• 05.01.2003 15:29

  • von Fabian Hust

Management von Justin Wilson pokert hoch

Rund 3 Millionen Euro muss Justin Wilson für das Minardi-Cockpit zahlen ? doch noch ist das Geld nicht zusammengetragen

(Motorsport-Total.com) - Nicht nur auf der Strecke gehen Formel-1-Fahrer viel Risiko ein, sondern manchmal auch abseits der Piste. So pokert das Management von Ex-Formel-3000-Champion Justin Wilson sehr hoch. Nach Angaben der 'News of the World' hat man bisher die notwendigen 3 Millionen Euro, die Teamchef Paul Stoddart von dem Briten fordert, noch lange nicht zusammen. Im schlimmsten Falle müssten Vater Keith Wilson und Manager Jonathan Palmer in die eigene Tasche greifen, wenn es darum geht, den unterschriebenen Vertrag mit dem Australier zu erfüllen.

Titel-Bild zur News: Wilson und Stoddart

Justin Wilson musste sich den Platz bei Paul Stoddart teuer kaufen

Justin Wilson ist allerdings nicht der erste Rennfahrer, bei dem man hoch pokern muss, um ihn in die Formel 1 zu bekommen. So ging einst sein Manager Jonathan Palmer einen ähnlichen Weg. Man hofft eben, dass Wilson bei Minardi so gute Leistungen zeigen kann, dass er wie zuvor ein Giancarlo Fisichella oder Jarno Trulli schnell von einem Team unter Vertrag genommen werden kann, das in der Lage ist, für die Dienste des Fahrers zu zahlen. Dann würden sich die Investitionen schnell bezahlt machen.

"Offiziell ist noch niemand an Bord", verrät Justin Wilson, dass man noch keinen Sponsor gefunden hat. "Aber wir haben eine Menge Leute, die Interesse zeigen." Damit bezieht sich der 24-Jährige aber möglicherweise auf das Vorhaben von Manager Palmer, an Privatleute "Anteile" von Wilson zu verkaufen, um so eines Tages das notwendige Geld zusammengetrommelt zu haben: "Die Leute sollen einen relativ kleinen Geldbetrag, vielleicht sogar nicht mehr als 100 Pfund (rund 160 Euro), investieren und sie werden dann einen Teil von Justin Wilson besitzen. Wer die risikoreiche Investition eingeht, der kann bis zu 200 Prozent zurückerhalten, wenn er erfolgreich ist."

Noch arbeitet man aber scheinbar an dem Konzept, dessen Durchführung wohl nicht so einfach sein dürfte, weswegen man auch noch keine Informationen über das Wie und Wann erhält: "Es gibt Leute, die wollen 100.000 Pfund investieren, andere 25.000 Pfund und es gibt eine Menge Fans, die über das Internet mitteilen, dass sie gerne 100 Pfund investieren möchten", fährt Wilson fort. Angesichts des Talents, das Wilson mit sich bringt, könnte der Plan von Palmer durchaus aufgehen. Gerade erst dieses Jahr hat Mark Webber den Aufstieg von Minardi zum Jaguar-Team geschafft.

Ganz neu ist die Idee freilich nicht. Schon Michael Schumachers gewiefter Manager Willi Weber wollte Michael Schumacher an die Börse bringen, doch bis heute kann man sich keinen Teil des erfolgreichsten Formel-1-Fahrers aller Zeiten sichern. Das ganze Unterfangen wäre wohl auch sehr riskant, denn der Kerpener könnte ja schließlich von heute auf morgen schwer verunglücken und der Wert der Aktie damit rapide fallen. Das "Modell Wilson" soll auch nur eine kurzfristige Risikoanlage sein und wäre mit klassischen Aktien nicht zu vergleichen.

"Wir alle wissen, dass Fahrer mehrere Millionen Dollar an Gehalt bekommen können", erklärte Jonathan Palmer jüngst sein Aufsehen erregendes Konzept. "Es wäre möglich, dass Leute, die in einen Fahrer investieren, später dafür etwas zurückerhalten und das wollen wir mit Justin tun." In Zeiten, in denen es kaum noch Sponsoren gibt, die Millionen in einen Fahrer stecken möchten, um ihm zum Formel-1-Debüt zu verhelfen, könnten so private Fans oder reiche Geschäftsleute einem Fahrer das notwendige Startgeld verschaffen.

Gut findet der momentan arbeitlose Eddie Irvine die Idee Palmers: "Ich hoffe, dass es Justin packen wird. Anteile an ihm zu verkaufen ist ein mutiger aber brillanter Schritt", so der Ire gegenüber der 'Sun'. "Ohne Geld hätte er das Cockpit nicht bekommen. Ich befand mich in der gleichen Situation, als ich 1993 in Suzuka mein Debüt für Jordan gab. Ich musste eine beträchtliche Summe aus meinen Einnahmen von meiner Zeit in Japan auslegen. Aber dann fand ich einen Sponsor und zusammen mit den Anteilen aus dem Preisgeld für meinen sechsten Platz beim Debüt machte ich rund 39.000 Euro Gewinn."