• 23.09.2011 23:25

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Lopez: "Die Fakten sprechen für sich selbst"

Renault-Teameigner Gerard Lopez spricht über die Lage des Rennstalls, die jüngsten Investitionen und über die Situation in seinem Fahrerkader

(Motorsport-Total.com) - Das britisch-französische Renault-Team stand in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder in der Kritik, was Teameigner Gerard Lopez kaum nachvollziehen kann. Der aus Luxemburg stammende Geschäftsmann spricht im Zusammenhang mit seinem Rennstall nämlich über alles andere als eine Krise, sondern vielmehr über einen Aufbruch. Das Ziel von Renault sind die Top 3.

Titel-Bild zur News: Gerard Lopez

Gerard Lopez ist zufrieden damit, wie sich sein Formel-1-Rennstall entwickelt

Um dorthin zu gelangen, greifen Lopez und seine Partner tief in die Tasche. "Als wir das Ruder übernommen haben, waren hier 480 Personen beschäftigt. Nun reizen wir das Maximum aus und stehen aktuell bei, so glaube ich, 520 Angestellten", sagt Lopez. "Wir investieren auf täglicher Basis, was bei einem Formel-1-Team auch erforderlich ist. Wir wollen schließlich in die Top 3 vorstoßen."

Und das heißt konkret: "Wir wollten die Fabrik in Enstone, in der wir aktuell arbeiten, auf die neusten Formel-1-Standards bringen. Es fehlten ein paar Dinge. Eine Baustelle war der Windkanal, der nur 50-Prozent-Modelle verwenden konnte. Außerdem ging es um einen Simulator und ein paar logistische Bereiche", erklärt Lopez. "Wir entschieden uns jedenfalls dazu, die Fabrikanlage etwas auszubauen."


Fotos: Renault, Großer Preis von Singapur


Der Windkanal erhielt ebenfalls eine Modernisierung und ist nun bereit, 60-Prozent-Modelle zu nutzen, wie sie die meisten Formel-1-Rennställe bei der Entwicklung am Start haben. Zudem arbeitet Renault hinter den Kulissen daran, "einen neuen Simulator aufzubauen", wie Lopez zu Protokoll gibt. Dabei lässt man sich offenbar nicht lumpen: "Wir erwarten, einen der besten in diesem Geschäft zu haben."

Keine Existenzsorgen beim Renault-Team

Von chronischem Geldmangel, der dem Team zuletzt immer öfter nachgesagt wurde, könne also keine Rede sein. Lopez: "Das überraschte mich so an der Formel 1. Jedes Mal, wenn wir einen neuen Fahrer haben, wir etwas verkünden oder ich nach Brasilien oder Russland reise, heißt es gleich, ich würde nach Sponsorengeldern für das Team suchen", klagt der luxemburgische Teameigner.

"Es muss nichts abwerfen, denn wir verdienen unsere Brötchen woanders." Gerard Lopez

"Wir sind in vielen Geschäftsbereichen aktiv und wir hoffen, dieses hier irgendwann einmal zu einer schwarzen Null zu führen. Es muss nichts abwerfen, denn wir verdienen unsere Brötchen woanders." Die Spekulationen um die Zahlungsfähigkeit des Rennstalls würden ihn daher nicht mehr weiter beschäftigen. "Wenn diese der Wahrheit entsprechen würden, wären wir nicht mehr lange hier."

"Die Fakten sprechen für sich selbst", meint Lopez und merkt an: "Wir übernahmen das Team und seine 480 Angestellte, jetzt haben wir 520 Mitarbeiter. Wir retteten viele Arbeitsplätze und schafften sogar einige neue." Dies hält die Kritiker aber nicht davon ab, die aktuellen Stammpiloten Witali Petrow und Bruno Senna als "Paydriver" zu bezeichnen, die nur dank ihrer Sponsoren fahren.¿pbvin|512|4099||0|1pb¿

Renault und Lopez warten auf Kubica

Dafür hat Lopez kein Verständnis und sagt: "Es tut mir leid für unsere Piloten, wenn sie 'Bezahlfahrer' genannt werden. Meines Wissens nach gibt es nämlich keinen Fahrer, der so viel Geld auftreiben kann, um ein solches Team nach vorne zu bringen. Ich finde solche Behauptungen respektlos gegenüber den Jungs." Vielmehr gehe es im Renault-Lager natürlich auch um die Rennleistung.

"Ein GP2-Titelträger gehört in die Formel 1." Gerard Lopez

Deshalb dürfe sich Romain Grosjean gute Chancen auf eine Rückkehr ausrechnen. "Ein GP2-Titelträger gehört in die Formel 1", meint Lopez. "Vor allem, wenn er sich so überzeugend präsentiert hat wie Romain. Wir versuchen, ihm dabei behilflich zu sein, im kommenden Jahr in der Formel 1 zu fahren", sagt der Luxemburger - mit einem Luxusproblem. Für 2012 gäbe es "viele Interessenten".

Wer letztendlich in den beiden Renault-Cockpits sitzen wird, steht noch nicht fest. "Wir haben auf jeden Fall eine Verpflichtung gegenüber Robert (Kubica; Anm. d. Red.)", sagt Lopez. "Er hat Großartiges für dieses Team geleistet. Wir wissen, zu was er imstande ist, und möchten schauen, ob er zurückkehren kann. Im Anschluss daran werden wir dann über alles Weitere nachdenken."