Maldonado: "Lewis und ich sind sehr gute Freunde"
Pastor Maldonado im Interview: Wieso Crashpartner Lewis Hamilton plötzlich ein sehr guter Freund ist und Williams eine der besten Fahrerpaarungen der Formel 1 besitzt
(Motorsport-Total.com) - In Belgien fuhren sich Lewis Hamilton und Pastor Maldonado im Qualifying absichtlich ins Auto. Doch auch, wenn die Schuldfrage nicht hundertprozentig geklärt wurde, dürften die beiden ihr Kriegsbeil ohnedies längst begraben haben, denn der venezolanische Williams-Rookie bezeichnet den McLaren-Star, der ihn bereits in Monaco durch eine Kollision um wahrscheinliche WM-Punkte gebracht hatte, inzwischen als "sehr guten Freund". Im Interview erklärt er zudem, wie sein Heimatland auf den ersten WM-Punkt in Spa reagiert hat und wie er sich auf die unbekannten Strecken nach Monza vorbereitet.

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Pastor Maldonado kommt mit dem ersten Punkt am Konto nach Monza
Frage: "Pastor, hast du mit Lewis über eure Kollision gesprochen?"
Pastor Maldonado: "Ja, alles zwischen uns ist gelöst. Wir sind durch unsere gemeinsame Vergangenheit sehr gute Freunde. Wir haben einen Fehler gemacht und jetzt blicken wir nach vorne."
Frage: "Habt ihr euch ausgesprochen?"
Maldonado: "Ja, schon in Spa im Motorhome."
Frage: "Warst du erleichtert, dass er im Rennen mit Kobayashi und nicht mit dir zusammengestoßen ist?"
Maldonado: (lacht) "Nein, kein Kommentar."
Frage: "Hadt du dich in der Formel 1 inzwischen gut eingelebt? Fühlst du dich wohl bei Williams wohl?"
Maldonado: "Ja, natürlich fühle ich mich im Team wohler, mit dem Auto, mit allem. Als Rookie benötigt man etwas Zeit, um sich an die Formel 1 zu gewöhnen - das ist schon etwas anderes als die GP2. Ich fühle mich aber bereits zuhause in diesem Team - vor allem wegen dem Teamgeist. Sie pushen hart und wollen immer mehr. Ich habe viel Zeit in der Fabrik und im Simulator verbracht."
"Abgesehen von den Ergebnissen leisten wir gute Arbeit. Ich hoffe, dass ich mich selbst Rennen für Rennen verbessern kann - und auch das Auto, denn wir sind ein Team."
Frage: "Wie weit bist du noch von deinem Maximum entfernt?"
Maldonado: "Ich verbessere mich. Das hört nie auf. Man kann sich ständig verbessern. Das mache ich. Ich lerne mehr von Rubens, vom Team, von meinen Erfahrungen, die ich in der Vergangenheit gemacht habe."
Frage: "Hilft dir die Erfahrung von Rubens?"
Maldonado: "Rubens und ich arbeiten sehr hart. Ich bin froh, dass er im Team ist, und ich glaube, das gilt auch für ihn. Wir sind meiner Meinung nach eine der stärksten Fahrerpaarungen in der Formel 1. Ich würde ihn gerne auch nächstes Jahr als Teamkollegen haben, aber... Die Zukunft von uns beiden ist noch nicht fixiert."
Frage: "Wie wurde dein erster WM-Punkt in Venezuela aufgenommen?"
Maldonado: "Das war ein großes Thema. Das Land und ich - alle erwarten mehr als einen Punkt. Ich arbeite sehr hart, aber die Leute in Venezuela freuen sich für mich. Wir müssen weiter Druck machen, wir sind ein sehr junges Land."
Frage: "Gab es seit Spa mehr Auftritte im venezolanischen Fernsehen?"
Maldonado: "Seit ich die Möglichkeit hatte, es in die Formel 1 zu schaffen, ist das Medieninteresse groß. In Venzuela haben wir zwei TV-Sender, die die Formel 1 übertragen. Das ist sehr wichtig für uns, denn die Formel 1 wird immer populärer. Selbst ohne Fahrer war die Formel 1 immer eine der wichtigsten Sportarten in Venezuela - mit mir nimmt es sogar noch zu."
Frage: "Hast du in der Vorwoche den Aerodynamiktest bestritten?"
Maldonado: "Ja."
Frage: "Es war das erste Mal, dass du ein Formel-1-Auto mit der Konfiguration für wenig Abtrieb gefahren hast. Wie hat es sich angefühlt?"
Maldonado: "Ehrlich gesagt war es angenehm. Die Bedingungen waren anders - hier gibt es diese hohen Randsteine. Es wird ganz anders sein als beim Test. Dennoch hoffe ich, dass ich mich verbessern kann. Ich bin zuversichtlich."
Frage: "Fühlt sich das Auto ganz anders an? Rutscht es mehr in der Bremsphase?"
Maldonado: "Ich denke, das ist eine Strecke, auf der der Fahrer viel Vertrauen ins Auto benötigt. Das liegt am geringen Abtrieb. Das Vertrauen ist vor allem beim Bremsen wichtig, weil man von sehr hoher zu sehr niedriger Geschwindigkeit verzögert - das zeigt sich in der ersten und in der zweiten Kurve. Man muss dafür den Ingenieuren genau erklären, was das Auto macht, wie sich die Strecke Runde für Runde verbessert."
Frage: "Wie schlägt sich euer Cosworth-Motor gegen die Aggregate von Mercedes? Fehlt euch Leistung?"
Maldonado: "Nein. Wenn es einen Unterschied gibt, dann ist dieser nicht sehr groß. Wir werden in Monza sehen, wie gut der Motor funktioniert, aber ich hoffe, dass wir konkurrenzfähig sein werden."
Frage: "Hast du einen neuen Motor an diesem Wochenende?"
Maldonado: "Ja."
Frage: "Rubens auch?"
Maldonado: "Ja."
Frage: "Das ist die letzte verbleibende Strecke, die du aus der GP2 kennst, oder?"
Maldonado: "Nein, ich kenne auch Abu Dhabi. Aber mit Sicherheit wird das ein wichtiger Abschnitt dieser Saison, denn ich muss mich an die neuen Strecken gewöhnen. Vor allem Singapur ist recht kompliziert. Aber ich liebe es, etwas neu zu entdecken. Ich bin zuversichtlich. Ich gehe dorthin, um mein Bestes zu geben."
Frage: "Glaubst du, dass sich die fehlende Kenntnis auch in der Performance niederschlagen wird?"
Maldonado: "Nach dem Freitag werde ich auf Touren sein."

