Lotus: Ohne Lokalmatador zur Rennpremiere in Indien

Lotus rechnet sich bei der Indien-Premiere gute Chancen aus - Tony Fernandes erklärt, warum Lokalmatador Karun Chandhok nur das Training bestreiten wird

(Motorsport-Total.com) - Entgegen der Erwartungen wird Lotus auch beim Grand Prix von Indien auf seine zwei Stammfahrer Heikki Kovalainen und Jarno Trulli setzen. Die Hoffnungen von Karun Chandhok, beim Heimrennen im Cockpit des Italieners Platz nehmen zu dürfen, haben sich nicht erfüllt. Derzeit liegt das Team von Tony Fernandes in der Konstrukteurs-WM auf dem zehnten Platz und ist damit bestes "neues" Team. Nun möchte man nicht das Risiko eingehen, das angepeilte Saisonziel doch noch zu verpassen, und setzt daher auf den routinierteren und schnelleren Trulli.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli darf auch beim Grand Prix von Indien im Lotus Platz nehmen

Das bedeutet allerdings nicht, dass die indischen Fans komplett auf ihren Lokalmatador verzichten müssen, wie Chandhok selbst erklärt: "Ich bin schon sehr aufgeregt, im ersten Training vor meinem Publikum auf dem neuen Buddh International Circuit zu fahren. Obwohl ich natürlich enttäuscht bin, das Rennen am Sonntag nicht bestreiten zu können, akzeptiere ich die Entscheidung des Teams, auf Erfahrung und Talent zu setzen, das ihnen mit Jarno und Heikki zur Verfügung steht."

Chandhok gibt sich versöhnlich

Der Inder gibt sich verständnisvoll: "Das Team ist noch jung und wächst und ich weiß, dass sie ihr Bestes geben müssen, um ihre Zukunft in diesem Sport abzusichern. Manchmal müssen harte Entscheidungen getroffen werden und in diesem Fall muss es eine sehr schwierige Wahl gewesen sein, aber ich weiß, dass es nicht an mir liegt."¿pbvin|512|4200||0|1pb¿

"Ich akzeptiere die Entscheidung des Teams." Karun Chandhok

"Es geht um das Team und um alles, was die 254 Leute an der Strecke und in der Fabrik machen, um die Zukunft aufzubauen. Ich glaube, dass ich dieses Jahr durch meine Rolle in den Freitagtrainings als Fahrer inner- und außerhalb des Autos gewachsen bin. Jetzt freue ich mich darauf, meine Rolle zu spielen, um dem Team zu einem weiteren erfolgreichen Wochenende auf der Strecke zu verhelfen."

Kovalainen rechnet mit toller Woche

Kovalainens Cockpit stand nie zur Diskussion - der Finne konnte sich also in Ruhe auf die Indien-Premiere vorbereiten: "Ich glaube, dass Indien ein faszinierendes Rennen wird - für uns und für die Formel 1 allgemein. Ich rechne mit einer unglaublichen Begrüßung. Auf einer neuen Strecke fahren zu können, ist immer eine interessante Herausforderung. Ich glaube, es wird eine großartige Woche für den Sport, was auch immer im Rennen passiert."

"Es wird sicher heiß, wahrscheinlich etwas verrückt und mit Sicherheit gut." Heikki Kovalainen

Der 30-Jährige bereitete sich im Simulator auf das Rennen in Noida vor: "Nach Singapur reiste ich zurück nach Europa, um einen Tag im Simulator zu verbringen und mich an die Strecke zu gewöhnen." Sein Urteil: "Sie sieht cool aus. Es gibt die typische Überholzone am Ende der langen Geraden und dann folgen ein paar ziemlich normale Kurven bei mittlerer Geschwindigkeit. Die größte Herausforderung wird es aber sein, eine Balance zu finden, die den Ansprüchen von Kurve zehn bis Kurve 13 gerecht wird, die sehr schnell ist. Dazu kommen die Haarnadeln in Kurve drei, vier und 16."

Kovalainen weiß, dass die Reifen auf einer neuen Strecke stets ein Überraschungsmoment darstellen: "Bis wir dort auf die Strecke gehen, wissen wir nichts über den Abbau der Reifen, aber es wird sicher heiß, wahrscheinlich etwas verrückt und mit Sicherheit gut, was auch immer passiert. Ich kann es nicht mehr erwarten!"

Trulli glaubt an gute Performance

Trulli musste sich lange um seinen Platz beim Indien-Grand-Prix Sorgen machen. Dennoch freue er sich auf Indien "mehr als die meisten", so der Mann aus Pescara. "Ich werde am Donnerstag meine übliche Fahrrad-Runde um die Strecke fahren und mir den Kurs genau ansehen. Wenn ich mich dann ins Auto setze, bin ich normalerweise innerhalb von vier oder fünf Runde auf Tempo."

"Da wir in Südkorea und Japan wirklich konkurrenzfähig waren, sollte das auch in Indien in Ordnung sein." Jarno Trulli

"Wir werden mit einem ähnlichen Abtrieb wie in Südkorea oder Japan fahren und da wir dort wirklich konkurrenzfähig waren, sollte das auch in Indien in Ordnung sein. Ich bin sicher, es wird ein weiteres gutes Rennen für uns und ich denke, dass das gesamte Wochenende faszinierend sein wird - für uns und für die Fans."

Gascoyne: Überhol-Action in den ersten Kurven?

Für Technikchef Mike Gascoyne sieht der neue Kurs in Noida nicht besonders außergewöhnlich aus: "Aus einer technischen Perspektive ähnelt die Strecke einigen Kursen der modernen Formel-1-Ära - sie ist ein Mix aus schnellen und mittelschnellen Kurven und einer langen Geraden mit einer engen Kurve am Ende, Kurve vier, die - da bin ich mir sicher - eine gute Überholmöglichkeit darstellen wird."¿pbvin|512|4190||0|1pb¿

"Es sieht so aus, als gäbe es für die Fahrer unterschiedliche Linien, um diese Kurve zu nehmen." Mike Gascoyne

Die Kurve vier ist am Eingang sehr breit. Das sollte laut Gascoyne folgenden Effekt bewirken: "Es sieht so aus, als gäbe es für die Fahrer unterschiedliche Linien, um diese Kurve zu nehmen - das gilt auch für Kurve 3, die auf die Gerade führt. Ich denke, wir werden eingangs und ausgangs dieser Sektion viel Action sehen."

Enorme Belastung für linken Vorderreifen

"Die Kurven zehn, elf und zwölf sehen auch so aus, also würden sie für die Fahrer eine Herausforderung darstellen - kombiniert handelt es sich dabei um eine lange Rechtskurve, die den linken Vorderreifen hart fordern wird und an Kurve acht in der Türkei erinnert. Aber anstatt mit Vollgas durchzufahren, müssen die Fahrer hart in die Eisen steigen, beim ersten Scheitelpunkt Gas wegnehmen und dann in der Mittelsektion und hinaus in Kurve 13 wieder zulegen. Die folgenden paar Kurven sind ein bisschen knifflig, aber vielleicht sehen wir auch eingangs der Zielkurve, Kurve 16, ein paar Überhol-Manöver. Es handelt sich um eine enge Rechtskurve, die nach der sehr schnellen Kurve 15 auf die Start-Ziel-Gerade führt."

"Neue Strecken bieten meist wenig grundsätzliche Bodenhaftung." Mike Gascoyne

Gascoyne bestätigt, dass die Reifen derzeit noch ein Unsicherheits-Faktor sind: "Die Reifen waren wahrscheinlich in dieser Saison der entscheidendste Faktor für die Verbesserung der Unterhaltung, aber wir werden bis zum Freitagtraining nicht Bescheid wissen, wie sie in Indien funktionieren werden. Neue Strecken bieten meist wenig grundsätzliche Bodenhaftung, solange dort nicht ordentlich gefahren wurde - ich bin sicher, dass das auch für den Buddh International Circuit gilt."

Das sei aber kein großes Problem, "denn jeder in der Boxengasse ist in der gleichen Situation. Wir alle werden am Freitag hart arbeiten, um so viele Daten wie möglich zu sammeln, damit wir im Qualifying so gut wie möglich aussehen und das Tempo an den Tag legen können, das wir bei den vergangenen zwei Grands Prix gezeigt haben. Ich bin sicher, dass es ein großartiges Wochenende sein wird - und eines, das der Welt zeigen wird, dass Indien ein ordentliches globales Sportspektakel auf die Beine stellen kann."

Fernandes: Warum Chandhok nicht fährt

Auch bei Teamchef Tony Fernandes ist die Vorfreude groß: "Ich bin schon sehr gespannt auf den Indien-Grand-Prix und ich möchte der Jaypee-Gruppe und allen Rennstrecken-Mitarbeitern für ihre harte Arbeit für diese mit Sicherheit unglaubliche Veranstaltung gratulieren. Aus Sicht des Teams ist es an diesem Wochenende das Schlüsselziel, das Performanceniveau der vergangenen zwei Rennen aufrecht zu erhalten."

"Alle emotionellen Gründe sprechen dafür, dass Karun fährt." Tony Fernandes

Der Malaysier vertraut diesmal nicht wie vermutet auf Chandhok - eine Entscheidung, die in Indien nicht besonders populär ist. Das weiß Fernandes: "Ich bin sicher, dass es indische Fans gibt, die Karun am Sonntag gerne im Rennen sehen würden, aber wir mussten die beste Entscheidung für die Zukunft des Teams treffen. Alle emotionellen Gründe sprechen dafür, dass er fährt, aber es war uns bewusst, dass er nicht die beste Vorbereitung auf dieses Rennen hatte - vor allem, weil die Wetterbedingungen die meisten seiner ersten Trainingssitzungen beeinträchtigten. Daher trafen wir die schwierige Entscheidung, ihn an diesem Wochenende nicht im Rennen einzusetzen."

Bekommt Chandhok in Zukunft eine Chance?

Ein weiteres Argument ist der enge Kampf in der Konstrukteurs-WM: "Es ist unerlässlich, dass wir uns 2011 den zehnten Platz sichern, um eine Basis für das weitere Wachsen des Teams zu schaffen. Obwohl sich Karuns Performanceniveau bei jedem Auftritt in dieser Saison verbessert hat, sind wir der Meinung, dass es für ihn zu viel Druck wäre, bei seinem ersten Heimrennen zu fahren, mit all der Aufmerksamkeit zurechtzukommen und dann noch über das gesamte Wochenende dem Niveau unserer gewöhnlichen Rennfahrer zu entsprechen."¿pbvin|512|4187||0|1pb¿

"Obwohl es sich um eine historische Veranstaltung handelt, wird es viele Möglichkeiten geben, in Zukunft in Indien zu fahren." Tony Fernandes

"Aus diesem Grund haben wir die pragmatische Entscheidung getroffen, unser Vertrauen in die Erfahrung und das Tempo von Jarno und Heikki zu setzen und wir sind zuversichtlich, dass sie weiterhin auf dem Niveau der vergangenen zwei Jahre mit uns fahren werden. Das ist natürlich nicht die Entscheidung, die sich Karun gewünscht hat, dennoch versteht er, dass wir einen langfristig Blickwinkel anwenden müssen - im besten Interesse des Teams."

"Er versteht auch, dass seine Beziehung mit unserem Team nicht nur auf einem Rennen basiert - es geht darum, zusammen zu wachsen. Obwohl es sich um eine historische Veranstaltung handelt, wird es viele Möglichkeiten geben, in Zukunft in Indien zu fahren. Er befindet sich durch uns am bestmöglichen Ort, um aus diesen Zukunftschancen Profit schlagen zu können."