Magnussen: Der Experte im Erkunden neuer Strecken

Der Rookie Kevin Magnussen steht in Sotschi nicht zum ersten Mal vor einer neuen Herausforderung und freut sich daher auf die Chancengleichheit

(Motorsport-Total.com) - Lehrjahre sind keine Herrenjahre - davon weiß Kevin Magnussen ein Lied zu singen. Nach seinem sensationellen ersten Formel-1-Rennen in Melbourne (Platz zwei beim Grand Prix von Australien) musste der McLaren-Pilot in dieser Saison auch einige Rückschläge einstecken - teils durch fehlerhafte Technik, teils aufgrund des schwächelnden MP4-29, teils ausgelöst durch eigene Fehler. Doch so viel der junge Däne in diesem Jahr auch dazulernen musste - in Sotschi fangen alle bei Null an. Hat Magnussen daher auf Russlands neuer Rennstrecke gegenüber seinen Kollegen vielleicht sogar einen Vorteil?

Titel-Bild zur News: Kevin Magnussen

Für Kevin Magnussen ist Sotschi nur eine von vielen neuen Strecken Zoom

Im letzten Drittel der Saison erkundete der 22-Jährige schon in Singapur und Suzuka neue Rennwelten und auch in Austin und Sao Paulo wird er für ihn unbekanntes Terrain betreten. Lediglich in Abu Dhabi konnte er vor der Saison schon testen. "Es ist immer aufregend auf neuen Strecken zu fahren", so Magnussen. "Ich habe das in diesem Jahr schon öfter getan. Es ist also gut, dass es diesmal jedem so geht. Das ist aber nur ein kleiner Vorteil. Es macht keinen großen Unterschied, ob wir die Strecke kennen oder nicht. Wir lernen sie sowieso schnell. Ich kannte die Strecken in Singapur und Suzuka auch nicht und ich glaube nicht, dass ich dadurch einen Nachteil hatte - keinen großen jedenfalls."

Die Technik macht's möglich, denn "unbekannt" gibt es im digitalen Zeitalter nicht mehr. In McLarens Technologie-Center konnte man den Neueinsteiger optimal auf die Saison vorbereiten. "McLaren hat alle Strecken im Simulator. Man kann lernen wie man sie nehmen muss, man bekommt einen Eindruck davon, welche Linien man am besten fährt und kann sich Setup-Ideen ausdenken. Es sieht alles sehr ähnlich aus und man erkennt es wieder, wenn man dann vor Ort ist. Wenn ich die Strecke ablaufe weiß ich genau, welche Kurve als nächstes kommt. Man bekommt also schon einen sehr guten Eindruck von der Strecke."

Simulator gegen Realität

"Es fühlt sich nie exakt wie im Simulator an", räumt Magnussen ein, "aber wenn ich eine Strecke wie Sotschi zum Beispiel nie im Simulator gefahren wäre, würde ich bestimmt zehn bis 15 Runden brauchen, um überhaupt zu wissen, in welche Richtung die Kurven gehen. Das spart uns also eine Menge Zeit."

Dennoch nützt alle digitale Vorbereitung, wenn man in den harten Rennalltag geschmissen wird, in dem McLaren schon die zweite Saison hintereinander Probleme hat, mit der Spitze mitzuhalten. Momentan befinden sie sich unter den Konstrukteuren mit 121 Punkten im Zweikampf mit Force India (122) um den Gesamtplatz fünf.


Fotostrecke: Fahrer über Sotschi: Russisches Neuland

Magnussen muss seine persönlichen Lernerfolge also zunächst den Teaminteressen unterordnen: "Es ist nicht so, dass ich verzweifelt auf ein perfektes Wochenende hoffe - wir kämpfen nicht wirklich um Siege oder Podiumsplatzierungen. Das Hauptziel im Moment ist es, vor Force India in der Gesamtwertung abzuschließen. Das würde am Ende eine Menge bedeuten. Deswegen ist es wichtig, ein Wochenende zu haben, an dem alles glatt geht - ein Team-Wochenende."

Magnussen gesteht eigene Fehler ein

Weniger hilfreich ist es für das Team allerdings, wenn dem jungen Dänen wie in Spa-Francorchamps und Monza Punkte weggenommen werden, weil er in seinem jugendlichen Übermut allzu ungestüm in die Zweikämpfe geht. Das, gepaart mit dem Technik-Pech der neuen Turbo-Generation, führte dazu, dass Magnussen in der Gesamtwertung mit 39 Zählern nur auf Platz zwölf liegt. Er liegt damit 43 Punkte hinter seinem erfahrenen Teamkollegen Jenson Butten, obwohl er diesen schon neunmal im Qualifying schlagen konnte.

"Ich denke, Jenson hat einen guten Job gemacht und konstant Punkte geholt", räumt der Rookie ein. "Auch ich hatte bisher eine ziemlich gute Saison, ich hatte aber auch viel Pech. Gut, die Strafen waren kein Pech, schließlich habe ich das Auto gefahren und die Strafen verdient. Daraus lerne ich, aber es nicht so, dass ich diese Punkte nicht auch bekommen könnte. Es ist nicht so, dass ich nicht in der Lage dazu wäre, dort vorne zu fahren. Ich kann das, es gab nur gewisse Umstände, die mich zurückgeworfen haben."


Fotos: Großer Preis von Russland, Pre-Events


Magnussen ist ambitioniert, auch die kommenden Herausforderungen so erfolgreich wie möglich zu meistern. Hinter seine Zukunft bei McLaren steht aber noch immer ein Fragezeichen. Gemeinsam mit dem zukünftigen Partner Honda hat sich das Team noch nicht auf eine Fahrerpaarung für die Formel-1-Saison 2015 festgelegt.