• 25.07.2007 09:59

  • von Fabian Hust

Liuzzi: "Das war wirklich seltsam"

Der Toro Rosso-Pilot verstand nach dem Europa-GP die Welt nicht mehr: wegen seines Abflugs, die Bergeaktion von Hamilton und das Verhalten seines Teams

(Motorsport-Total.com) - Vitantonio Liuzzi war einer jener Fahrer, die in der zweiten Runde am Ende der Start- und Zielgeraden auf dem Nürburgring die Kontrolle über sein Auto verloren, als über die Strecke ein Rinnsal lief, das für Aquaplaning sorgte. Bei seinem Ausrutscher hatte der 25-Jährige Glück, denn er flog zunächst knapp am Safety Car vorbei und kam vor einem Bergungsfahrzeug im Kiesbett zum Stehen.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Vitantonio Liuzzi erlebte einen äußert turbulenten Sonntag am Nürburgring

"Ich sah das Safety Car nicht", so Liuzzi. "Aber man kann im TV sehen, dass er gleich aufs Gas stieg! Als ich den Traktor sah, machte ich mir Sorgen um die Leute, denn ich hatte keine Kontrolle mehr über das Auto. Da es nass war und alle vier Räder blockierten, wurde ich überhaupt nicht langsamer. Ich kam zum Halt und berührte dabei sein Hinterrad leicht. Zum Glück ist nichts passiert."#w1#

Doch während die Konkurrenz einfach zu schnell war, schickte den Italiener ein technischer Defekt von der Piste. Der Rennstall, der derzeit im Clinch mit seinen Fahrern steht - insbesondere mit Scott Speed - entschied sich gegen das Versenden einer Pressemitteilung mit Stimmen zum Rennen. Stattdessen versendete man mit den Worten "Es gibt nichts zu sagen" die wohl kürzeste Pressemitteilung. Somit tappten die Fans zunächst im Dunkeln, dass Liuzzi keine Schuld an seinem Ausrutscher hatte.

Nach seinem Ausfall unterhielt sich Liuzzi nur kurz mit seinem Team: "Dann hörte ich über die offene Diskussion zwischen Scott, Franz und Gerhard. Ich habe mit ihnen nach dem Rennen nicht gesprochen - sie waren wirklich emotional", drückt es Liuzzi gelinde aus, der sich über die Pressemitteilung seines Teams wundert: "Es war etwas seltsam, dass sie keine Pressemitteilung herausgegeben haben."

Und was war die Ursache für den Abflug? "Wir haben im Getriebe ohne Zugkraftunterbrechung ein Sicherheitssystem, welches die Schaltung ohne Zugkraftunterbrechung abschaltete", erklärt Liuzzi gegenüber 'SpeedTV'. "Als ich aus der Box kam, verursachte dies ein seltsames Schaltmanöver. Der Gang knallte wirklich hart rein, was eine nicht normale Rotation beider Räder verursachte. Eines blockierte und das andere drehte sich weiter, was mich auf eine Seite zog und den Dreher verursachte."

Der Auslöser war Aquaplaning, das das Getriebe dazu veranlasste, in den Sicherheitsmodus zu schalten. Die Ursache für den Dreher war schließlich das Differenzial: "Ich kam in den Standard-Schaltmodus. Als ich aus der Box kam und das zweite und dritte Schaltmanöver durchführte, war dieses viel härter. Das war wirklich seltsam, denn obwohl ich geradeaus fuhr, zog es mich zur Seite."

"Bei mir gab es gar nicht viel Wasser und ich dachte am Anfang, dass es die Aufhängung ist. Als ich mich drehte, anhielt und all die anderen Autos dort sah, war das wie ein Auto-Friedhof! Da sagte ich zu mir, okay, nicht nur ich habe ein Problem. Aber bei ihnen war es klarer, dass es Aquaplaning war."

Zu Beginn des Rennens habe er sich unter den schwierigen Bedingungen gesagt, dass er "einen Start wie Montoya braucht: Denn er war immer der Kerl, der sich sagte, dass er immer einen Unterschied ausmacht, wenn schwierige Bedingungen wie diese herrschen. Es schien so, als würden alle mehr kämpfen als ich und ich war in der Lage, nach vorn zu kommen."

Es folgte der Boxenstopp, der völlig in die Hose ging und den Scott Speed seinem Teamchef Franz Tost nach seinem Ausfall unter die Nase hielt - was in einem tätlichen Angriff Tosts gegen Speed geendet haben soll: "Scott kürzte in der Schikane ab und kam vor mich, das Team erwartete aber mich", so Liuzzi. "Aus diesem Grund waren sie für uns nicht bereit. Ich verlor in der Box vielleicht eine Minute und es herrschte etwas Durcheinander und Verwirrung."

Während Liuzzi aus dem Auto ausstieg wurde Lewis Hamilton von dem Bergekran angehoben und auf die Strecke gesetzt, wo der Brite seine Fahrt fortsetzen konnte: "Ich kapierte nicht, was da zur Hölle vor sich geht", so der Italiener. "Er wartete vielleicht drei Minuten im Auto, sie nahmen ihn auf und setzten ihn wieder auf den Kurs. Das war in meinen Augen wirklich seltsam."