Gegen Dominanz: Hamilton schlägt gemeinsamen Entwicklungsstart vor

Um Dominanzen in der Formel 1 zu verhindern, würde sich Lewis Hamilton einen gemeinsamen Starttermin wünschen, ab dem alle Teams für nächstes Jahr arbeiten

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton schlägt vor, dass die Formel 1 einen Startpunkt festlegt, ab dem an den Autos für die kommende Saison gearbeitet werden kann. Bislang ist die Arbeit an den Autos für die aktuelle und die kommende ein fließender Übergang, der sich im Laufe des Jahres immer weiter in Richtung kommendes Jahr verschiebt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton (Mercedes) beim Formel-1-Rennen in Österreich 2023

Lewis Hamilton überlegt, wie man Dominanzen verhindern kann Zoom

Hamilton fürchtet, dass Red Bull auch 2024 einen immensen Vorteil haben könnte, weil man sich durch seinen aktuellen Vorsprung schon viel früher auf die nächste Saison konzentrieren kann als die anderen Teams. Mit einer Deadline für die Entwicklung könnte man seiner Meinung nach hingegen für ausgeglichenere Verhältnisse sorgen.

"Meiner persönlichen Erfahrung nach muss man, wenn man so weit vorne liegt, wenn man 100 Punkte Vorsprung hat, nicht mehr viel an seinem Auto entwickeln und kann früher mit dem nächsten Auto beginnen", erklärt der Mercedes-Pilot. "Und mit der Budgetgrenze bedeutet das, dass man das Geld dieses Jahres für das Auto des nächsten Jahres ausgibt."

Würden hingegen alle zu einem bestimmten Zeitpunkt starten - Hamilton nennt als Beispiel den 1. August -, dann hätte niemand einen solchen Entwicklungsvorsprung, "und dann ist es ein echtes Rennen in dieser kurzen Zeit für das zukünftige Auto", so der Brite.

"Ich weiß nicht, vielleicht würde das dazu beitragen, dass sich alle im nächsten Jahr näher kommen", sagt er. "Vielleicht liege ich falsch. Aber irgendetwas muss sich doch ändern."

"Glaube nicht, dass wir das im Sport brauchen"

Auch wenn die Dominanz derzeit von Red Bull und Max Verstappen ausgeht, so betont Hamilton, dass das nicht gegen eine bestimmte Person gerichtet ist, schließlich weiß er durch seine jahrelange Dominanz mit Mercedes, wie die Situation von der anderen Seite aus aussieht.


Daher weiß er auch, dass es für die Konkurrenz schwierig ist: "Als wir noch Weltmeister wurden, konnten wir früher anfangen als alle anderen", sagt er. "Ich hatte wirklich Glück, dass ich eine dieser Phasen hatte, die Max jetzt hat. Aber so wie es läuft, wird das immer wieder passieren. Und ich glaube nicht, dass wir das im Sport brauchen."

Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele auf der anderen Seite des Feldes. Teams weiter hinten, die nichts zu verlieren haben, können ein Jahr ebenfalls abschenken und früh für das neue Jahr entwickeln.

Brawn-Story sollte "nicht möglich sein"

Ein gutes Beispiel hierfür ist Honda, die 2008 mit dem nicht konkurrenzfähigen RA108 geopfert haben, um für das neue Reglement 2009 gerüstet zu sein. Zwar stieg der Hersteller am Jahresende aus, doch der neue Bolide war da schon entwickelt und wurde nach dem Verkauf an Brawn zum Weltmeister-Auto.

Solche Underdog-Storys sind bei den Fans recht beliebt, doch auch damit kann Hamilton nichts anfangen: "Wenn man sich Brawn anschaut, dann haben sie sich von Anfang an voll und ganz auf das nächstjährige Auto konzentriert, und dann sind sie im nächsten Jahr aufgetaucht und haben alle in Grund und Boden gefahren. Und das sollte meiner Meinung nach nicht möglich sein", sagt er.


Fotostrecke: Dominanz pur: Die längsten WM-Serien der Formel 1

"Es wäre cool, wenn wir in den nächsten 20 Jahren keine riesigen Zeitspannen hätten, in denen ein Team zu weit vorne liegt, denn wir wollen bessere Rennen sehen."

Max Verstappen, der derzeit von der aktuellen Situation in der Formel 1 profitiert, hat über Hamiltons Vorschlag eine eigene Meinung - und zwar eine pragmatische: "Das Leben ist unfair, nicht nur in der Formel 1. Vieles im Leben ist nicht fair, damit muss man umgehen."