• 24.09.2008 20:48

  • von Roman Wittemeier

Leute mit Biz: Moderator Peter Lauterbach

Neu in unserer Business-Reihe: 'Premiere'-Moderator Peter Lauterbach über die Entwicklung seiner Medien-Agentur und die motorsportlichen Aussichten

(Motorsport-Total.com) - "Die Formel 1 ist alle zwei Wochen für zwei Stunden Sport, aber dazwischen knallhartes Business", hat der große Frank Williams einmal gesagt. Für 'Motorsport-Total.com' Grund genug, eine neue Artikelserie ins Leben zu rufen, die sich mit dem Businessaspekt des Motorsports beschäftigt. In dieser stellen wir Persönlichkeiten vor, die sich im Motorsportbusiness durchgesetzt haben, mit Biss an ihre Sache herangehen - "Leute mit Biz" eben. In der vierten Edition: Peter Lauterbach, 'Premiere'-Moderator und Agenturchef.

Titel-Bild zur News: Lauterbach Premiere

Peter Lauterbach moderiert bei allen Premiere-Übertragungen der Formel 1

"Es gibt immer wieder Momente, in denen man sich denkt: 'Wow, da hast du dir ja was ans Bein gebunden", beschreibt Peter Lauterbach seine bangen Momente als Geschäftsmann. Der 32-Jährige ist vielen deutschsprachigen Motorsport-Fans als Moderator der Formel-1-Übertragungen von 'Premiere' bekannt, doch finden zwei Drittel seines Arbeitslebens weit ab von Kameras statt. Lauterbach ist seit 2003 sein eigener Herr, gründete eine eigene Agentur, die bislang einen rasanten Aufstieg hinter sich gebracht hat: "Ich habe eine Agentur mit 30 Leuten mit Sitz in München. Wir haben uns in den vergangenen Jahren als Bewegtbild- und Medialisierungsagentur am Markt platziert."#w1#

Vollgas in Sport und Geschäft

Das Unternehmen 'ByLauterbach' setzt Kommunikations-Programme für namhafte Kunden wie zum Beispiel BMW, die Deutsche Post oder Mercedes-Benz sowie die ITR (Dachorganisation der DTM) um. Die noch recht junge Firma hat sich also binnen kürzester Zeit große Namen geangelt. Im Motorsport, aber auch außerhalb. "Für Banken und große Logistik-Konzerne sind zum Beispiel ganz andere Bereiche relevant, als für die Automobil-Branche. Natürlich sind die Formel 1 und die DTM so interessant, weil dort viele, viele Marketing-Etats vergeben werden. Aber wir wollen gar nicht alle abgrasen, sondern wollen uns auf die wenigen feinen und wichtigen konzentrieren und mit unseren Qualitäten dort agieren. Ansonsten lassen wir den Motorsport Motorsport sein und machen unser Geschäft woanders."

Lauterbach hat eine klassische Journalisten-Karriere hingelegt. Von der Zeitung ging es über Nachrichtenagentur und Radio zum Fernsehen. Als Redakteur der Kirch-Gruppe boten sich viele Spielfelder, wobei eines mit herausragender Leidenschaft beackert wurde: Motorsport. "Ich habe immer auf das Werk von Leo Kirch geschaut und gedacht: 'Das ist eigentlich schon verdammt clever, was der da macht'. Ich wollte es dann einfach mal alleine probieren und von niemandem abhängig sein. Und ich hatte eine gewisse Sicherheit mit meinem Formel-1-Job."

"Zwei Jahre lang habe ich es dann wirklich ganz alleine gemacht, hatte in der Küche ein Fax, einen Drucker und ein Laptop." Peter Lauterbach

Die Kirch-Krise sorgte letztlich für den entscheidenden Schritt, denn im Umfeld der Redaktion drohten Entlassungen, auch Lauterbach war sich seines Postens nicht mehr sicher. "Zwei Jahre lang habe ich es dann wirklich ganz alleine gemacht, hatte in der Küche ein Fax, einen Drucker und ein Laptop. Ich habe mein Geld damit verdient, mit Michael Schumacher Interviews zu machen und ihm auf eigene Kosten hinterher zu fliegen, weil ich mich gut mit ihm verstanden habe. Dann habe ich mit vier, fünf Mikrofonen das Interview gemacht und eben dieses eine Interview fünffach verkauft. Das war die Geschäftsgrundlage."

Ein Drittel Moderator, zwei Drittel Agenturchef

Die journalistischen Körner fielen auf fruchtbaren Boden. Nach nur zwei Jahren stellte er erste Mitarbeiter ein, die Verantwortung wuchs stetig. "Ängste gibt es immer, auch heute noch. Sie werden immer weniger, aber ich bin verantwortlich für 30 Menschen und zum Teil auch für deren Familien. Jeder Unternehmer ist mal an dem Punkt, wo mal ein Kunde nicht zahlt, oder die Geschäfte mal nicht so laufen, oder man hat mal Probleme, die innere Struktur der Firma dem äußeren Wachstum anzugleichen. Im nächsten Moment sind die Ängste dann aber wieder weg und ich empfinde nur noch Leidenschaft."

Lauterbach hat zwei wirtschaftliche Standbeine, denn neben der eigenen Agentur bietet die Formel 1 für ihn nicht nur ein spannendes Betätigungsfeld, sondern auch Einkünfte. "Die Moderation macht mir absoluten Spaß. Daher komme ich und deshalb ist mir das nach wie vor ganz, ganz wichtig. Ich habe die Agentur mittlerweile so aufgestellt, dass ich auch ganz in Ruhe moderieren, mich sehr darauf konzentrieren kann und der Laden trotzdem läuft. Ein Drittel der Zeit nimmt die Formel 1 in Anspruch und zwei Drittel die Agentur."

"Ich habe die Agentur mittlerweile so aufgestellt, dass ich auch ganz in Ruhe moderieren kann." Peter Lauterbach

Angesichts von Bankenkrisen und Einbrüchen an den Finanzmärkten erwartet der 32-Jährige für die kommenden Jahre eher Dürre. Aber: "Wenn man Leidenschaft in sich trägt, dann kann man alles erreichen", sagt der 32-Jährige, der das zukünftige wirtschaftliche Umfeld nicht eben rosig malt. Die Kommunikations- und Marketingetats der großen Player könnten bei Anzeichen einer Rezession zuallererst eingedampft werden. Allerdings kein Grund für schwindenden Optimismus. "Ich bin sozusagen entstanden im Jahr 2003, mitten in den Auswirkungen des 11. September. Trotzdem konnten wir existieren und uns entwickeln. Ich habe also auch in Zukunft vor, gute Geschäfte zu machen und zu wachsen."

Schumacher als Vater der "Neuen Deutschen Welle" im Motorsport

Das weitere Wachstum seiner Agentur 'ByLauterbach' soll mit Geschick, Augenmaß und bewährter Qualität erreicht werden. So stellt es sich der bescheiden auftretende Wahl-Münchener vor: "Wir wollen nicht als Drückerkolonne wahrgenommen werden, die unbedingt ihre Produkte loswerden möchte. Wir haben nicht ohne Grund zwei Ohren und einen Mund mitbekommen. Wir setzen sie auch in diesem Verhältnis ein. Wir hören also erst einmal ausführlich unseren Kunden zu und ermitteln gemeinsam den Bedarf und eventuelle Lücken. Dort, wo wir hinein passen, da schließen wir dann die Lücken."

Die großen Serien wie Formel 1, DTM oder auch die FIA-GT-Serie sowie die Tourenwagen-Weltmeisterschaft werden auch in Zukunft spannende Chancen bieten, ist sich Lauterbach sicher. Vor allem Überraschungserfolge wie zuletzt von Sebastian Vettel in Monza könnten auf dem geschäftlichen Acker wirken wie eine gehörige Portion Dünger. "Es gibt die tollen Geschichten und die tollen Talente. Wir haben fünf extrem talentierte deutsche Piloten in der Formel 1 - so viele wie kein anderes Land. Damit sind wir sehr privilegiert."

Peter Lauterbach

Melbourne 2008: Peter Lauterbach im Gespräch mit Lokalmatador Mark Webber Zoom

Lauterbach weiß, woher es kommt. An der "Neuen Deutschen Welle" in der Formel 1 sei nicht zuletzt auch der Mann beteiligt, der auch ihm indirekt in den Sattel geholfen hat: Michael Schumacher. "Ich glaube, Sebastian Vettel hätte damals nicht so viel Gas gegeben, wenn es nicht diesen Michael Schumacher gegeben hätte, der für viele Familien und Kinder eine ungeheure Vorbildfunktion hatte. Die Formel 1 ist bunter und breiter durch fünf deutsche Piloten. Das ist eine Situation, wie es sie Ewigkeiten nicht gegeben hat im deutschen Motorsport. Ich glaube, es wird auch wieder Ewigkeiten dauern, denn eine solche Talent-Ballung ist einfach ungewöhnlich."

Peter Lauterbach im Kreuzverhör:
Geburtsdatum: 30. August 1976
Geburtsort: Darmstadt
Wohnhaft in: München
Familienstand: verheiratet (keine Kinder, aber ein Hund)
Erstes Fahrzeug: VW Käfer in "schmutzig weiß"
Aktuelles Fahrzeug: BMW 530d Touring
Erlernter Beruf: Journalist
Im Motorsport involviert seit: 2000
Größter beruflicher Erfolg: 30 Mitarbeiter zu beschäftigen
Größtes Ziel: authentisch und wahrhaft zu bleiben
Lieblingsfahrer und -team in der Formel 1: Habe ich nicht
Online oder Print? Online
Business- oder Economy-Class? Business-Class
Boulevard oder Feuilleton? Boulevard
Festgeld oder Optionsschein? Optionsschein
T-Shirt oder Sakko? T-Shirt
Opernball oder Oktoberfest? Oktoberfest
Arbeit oder Hobby? Arbeit
Lebensmotto: "Lebe Leidenschaft!"
Lieblingslektüre: Magazine wie 'Vanity Fair'
Person, die ich am meisten bewundere: Meine Frau
Person, mit der ich mal auf ein Bier gehen möchte: Helmut Schmidt
Geld bedeutet für mich... wirtschaftliche Unabhängigkeit
Motorsport fasziniert mich, weil... es kaum einen Sport gibt auf der Welt, der dich so nachhaltig prägt.