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  • 26.09.2018 08:04

  • von Rebecca Friese & Scott Mitchell

Marcus Ericsson klagt an: Fahrer-Mindestgewicht kommt zu spät

Sauber-Pilot Marcus Ericsson sieht sich wegen seiner Körpergröße stark benachteiligt und prangert an, dass eine Regeländerung erst jetzt in Betracht gezogen wird

(Motorsport-Total.com) - Es war ausgerechnet ein Missgeschick der Crew von Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, das Marcus Ericsson die Gelegenheit gab, ein Thema zur Sprache zu bringen, das ihm schon lange auf dem Herzen lag. Der Sauber-Pilot sieht sich als Rennfahrer wegen seiner Größe und des Gewichts benachteiligt - auch in der Formel 1. Er muss deswegen die Rennen schon seit Längerem ohne Trinksystem im Auto bestreitet. Die Ironie: Der Missstand soll zukünftig mit einer regulierten Anpassung des Fahrergewichts behoben werden. Das wird Ericsson allerdings erst einmal nicht mehr als Stammpilot erleben.

Titel-Bild zur News: Marcus Ericsson

Das neue Mindestgewicht für Fahrer kommt für Marcus Ericsson zu spät Zoom

"Ich habe die Meinung vertreten, dass sie es fairer machen sollen, seit ich in der Formel 1 angefangen habe", klagt Ericsson. "Ich muss die Trinkflasche rausnehmen und bewege mich trotzdem noch am Limit. Es ist ein ständiger Kampf, so leicht wie möglich zu bleiben. Das sollte es im Jahr 2018 nicht mehr geben."

Ericsson gehört mit 1,80 Meter zu den größten Fahrern im Feld. Nico Hülkenberg hat mit 1,84 Metern ein ähnliches Problem. Das wirkt sich im Auto auf das von der FIA vorgegebene Mindestgewicht aus. Die Teams wollen die 733 Kilogramm, die das Paket aus Fahrer, Auto, Öl und Bremsflüssigkeit mindestens auf die Wagen bringen muss, möglichst kaum überschreiten. Der Fahrer scheint dabei leichter auf Diät zu setzen sein als die Karosserie.

Wie viel Zeit das Trinksystem kostet

In Ericssons Fall kommt man ihm mit dem Weglassen des Trinksystems "entgegen". Das schwüle Nachtrennen in Singapur ist da einzige, bei dem man ihm die Trinkleitung legt. Dafür muss er das Extragewicht in Kauf nehmen.

"Ich glaube das System wiegt ein Kilogramm", rechnet er vor. "Ein Kilo sind ein paar Hundertstelsekunden pro Runde - zehn Kilo etwa drei oder vier Zehntelsekunden. Über 60 Runden sind das schon ein paar Sekunden. Im Rennen kann das den Unterschied zwischen Platz zehn und Platz elf machen."

Die Piloten, die mittlerweile wie Hochleistungssportler trainiert sind, kommen im Magerwahn auch an ihre Grenzen. Dabei wurde hinter vorgehaltener Hand auch immer wieder von absichtlicher Dehydration und Ohnmachtsanfällen gesprochen. Ex-Formel-1-Pilot Adrian Sutil hatte vor Jahren schon darauf aufmerksam gemacht.

Stammplatz verloren: Regeländerung kommt für Ericsson zu spät

2019 soll es deshalb das Mindestgewicht für Fahrer geben. In voller Montur soll der Fahrer dabei inklusive seines Sitzes 80 Kilo wiegen. Wiegt ein Fahrer weniger, muss entsprechender Zusatzballast unter dem Sitz platziert werden. Das kommt auch dem 1,84 Meter großen Antonio Giovinazzi zugute, der Ericsson im kommenden Jahr bei Sauber ersetzen wird.


Fotos: Grand Prix von Singapur


"Ich finde es verrückt, dass nicht schon vor zehn oder 15 Jahren über eine Angleichung nachgedacht wurde", betont Ericsson. "Denn die leichteren Fahrer haben einen klaren Vorteil. Ich musste mich meine ganze Karriere über damit herumschlagen. Alle meine Teamkollegen waren leichter als ich. Das ist frustrierend, aber nun einmal die Realität."

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