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Liuzzi: "Wir reden über ungelegte Eier"
HRT-Pilot Vitantonio Liuzzi erklärt im Interview, was sich sein Team von der ersten Ausfahrt mit dem neuen Auto und dem Melbourne-Rennen verspricht
(Motorsport-Total.com) - Für den ehemaligen Force-India-Fahrer Vitantonio Liuzzi und den HRT-Rennstall bedeutet der erste Grand Prix des Jahres nichts anderes als eine Reise ins Ungewisse: Das neue Formel-1-Fahrzeug des spanischen Teams wurde erneut sehr spät fertig und konnte aufgrund verschiedener Umstände bisher nicht erprobt werden - das Debüt erfolgt nun also unter Rennbedingungen. Im Interview erklärt Liuzzi, was dies für das Team bedeutet und welche Ziele er sich für den Australien-Event setzt.

© xpb.cc
Vitantonio Liuzzi in neuen Farben: Der Italiener fährt ab sofort für das HRT-Team
Frage: "Vitantonio, wir wirst du dieses Wochenende angehen? Du hast es mit einem brandneuen Auto zu tun, das bisher nicht getestet wurde. Ist Melbourne daher in erster Linie ein Shakedown für dein Team?"
Vitantonio Liuzzi: "In gewisser Weise, ja. Wir müssen uns sehr vorsichtig mit dieser Geschichte auseinander setzen, um die Reaktionen des Autos zu verstehen. Es geht für uns darum, Tests durchzuführen, die man normalerweise auf den ersten Metern mit dem Fahrzeug absolviert."
"Für uns ist dieses Wochenende daher eine Mischung aus Shakedown und Test. Am Freitag stehen uns drei Stunden zur Verfügung, um das Auto auf die Probe zu stellen. Dabei widmen wir uns der Höhe des Fahrwerks, den Federn, den Stoßdämpfern, der Aerodynamik und der mechanischen Balance. Es wird ein wichtiger Tag für uns sein - hoffentlich bleibt es trocken."
"Das wäre eine große Hilfe dabei, ein Verständnis für alle Elemente des Fahrzeugs aufzubauen. Uns ist aber klar, dass uns eine schwierige Zeit bevorsteht. Wir werden daher versuchen, möglichst viele Runden mit beiden Autos zu fahren. Wir wollen gute Ergebnisse erzielen und viele Daten für das Team sammeln."
Die Technikdeals stimmen Liuzzi optimistisch
Frage: "Machst du dir Sorgen um die Zuverlässigkeit?"
Liuzzi: "Nein, das beschäftigt mich nicht weiter. Das Team zeigte schon im vergangenen Jahr eine gute Leistung bei der Zuverlässigkeit, obwohl die Situation damals noch schwieriger war."
"Wir können 2011 auf ein bewährtes Heck zurückgreifen, das aus dem Williams-Getriebe und dem Cosworth-Motor besteht. Das restliche Auto sollte kein Problem für die Zuverlässigkeit darstellen. Auch die Hydraulik gehört zum Heckbereich des Rennwagens. Ich bin sehr zuversichtlich, was die Haltbarkeit unseres Pakets anbelangt."
"Du kannst aber erst etwas darüber sagen, wenn du das Auto ausprobiert hast. Es ist wie bei einem Kuchen: Hinterher weißt du genau, ob er gut ist oder nicht. Die Herausforderung für uns ist daher sehr groß. Ich denke, wir werden rasch verstehen, wie das Fahrzeug reagiert. Das ist das Wichtigste."
Frage: "Wie optimistisch bist du, in der Qualifikation innerhalb der 107-Prozent-Hürde zu bleiben?"
Liuzzi: "Wir haben keine Angst vor der 107-Prozent-Hürde - vor allem nicht auf einer solchen Strecke. Wir konnten in Barcelona ja mit dem alten Auto testen und probierten dabei auch den neuen Heckflügel aus."
"Dieses Element sollte vor allem in der Qualifikation einiges an Rundenzeit bringen. Wenn im Training alles so läuft, wie wir das erwarten, und wenn sich das Auto entsprechend verhält, dann mache ich mir keine Sorgen. Besonders nicht, weil wir in Australien sind."¿pbvin|512|3533|inside|0|1pb¿
Ist die 107-Prozent-Regeln ein Problem für HRT?
Frage: "Fürchtest du daher eher solche Strecken wie Spa-Francorchamps?"
Liuzzi: Auf den größeren Kursen, wo Abtrieb verlangt wird, wo das Fahrzeug einen größeren Unterschied machen kann und wo die Abstände zwischen den Rennwagen generell größer sind, könnten wir mehr Schwierigkeiten bekommen."
"Wir reden aber über ungelegte Eier, denn bis wir das Auto nicht auf der Strecke erprobt haben, werden wir nicht wissen, wie es aussieht. Es geht um Erwartungen, das Gefühl und nackte Zahlen. Wir sind zuversichtlich, bei der 107-Prozent-Regel nicht in die Bredouille zu gelangen. Am Freitag werden wir aber mehr wissen."
Frage: "Wird das Auto mehr Abtrieb generieren als sein Vorgänger?"
Liuzzi: "Alles wurde sehr spät fertig, stellt aber definitiv einen Fortschritt dar. Vielleicht fällt dieser nicht gerade riesig aus, doch ein Schritt nach vorne dürfte es allemal sein."
"Wir planen schon eine weitere Verbesserung, die wir zum Beginn der Europasaison in Barcelona oder Monaco einführen wollen. Dem Team steht ein straffes Programm ins Haus. Wir müssen das Auto nun auf die Strecke bekommen. Es wird aber besser sein als im vergangenen Jahr. Zudem arbeiten wir bereits an einem umfangreichen Update."
"2011 stellt das erste richtige Jahr für das Team dar und ich bekomme erstmals einen Eindruck vom neuen Rennwagen. Für beide Seiten ist das eine große Herausforderung. Wir müssen uns gründlich auf 2012 vorbereiten. Diese Saison stellt ein Jahr des Verständnisses und des Wachstums für uns dar."
HRT will es mit Lotus und Virgin aufnehmen
Frage: "Du kommst von Force India und gehst nun für HRT an den Start. Welche Erwartungen hast du an diese Saison und wie konntest du dich bisher ins Team einfinden?"
Liuzzi: "Das Ziel des Teams ist, möglichst gute Rennen zu fahren. Ich möchte dem Team dabei helfen, eine bessere Struktur aufzubauen und es stärker zu machen für die Zukunft, damit wir 2012 über die notwendigen Rahmenbedingungen verfügen."
"Das ist ein anhaltender Prozess und ich möchte künftig ein Teil davon sein. Unsere Zielsetzung ist, vor Virgin zu liegen und auch darum zu kämpfen, vor Lotus zu rangieren. Sie scheinen einen großen Fortschritt gemacht zu haben. Wir werden aber hart kämpfen und sollten mit unseren neuen Entwicklungen noch konkurrenzfähiger sein."
Frage: "Könnten in Australien sogar Punkte herausspringen, wenn ihr über die Distanz kommt?"
Liuzzi: "Immer. Es hat den Anschein, dass einige Teams ziemlich mit der Zuverlässigkeit zu kämpfen haben. Die Zielflagge zu sehen und die Distanz zu meistern ist also das Wichtigste für uns."
"Mit Punkten ist das wiederum so eine Sache. Sollte es aber etwas regnen oder ein ähnlich chaotisches Rennen geben wie in den vergangenen Jahren, dann könnten wir eine Chance haben. Für uns hat aber Priorität, das Auto kennenzulernen und das Rennen zu beenden."

