• 26.10.2013 18:08

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Lotus & Grosjean: "Wir haben es in den Sand gesetzt"

Endstation in Q1: Aufgrund falscher Daten hat Lotus für Romain Grosjean eine Strategie gewählt, die im Qualifying zum Großen Preis von Indien nicht aufging

(Motorsport-Total.com) - Und am Ende konnte Lotus-Teamchef Eric Boullier nur noch eines tun: hilflos dabei zuschauen, wie sein Fahrer Romain Grosjean nach hinten durchgereicht wurde. Es kam prompt auch, wie es kommen musste - Grosjean verpasste den Einzug in Q2 und schied im Qualifying zum Großen Preis von Indien bereits in der ersten Teilsession aus. Eine herbe Enttäuschung und ein großer Rückschlag.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Lotus-Pilot Romain Grosjean musste schneller an die Box, als ihm lieb war... Zoom

Grosjean selbst scheint sich jedoch bereits mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. Er sagt: "Es ist nicht das Ende der Welt, auch wenn es aus der Sicht des Teams und vor allem im Hinblick auf die Konstrukteurswertung natürlich etwas blöd ist. Wir waren vielleicht einfach ein bisschen zu mutig." Die Quittung haben Lotus und Grosjean erhalten: Am Sonntag fährt der Franzose nur von Platz 17 los.

Die Schuld dafür sieht Teamchef Boullier nicht bei Einzelpersonen im Rennstall, sondern im Kollektiv, wie er bei 'Autosport' betont. "Es gibt keinen Schuldigen. Wir haben es schlicht und ergreifend in den Sand gesetzt. Wir hatten die Strategie schon vor dem Beginn des Qualifyings festgelegt. Das hatten wir an den Zeiten aus den anderen Einheiten festgemacht. Wir hatten geglaubt, es würde reichen."

Die Reifen spielen Lotus einen Streich

Weil sich die Pirelli-Reifen der Sorten Soft und Hard jedoch anders verhielten als zuvor, machte das Personal am Lotus-Kommandostand große Augen. "Wir dachten, eine Zeit von 1:26.5 Minuten würde reichen. Das schien die magische Marke zu sein", meint Grosjean. Der Lotus-Pilot setzte in Q1 auf den härteren Reifen genau diese Zeit in die Tat um: 1:26.577 Minuten. Er schien im Fahrplan zu sein.


Fotostrecke: Formcheck: GP Indien

"Aus irgendwelchen Gründen aber war der weichere Reifen viel besser als am Vormittag. Der Unterschied hatte am Morgen zwischen fünf und sechs Zehntel betragen. Jetzt war es plötzlich eher eine Sekunde. Wir haben uns also um fünf Zehntel vertan", erklärt er. Und ein bisschen hadert Grosjean mit sich selbst: "Mit einer perfekten Runde hätte es ganz vielleicht trotzdem gereicht."

Hat es aber nicht. Und so hinterfragt Lotus-Teamchef Boullier die eigenen Simulationsprozesse: "Wir müssen uns das jetzt ganz genau anschauen, damit wir sicherstellen können, dass uns das nicht noch mal passiert." Für den Großen Preis von Indien sind die Erkenntnisse aus dieser Spurensuche jedoch nicht mehr relevant. Grosjean muss im Rennen von sich aus sein Möglichstes tun - und Punkte holen.

Volle Attacke auf den ersten Metern

Das ist die Zielsetzung, die ihm Boullier in Neu-Dehli mit auf den Weg gibt. "Wir denken nun darüber nach, ob wir mit ihm nicht etwas wagen, um ihn noch in die Punkte zu bringen", so der Teamchef. "Wir könnten zum Beispiel auf den weicheren Reifen losfahren und Romain schon nach vier, fünf Runden hereinholen. Dann könnte er erst mal alles geben und schauen, wie es läuft." Doch Grosjean winkt ab.

"Die weicheren Reifen sind beim Start sicher keine gute Wahl. Damit hast du schon nach nur einer Runde keinen Grip mehr. Manchmal sogar schon eher", sagt der Lotus-Pilot. Für ihn werde es daher vielmehr darum gehen, schon auf den ersten Metern zur Attacke zu blasen. "Das ist die Devise", meint Grosjean. "Wir wollen versuchen, möglichst viele Plätze gutzumachen. Und dann schauen wir mal."

Angesichts der Reifensituation, die Lotus schon im Qualifying ein Bein gestellt hat, könne man ein Rennen wie dieses ohnehin kaum komplett durchplanen. "Am Nürburgring ging es auch besser, als wir das erwartet hatten. Diese Reifen sind halt mal so, mal so", sagt Grosjean. Er fügt hinzu: "Man weiß ja nie. Wir werden dieses Mal aber sicher nicht als Erster in die erste Kurve einbiegen..."