• 06.02.2002 11:51

  • von Reinhart Linke

Kirch-Gruppe soll offenbar Formel-1-Anteile verkaufen

Die finanziell angeschlagene Kirch-Gruppe soll offenbar die Anteile an der SLEC wieder verkaufen

(Motorsport-Total.com) - Der Streit zwischen den Automobilherstellern und dem Medienkonzern von Leo Kirch könnte offenbar beigelegt werden, da die Kirch-Gruppe offenbar ihre Anteile an der SLEC (SLavica ECclestone) verkaufen soll. Nach einem Bericht der 'Süddeutschen Zeitung' wollen Politiker, Banken und Medienbranche eine Auffanglösung für die Kirch-Gruppe vorbereiten, da das Unternehmen in finanzielle Nöte geraten ist. Zudem, so heißt es, will man Medienunternehmer Rupert Murdoch, der sich in die Kirch-Gruppe einkaufen will, soweit wie möglich vom deutschen Zeitungs- und Fernsehmark fernhalten.

Titel-Bild zur News: Dr. Leo Kirch

Dr. Leo Kirch soll offenbar seine Formel-1-Anteile verkaufen

Die Kirch-Gruppe soll derzeit mit Bankschulden in Höhe von 5,5 Milliarden Euro verschuldet sein und streitet zudem mit dem Springer-Verlag um eine Zahlung von 767 Millionen Euro. Hauptaktionärin Friede Springer will diesen Betrag für den Verkauf ihrer Anteile an den Fernsehsendern von Leo Kirch, Sat 1 und ProSieben, kassieren. Die Aktionärin beruft sich auf eine Option, die Leo Kirch für unwirksam hält.

Ein weiteres Problem für die Kirch-Gruppe: Die Banken wollen dem Medienunternehmen keine weiteren Kredite zahlen. Der bisher größte Kreditgeber Leo Kirchs, die Bayrische Landesbank, hat genauso wie die Deutsche Bank weitere Kreditzahlungen an das Unternehmen verweigert. Aus Bankkreisen ist zu hören, dass sich die Kirch-Gruppe von allen nicht profitablen Unternehmensteilen, darunter dem Bezahlfernsehsender PremiereWorld und den Anteilen an der SLEC, trennen soll und sich ausschließlich auf die profitablen Geschäfte (ProSieben, Film- und Sportrechtehandel) konzentrieren soll.

Trotzdem sehen die Banken noch nicht völlig schwarz für das Unternehmen. Sofern die Kirch-Gruppe, die erst vor rund einem Jahr die Mehrheit an der SLEC für mehr als eine Milliarde Euro erworben hatte, jetzt vernünftig gemanagt wird, könnte es durchaus eines Tages wieder bergauf gehen, ist aus Bankkreisen zu hören.

Die Automobilhersteller der Formel 1 streiten seit einigen Monaten mit der Kirch-Gruppe um dessen Anteile an der SLEC. Die SLEC hat von der Motorsportbehörde FIA die Vermarktungsrechte an der Formel 1 für insgesamt 100 Jahre überschrieben bekommen. Da die Kirch-Gruppe die Mehrheit an der SLEC hält, befürchten die Automobilhersteller, die Formel 1 könnte ab 2008 (wenn das derzeit gültige Concorde-Abkommen ausgelaufen ist) im digitalen Bezahlfernsehen PremiereWorld verschwinden.

Um diesem vorzubeugen haben die Automobilhersteller BMW, Mercedes-Benz, Fiat, Ford und Renault erst kürzlich die Firma Grand Prix World Championship (GPWC) gegründet, unter dessen Namen sie ab 2008 eine Konkurrenzserie zur derzeitigen Formel 1 ins Rennen schicken wollen, falls es mit der Kirch-Gruppe zu keiner Einigung kommt.