Kein Respekt vor weißen Linien: Whiting gibt sein Okay

Dass alle Fahrer die weißen Linien am Kurvenausgang nicht respektieren, wurde vor dem Qualifying mit Renndirektor Charlie Whiting abgeklärt

(Motorsport-Total.com) - Es war ein doch etwas seltsames Bild, das die 22 Piloten beim Qualifying auf dem Buddh International Circuit gezeigt haben. An fast jedem Kurvenausgang überfuhren die Fahrer mit allen vier Rädern die weiße Streckenbegrenzung, doch selbst fünf- oder sechsmaliges Verlassen der Strecke innerhalb einer Runde wurde von den Kommissaren durchgewunken und die Zeit gewertet. Doch während sich so mancher Fan darüber wunderte, war die Aktion im Vorhinein mit Renndirektor Charlie Whiting geklärt.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Die Strecke verlassen? Auf dem Buddh International Circuit kein Problem Zoom

"Ich glaube, im Qualifying durften wir nutzen, was auch immer wir nutzen wollten. So war es hier schon in den vergangenen Jahren", erklärt Lotus-Pilot Romain Grosjean. Max Chilton (Marussia) bestätigt die Aussage des Franzosen: "Im Fahrerbriefing hat Charlie gesagt, dass es okay sei, am Ausgang der Kurve so weit raus zu fahren, wie man möchte", so der Brite. Einzig das Schneiden der Scheitelpunkte sei den Piloten untersagt worden.

Man habe diese Regelung getroffen, weil man durch die schnellen Kurven mit ihren blinden Kurvenausgängen eben im Qualifying nicht so akkurat fahren könne. Da durch die asphaltierten Auslaufzonen auch der Platz gegeben ist, sah man bei der Rennleitung kein Problem, den Fahrern die Linienwahl freizustellen. Zudem würden die Piloten laut Whiting dadurch auch keinen Vorteil erhalten.

Das sieht auch Mark Webber so, der eigentlich freiwillig auch gar nicht so weit rausfahren würde: "Du willst eigentlich nicht von der Linie abkommen, denn sonst hast du alles Mögliche auf deinen Reifen. Das nervt gewaltig", erklärt der Australier. Außerdem schmerzt es auch im Rücken, wenn du zu sehr über die Randsteine räuberst. Deshalb ist die Ideallinie das Beste." Er selbst habe die Erlaubnis nicht zu ausufernd benutzt.

"Ich war auch mal auf dem Kunstrasen draußen. Beim nächsten Mal habe ich das vermieden und war prompt 1,5 Zehntel schneller. Es ist aber nicht so einfach. Ausgangs der Kurven elf und 15 drückt es dich halt weit hinaus." Doch die Streckenbegrenzung überfahren heißt in Indien nicht immer gleich, dass man auf dem Kunstrasen ist. Auch die Randsteine sind teilweise so breit, dass sie ohne Zeitverlust einfach mitgenommen werden können. Was die Fahrer dann auch getan haben.

"Auf diesen modernen Strecken, wo dir bei einem Abflug nichts passiert, ist es meist ein Vorteil, den Kunstrasen und die Randsteine in die Linie einzubeziehen", erklärt Grosjean aus seiner Sicht. In Qualifying ist das auf jeden Fall so, und auch im Rennen sollen die Piloten weiter die Freiheit haben, über die Linien am Kurvenausgang fahren zu dürfen - allerdings nicht, wenn sie dabei einen Vorteil erhaschen, wie Grosjean in Ungarn oder Daniel Ricciardo zuletzt in Japan.

Sebastian Vettel

Auch Sebastian Vettel bewegte sich einige Male im Grenzbereich Zoom

"Im Rennen sollte das ebenfalls okay sein, solange du keinen Vorteil daraus ziehst", erklärt es Grosjean noch einmal. "Kürzt du beispielsweise die Schikane ab, dann droht eine Strafe. Wenn du nur mal von der Linie abkommst, ist das schon okay." Das ist eben die Krux mit den modernen, weiträumigen Rennstrecken. "Es ist halt immer so: Die Fahrer haben mehr Respekt, wenn da eine Mauer steht", bringt es Webber auf den Punkt.