch das Verbot auszugleichen.
"Man muss die Leute gut motivieren, man muss schauen dass Kontinuität und Ruhe im Team herrschen", so Marko zu seiner Aufgabe. "Auf der politischen Ebene muss man versuchen, dass die Einbremsmanöver, die massiv gegen uns laufen, nicht so massiv ausfallen, wie die Gegner sich das wünschen."

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