Lowdon: "Virgin hat keine finanziellen Probleme"

Teammanager Graeme Lowdon gibt Einblicke in die finanzielle Lage bei Virgin - Das Team von Timo Glock steht auf einer sicheren Basis

(Motorsport-Total.com) - Virgin ist die Debütsaison anders angegangen, als die beiden weiteren Neueinsteiger Lotus und HRT. Das Designteam um Nick Wirth hat den VR-01 komplett am Computer konstruiert und auf Tests im Windkanal verzichtet. Zu Saisonbeginn wurde das Team von Zuverlässigkeitsproblemen geplagt und hatte außerdem einen zu kleinen Tank. Noch dazu hatte Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in Frage gestellt, ob Virgin überhaupt die Saison überstehen wird.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi, Timo Glock

Bei Virgin macht man sich auf finanzieller Seite keine Sorgen für diese Saison

"Ich denke Bernie hat das Recht solche Kommentare abzugeben. Aber wir machen unseren Job weiter, wir wissen was wir tun müssen", wird Teammanager Graeme Lowdon von 'Autosport' zitiert. "Vielleicht hätten wir Bernie besser darüber informieren sollen, wie unsere Lage mit Sponsoren und Investoren ist. Wir haben in diesem Bereich überhaupt keine Probleme oder Sorgen. Wir müssen annehmen, dass er über ein anderes Team geredet hat. So einfach ist das."#w1#

"Wir sind hier, um einen Beitrag zur Show zu leisten. Wir haben in Silverstone einige innovative Dinge ausprobiert, die von den Fans gut angenommen wurden. Wir denken, dass wir über die Zeit etwas Großes zur Show beitragen können. Derzeit liegt unser Hauptaugenmerk darauf, gegen Saisonende konkurrenzfähiger zu werden. Dann werden sich die Kommentare sicher ändern."

Lowdon stellt klar, dass es auf finanzieller Seite keinerlei Probleme gibt. "Das liegt an unserer Kostenbasis. Wir kommen bereits auf einem niedrigen Level aus den roten Zahlen. Die Menge an Sponsorengeldern, die wir brauchen, ist eine Zahl, mit der wie immer sehr zufrieden waren. Es war aber auch etwas Ungewissheit im Spiel, denn manchmal brauchen Sponsorenverträge Jahre, bis sie Früchte tragen. Es ging darum, wie schnell wir unsere Ziele erreichen können. Das war recht interessant."

"Im Gegensatz zu den etablierten Teams mussten die Neueinsteiger praktisch von Null weg ein bestimmtes Level erreichen. Wir sind mit unserem recht zufrieden. Wir finden immer noch neue Sponsoren und unterschreiben Verträge, um den Rest der Saison zu deck en, aber auch für die kommenden Jahre. Bei diesem Punkt fühlen wir uns angemessen komfortabel."


Fotos: Virgin, Großer Preis von Ungarn


"Der Schlüssel dazu ist, dass deine Kostenbasis niedrig ist. Wenn man 100 Millionen Euro, 150 Millionen, oder auch nur 75 Millionen braucht, dann ist die Aufgabe deutlich schwieriger. Daher haben wir gute Möglichkeiten." Je erfolgreicher ein Team ist, desto mehr Geld kommt aus dem Topf, dessen Aufteilung im Concorde Agreement festgelegt ist.

Die drei neuen Teams peilen Platz zehn in der Konstrukteurswertung an, den derzeit Lotus hält. Virgins Zukunft hängt aber nicht von diesem Ergebnis ab. "Es wäre trotzdem nett", sagt Lowdon. "In einem Businessplan vereint man mehrere Dinge. Unser Ziel ist es, so hoch wie möglich die WM abzuschließen."

"Aus technischer Sicht peilen wir Rang zehn an, aber auf der kommerziellen Seite sind wir immer davon ausgegangen, dass wir so wenig wie nur möglich aus dem Geldtopf erhalten. Wenn man etwas anderes tut, dann hat man ein Modell, das viele Fußballklubs vergeblich probiert haben. Wir können nicht in einer Traumwelt leben."

"Wenn wir uns mit Lotus messen, dann hat sich unsere Leistung seit den ersten vier Rennen massiv gesteigert." Graeme Lowdon

"Unser kommerzielles Modell geht davon aus, dass wir das Minimum an Preisgeld erhalten. Es macht für uns keinen Unterschied, ob wir Zehnter, Elfter oder Zwölfter werden", so der Teammanager. "Aus sportlicher Sicht wollen wir das natürlich erreichen. Sollten wir Platz zehn schaffen, hätte das natürlich einen positiven Effekt auf die kommerzielle Seite. Wir versuchen es zu schaffen, gelingt uns das aber nicht, werden wir nicht verschwinden."

Nach dem schwierigen Saisonstart ist Virgin vor dem Sommer in die Gänge gekommen. "Unser Start verlief langsamer als geplant. Wir haben diese Phase nun überwunden. Wir sind nicht nur zurück auf einem guten Weg, sondern entwickeln uns auch dahin, wo wir sein wollen", so Lowdon. "Es ist gut dokumentiert welche Probleme wir bei den Testfahrten vor Saisonbeginn hatten und speziell auch bei den ersten vier Rennen."

"Seit damals ist uns aber ein großer Umschwung gelungen. Wenn wir uns mit Lotus, unserem nächsten Konkurrenten, messen, dann hat sich unsere Leistung seit den ersten vier Rennen massiv gesteigert. Unsere Zuverlässigkeit ist klar besser und wir sind viermal mit beiden Autos ins Ziel gekommen. Damit sind wir zufrieden."

"Jetzt konzentrieren wir uns auf den Speed. Ich denke wir werden uns bis zum Saisonende steigern. Nach einem langsamen Start sind wir auf dem richtigen Weg angelangt und bewegen uns nach vorne."