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  • 07.02.2002 13:34

Machtkampf spitzt sich zu - Verhandlungen abgebrochen

Angesichts der Kirch-Krise scheinen die Automobilhersteller im Kampf um die SLEC-Beteiligung eine andere Strategie zu fahren

(Motorsport-Total.com/dpa) - Der Machtkampf um die Formel 1 spitzt sich angesichts der finanziellen Krise der KirchGruppe weiter zu. Im Poker um die wichtigste Motorsport-Serie setzen die Automobilhersteller auf einen verschärften Konfrontationskurs gegenüber dem angeschlagenen Medienunternehmen, das die Mehrheit an der Formel-1-Vermarktungsgesellschaft SLEC hält. Verhandlungen mit Kirch sind offensichtlich aus taktischen Gründen abgebrochen worden. In Kirch-Kreisen wird vermutet, dass der Preis für eine Beteiligung an der SLEC oder einen möglichen Verkauf gedrückt werden soll.

Titel-Bild zur News: Dr. Leo Kirch

Leo Kirch dürfte das Lachen langsam aber sicher vergehen

Daimler-Chrysler-Vorstand Jürgen Hubbert sagte gegenüber der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung': "Die fünf in der Formel 1 engagierten Hersteller BMW, Daimler-Chrysler, Fiat, Ford und Renault haben von der KirchGruppe vor einiger Zeit Vorschläge für die Zusammenarbeit mit der Formel-1-Vermarktungsgesellschaft SLEC erhalten, die sie nach ausführlicher interner Diskussion nicht für zielführend erachtet haben." Die Hersteller drohen mit der eigenen Serie Grand Prix World Championship. Bis 2007 sind sie allerdings durch das so genannte Concorde-Abkommen an SLEC gebunden.

Angesichts der Kirch-Krise scheint nun aber auch eine vorzeitige Machtübernahme möglich. Die Kalkulation: Je mehr das angeschlagene Medienunternehmen unter Druck gerät, desto niedriger wird der Preis. Vor diesem Hintergrund macht es für die Automobilhersteller Sinn, wenn Daimler-Chrysler-Vorstand Hubbert sagt, es gebe aktuell keinen Grund für Gespräche mit der Kirch-Gruppe.

Kirch hatte die SLEC-Beteiligung im vergangenen Jahr von EM.TV übernommen. Dafür musste das hoch verschuldete Unternehmen ein weiteres Darlehen aufnehmen, das auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt wird. Allein Kirchs Zahlungsverpflichtung (Kredite und Verkaufsoptionen) für das laufende Jahr sollen mehr als drei Milliarden Euro betragen.

Eine Schlüsselrolle in diesem Poker scheint die Deutsche Bank zu spielen. Sie ist Kirchs zweitgrößter Gläubiger und zugleich an Daimler-Chrysler beteiligt. Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer hatte vor einigen Tagen mit Aussagen zur mangelnden Kreditwürdigkeit von Kirch für Aufsehen gesorgt - und das Medienunternehmen weiter unter Druck gesetzt.