Mansell: Der "Löwe" ist wieder da!
Nigel Mansell fährt an diesem Wochenende wieder ein Autorennen, wenn auch nicht in der Formel 1, sondern nur in der FIA-GT-Weltmeisterschaft
(Motorsport-Total.com/sid) - Er ist etwas fülliger geworden, der Schnauzbart ist schon lange ab, und mit der einst so geliebten Formel 1 hat er nichts mehr am Hut. Doch wenn Nigel Mansell ins Rennauto steigt, beginnen die Augen des englischen "Löwen" wild entschlossen zu funkeln. So wie am Wochenende, als er die Zeit noch mal zurückdrehte, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.

© Schlegelmilch
Nigel Mansell wurde 1992 zum ersten und einzigen Mal Formel-1-Weltmeister
Elf Jahre nach seinem Rücktritt aus der Formel 1 entfachte der Mann der großen Gesten noch einmal die "Mansell-Mania" - und das auf seiner früheren Hausstrecke in Silverstone. Im Alter von 53 Jahren gab der "Oldtimer" ein Renncomeback, nicht in der Königsklasse, sondern in der FIA-GT-Meisterschaft.#w1#
Doch Mansell fuhr immerhin Ferrari, wie in der Formel 1, als er 1989 und 1990 erst mit Gerhard Berger und danach mit Alain Prost dem "springenden Pferd" Beine machen sollte. Das klappte aber nicht, die Italiener mussten noch bis 2000 warten, ehe ein gewisser Michael Schumacher erster Ferrari-Weltmeister nach dem Südafrikaner Jody Scheckter (1979) wurde.
Mansell verließ Ferrari und fand bei Williams sein Glück. 1992, in Michael Schumachers erster kompletter Saison für Benetton, holte der Engländer nach vielen vergeblichen Anläufen endlich den Titel - es sollte sein einziger bleiben. Dennoch ist er mit insgesamt 32 Grand-Prix-Siegen erfolgreichster britischer Formel-1-Pilot aller Zeiten, noch vor den Schotten Jackie Stewart (27) und Jim Clark (25).
Heute kümmert sich Mansell mehr um sein Golf-Handicap und die Motorsportkarriere seiner Söhne Leo und Greg. Doch wenn er wieder ins Rennauto steigt, dann kämpft er verbissen um jede Hundertstel, wie zu besten Zeiten. Beim Gastspiel in der FIA-GT-Meisterschaft reichte es im Qualifying zum neunten Platz - nicht schlecht für einen Rennrentner.
Er ist froh, dass er nichts mehr mit der Formel 1 zu tun hat. Das sei nicht mehr seine Welt. Junge Fahrer würden viel zu schnell hochgejubelt, ohne den Beweis ihres Könnens erbracht zu haben. So wie Landsmann Jenson Button, denn der verdiene bereits Millionen, sei von den Medien zum Star gemacht worden und habe doch erst ein Rennen gewonnen. "Wir mussten um den Titel fahren, bevor wir die Lorbeeren ernten konnten. Heute wirst du aber gefeiert, bevor du etwas erreicht hast", sagt Mansell.
Sorgen macht er sich um den neuen Überflieger Lewis Hamilton. Der sei bereits im jungen Alter gestriegelt worden: "Der wurde mit elf Jahren schon komplett gesponsert und kam in die besten Teams." Das sei einfach nur cleveres Marketing gewesen, deshalb überrasche es ihn auch nicht, dass Hamilton im Rekordtempo den Sprung in die Formel 1 geschafft hat und bei McLaren-Mercedes für Furore sorgt. Als erster dunkelhäutiger Fahrer stand Hamilton bereits in seinem ersten Rennen in Melbourne auf dem Treppchen (Platz drei).
Mansell betont, dass seine Geschichte etwas härter gewesen sei. So habe seine Familie einst das Haus verkaufen müssen, damit er in der Formel 3 starten konnte. Dort war das Geld innerhalb von sechs Wochen weg und Mansell wurde entlassen. Den Sprung in die Formel 1 schaffte er dennoch mit einem Budget von umgerechnet rund 44.000 Euro. "Heute sind das Hunderttausende von Euro", sagt Mansell.
Er vermisse bei den meisten heutigen Piloten das fahrerische Können. Er selbst fuhr gegen Niki Lauda, Alain Prost oder Ayrton Senna. Mansell: "Das waren alles Weltmeister und Ausnahmefahrer. Heute gibt es nur Fernando Alonso."

