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  • 03.04.2011 12:32

  • von Britta Weddige

Lotus-Heimrennen: Zwischen Hoffnung und Realismus

Nach der Melbourne-Enttäuschung will Lotus beim Heimrennen in Sepang die Fans stolz machen - Das Layout und die Hitze sollen Kovalainen und Trulli helfen

(Motorsport-Total.com) - Zum zweiten Mal in seiner jungen Geschichte tritt das Lotus-Team in der Formel 1 zu seinem Heimrennen in Sepang an. "Das Lotus-Team kehrt nach Hause zurück und wir freuen uns alle auf das anstehende Rennen", sagt Teamchef Tony Fernandes, der betont, dass nur seine Mannschaft wirklich das lokale Team ist: "Es gibt drei Teams, die Verbindungen nach Malaysia haben, aber nur eines hat malaysisches Blut in seinen Adern, mit malaysischen Mitarbeitern, die in allen Bereichen zu unserem Wachstum beitragen."

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Lotus hofft, beim Heimrennen einen Sprung nach vorn machen zu können

Vor dem Start in das zweite Heimwochenende in der Königsklasse zieht Fernandes Zwischenbilanz. Und dabei spart er nicht mit Lob für seine Mannschaft: "Wir sind unheimlich stolz auf das, was wir in nur 18 Monaten erreicht haben. Und das haben wir durch harte Arbeit und Einsatz erreicht, nicht dadurch, dass wir uns momentane Erfolge durch Aufkleber auf einem Auto gekauft haben. Wir werden weiter extrem hart arbeiten, um das Auto und das Team weiterzuentwickeln, für diese Saison und für viele weitere Jahre."

Dabei werde man bei Lotus aber nichts überstürzen, so Fernandes: "Unser Team wächst genau richtig, ebenso wie das AirAsia getan hat. Und wenn wir in ein paar Jahren zurückblicken, dann werden wir sehen, dass wir langfristig Erfolg haben werden, wenn wir jetzt eine solide Basis legen."

Diese Saison begann allerdings alles andere als erfolgreich. Nach den viel versprechenden Testfahrten in Barcelona hatte man bei Lotus schon die Hoffnung, den Anschluss ans Mittelfeld geschafft zu haben. Doch in Melbourne hatte das Team Probleme, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Die Folge war ein Qualifying zum Abhaken. Im Rennen selbst lief es zwar etwas besser, aber mehr als der vorletzte Platz (13) für Jarno Trulli war nicht drin. Heikki Kovalainen schied vorzeitig wegen eines Wasserlecks aus.

Mike Gascoyne

Mike Gascoyne stand in Melbourne vor einem Reifenrätsel Zoom

"Wir haben Australien mit gemischten Gefühlen verlassen", bilanziert Technikchef Mike Gascoyne. "Heikkis Pace in den ersten Rennrunden war ein guter Fortschritt für uns. Und Jarnos Rennpace kam nah an das heran, was wir in den Wintertests gezeigt hatten. Aber wir hatten das ganze Wochenende über Probleme mit den Reifen und ein paar andere kleinere Schwierigkeiten." Probleme wie das mit dem Wasserleck habe man jedoch zu Hause in der Fabrik beheben können.

Der Lotus-Technikchef geht jedoch davon aus, dass Bedingungen in Sepang seinem Team mehr entgegenkommen. In der schwülen Hitze sollte es zumindest kein Problem sein, die Reifen auf die richtige Arbeitstemperatur zu bringen. "Ich denke, dass die Streckentemperaturen uns helfen werden, die wahre Pace des Autos zu zeigen", sagt Gascoyne. "Und da das Layout dem von Barcelona recht ähnlich ist - viel Aerodynamik und eine gute Mischung aus langsamen und sehr schnellen Kurven - denke ich, dass wir aus dem Auto mehr Performance heraus holen können als in Melbourne."

"Das gesamte Team freut sich auf die anstehende Herausforderung. Es bekommt zusätzlichen Auftrieb durch die große Unterstützung, die wir in Malaysia haben. Das wird uns helfen, eine Performance zu zeigen, die unsere Fans stolz macht", gibt sich Gascoyne hoffnungsvoll.

Die beiden Piloten freuen sich ebenfalls auf das Heimspiel ihres Teams. "In Malaysia wartet eine Kombination aus allen Arten von Kurven" berichtet Kovalainen. "Die ersten Kurven sind sehr langsame Schikanen, die Kurven vier bis acht sind dann sehr schnell. Dort braucht man eine wirklich gute Balance. Zum Ende der Runde hin gibt es zwei sehr schwierige Bremspunkte, Kurven, in denen man gleichzeitig bremst und einlenkt. Das sind die Turns elf und 13, beides Rechtskurven. Dort kann man ein paar tiefere Linien fahren. Einer der Schlüssel für eine gute Runde in Sepang ist, in diesem Kurven eine gute Bremsstabilität zu haben."

Körperlich gesehen sei Sepang eines der härtesten Rennen im Kalender. Doch Kovalainen hat sofort nach Australien mit der Vorbereitung begonnen. "Ich bin von Melbourne aus direkt nach Malaysia geflogen. Ich habe gleich begonnen, meine Flüssigkeitsdepots aufzufüllen und mit meinem Ernährungsberater gearbeitet, um mich auf das Rennen vorzubereiten. Wenn man sich richtig vorbereitet, ist es kein Problem. Ich freue mich darauf - ich bin gern in der Hitze, das stört mich überhaupt nicht", sagt der Finne.

Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen hat mit der Hitze Malaysias kein Problem Zoom

Auch sein Teamkollege Trulli ist direkt von Australien nach Malaysia gereist. "Seit meiner Ankunft hatte ich viel zu tun", berichtet der Italiener. "Ich habe ein paar Tage in den malaysischen Bergen verbracht und mit einem Profi-Team aus der Region mit meinem Fahrrad trainiert. Das war eine hervorragende Vorbereitung auf ein hartes Wochenende im Rennwagen."

"Sepang ist eine sehr anspruchsvolle Strecke", pflichtet Trulli seinem Teamkollegen bei. "Sie ist technisch schwierig und hart zu den Fahrers und den Autos. Aber wir glauben, dass wir mit unseren Paket ein gutes Wochenende haben können, und ich bin schon gespannt, wie unser Auto mit der Hitze zurechtkommt."

Jetzt sei er "richtig heiß" auf das Heimrennen seines Teams, so Trulli weiter: "Wir wollen unser Bestes geben, um unsere Fans stolz zu machen. Wir werden von den Tribünen viel Unterstützung bekommen. Ich bin schon seit einer Woche hier und habe gesehen, dass wir noch mehr Fans haben als im vergangenen Jahr. Von daher wird es ein tolles Wochenende für uns, egal was passiert."

Bei aller Begeisterung ist Trulli aber Realist genug um zu wissen, dass seine Mannschaft noch keine Bäume ausreißen wird. "In einer perfekten Welt wären wir in der Lage, unseren Fans etwas Großartiges zu bieten, aber warten wir es ab. Wir stehen immer noch am Anfang", betont er. "Wir sind zwar im Vergleich dazu, wo wir vor einem Jahr waren, näher an das Mittelfeld heran gerückt, aber wir müssen immer noch weiter aufholen. Von daher denke ich, dass wir alle realistisch sind und hart dafür arbeiten, in diesem Jahr weiter voran zu kommen."