• 22.04.2006 20:37

Marko: "Hoffentlich bleibt das nicht die ganze Saison so!"

Der Motorsportberater von Red Bull im Interview über Kliens kurioses Problem, die dominanten Bridgestone-Reifen und die Motivation bei Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Bei Christian Klien hat es ein unglaubliches Problem gegeben, weiß man denn schon, warum sich der Geschwindigkeitsbegrenzer für die Boxengasse plötzlich eingeschaltet hat?"
Helmut Marko: "Zunächst einmal ist klarzustellen, dass sich der Speedlimiter in einer Kurve eingeschaltet hat und dem Christian dann per Funk sofort mitgeteilt wurde, was er zu tun hat. Dann war das Thema wieder gegessen, das waren vielleicht zehn Sekunden. Das erklärt noch nicht die Zeit, die er gefahren ist. Dass der Reifen dadurch an Temperatur verliert, ist möglich, aber wohl kaum so viel, um die halbe Sekunde auf Coulthard zu erklären."

Titel-Bild zur News: Helmut Marko

Helmut Marko sieht Bridgestone in Imola im Vorteil

Frage: "Was erklärt die relativ schlechten Zeiten heute?"
Marko: "Wir können die Steigerungen der anderen Teams von Qualifying eins auf Qualifying zwei nicht mitgehen. Wir müssen jetzt klären, woran das liegt. Im ersten Qualifying waren wir noch ganz gut dabei. Dahinter steckt sicherlich eine Summe von Ursachen, hier war es jedoch ganz krass und hat uns unvorbereitet getroffen."#w1#

Frage: "Vor allem in Imola macht ist die Sache ja nicht gerade einfacher, denn das Überholen ist sie relativ schwer..."
Marko: "Man muss hier eine Strategie finden, mit der man das Rennen gut durchfahren kann. Es wird hier sicherlich einige Fahrer geben, die drei Stopps einlegen werden. Wenn die Bridgestone-Reifen dieses Tempo jedoch durchgängig gehen können, dann sind die nicht in Reichweite."

"Dies ist der erste Faktor, dass erstmals fünf Autos von Bridgestone unter den ersten Zehn sind. Dieser Reifen hat hier auch einen Vorteil. Unser unmittelbarer Gegner war ja die ganze bisherige Saison über BMW und mit denen sind wir, wenn auch schlecht, gleich auf schlecht. So gesehen haben wir keinen Rückschritt gemacht. Aber den Schritt nach vorn der anderen konnten wir nicht mitvollziehen."

Frage: "Der Sprung von Bridgestone nach vorne ist offensichtlich. Glauben Sie, dass dies mit der Strecke zu tun hat, oder hat man jetzt den Tick gefunden, den man bisher gesucht hat?"
Marko: "Also wir hoffen sehr, dass dies nur streckenspezifisch ist. Es ist hier auch erstmals sehr warm. Wenn es die ganze Saison zu gehen sollte, dann wäre das sehr schlecht."

Frage: "Das betrifft auch Ferrari, ist Michael Schumacher morgen für sie der Favorit?"
Marko: "Ich persönlich glaube, dass er auf einer Drei-Stopp-Strategie ist. Und diese ist hier nicht sehr zeitaufwendig, sie werden dadurch vielleicht fünf Sekunden verlieren, da sie ja die Schikane nicht fahren müssen. Wenn er dieses Tempo gehen kann, dann ist er der Favorit. Egal, wie viel Sprit McLaren-Mercedes oder Renault an Bord haben, der Zeitunterschied ist einfach zu groß."

Frage: "Ist dies eine Trendwende in der Formel 1?"
Marko: "Nun, dies ist ein Sport, wo die Motivation eine irrsinnig große Rolle spielt. Wenn dann plötzlich alles zusammenkommt, dann gibt das einen gewaltigen Push. Das gilt auch für einen Routinier wie Schumacher, er kommt dann wieder an seine besten Zeiten heran. Das könnte schon eine Umkehr einleiten. Aber bitte, morgen muss er zunächst einmal das Auto wieder ins Ziel bringen."

Frage: "Aus der Sicht von Christian wird morgen vermutlich nicht viel möglich sein, oder?"
Marko: "Die Startposition ist ja im Verhältnis zu seiner Zeit nicht allzu schlecht. Coulthard ist 14. und er ist 17. aber ohne Ausfälle wird es schwer sein, irgendwo in die Nähe von Platz 10 zu kommen."