"Legende" Schumacher: Fliegen statt Fahren
Der Mercedes-Star stand beim Sportpresseball in Frankfurt im Mittelpunkt - Prominenz lobt ihn als "fantastischen Fußballer" und "coolen Typen"
(Motorsport-Total.com/SID) - Von wegen Rente. Michael Schumacher hat vom Geschwindigkeitsrausch noch lange nicht genug und liebäugelt kurz vor seinem zweiten Karriereende plötzlich mit einem Cockpit-Wechsel. "Das ist etwas, was mich vielleicht in Zukunft begeistern könnte", so Schumacher beim Sportpresseball in Frankfurt am Main. Doch nicht etwa Red Bull oder Ferrari stacheln den berüchtigten Ehrgeiz des Formel-1-Rekordweltmeisters an, sondern ganz andere Marken und Hightech-Geräte haben es Schumi mit Blick auf den baldigen Ruhestand angetan.
© Daimler
Charmant auf jedem Parkett: Schumacher überzeugte auch beim Sportpresseball Zoom
Kein Wunder, dass sich der 43-Jährige nach seiner Ehrung zur "Legende des Sports" in der Alten Oper über ein Präsent wie ein kleines Kind freute. Schumacher darf demnächst wie ein richtiger Pilot für zwei Stunden im Flugsimulator des Riesen-Airbus A380 Starts, Landungen und Notfallmanöver üben. "Mich hat es schon immer fasziniert, wie man von A nach B kommt. Das Geschenk ist deshalb sehr passend", meint der Stargast des Abends und schloss eine Zukunft als Herr der Lüfte nicht aus.
Auch der Innenminister ist angetan
Mit dem Flugschein in der Tasche und auf einer Reiseflughöhe von 30.000 Fuß kann Schumacher dann weiter über die jüngste Vergangenheit philosophieren, die ihm, dem Seriensieger von einst, einiges abverlangt hat. "Ich habe das Verlieren lernen dürfen in den letzten drei Jahren. Ich bin daran gewachsen und habe auch über mich etwas gelernt", sagt der Kerpener, der sein Comeback auf die Rennstrecke 2010 trotz der ausgebliebenen Triumphe nicht bereut: "Selbst wenn die letzten Jahre nicht den Erfolg gebracht haben, habe ich nicht allzu viel falsch gemacht, wenn ich auf das Gesamte schaue. Ich habe nie aufgehört, an mich zu glauben."
Zwei Rennen noch, dann - ab dem 26. November - hat Schumacher endlich Zeit für Höhenflüge der anderen Art. Zu Füßen lag dem Mercedes-Piloten die versammelte Prominenz bei der 31. Auflage des Sportpresseballs, der wegen Olympia und Fußball-EM unter dem Motto "Im Zeichen der Ringe - Tanz mit dem Ball" stand, aber jetzt schon. "Ich war von ihm und seinem Auftritt hier sehr beeindruckt. Michael Schumacher ist ein ganz bescheidener Mann, der weltweit unglaubliche Erfolge hatte", erklärt Bundesinnenminister und Schirmherr Hans-Peter Friedrich (CSU).
Anerkennung für Jochen Wollmert
Ex-Schwimmstar Franziska van Almsick bescheinigt Schumacher, "ein cooler Typ" zu sein. Der einstige FIFA-Schiedsrichter Markus Merk schwärmt derweil zwischen Parmesan-Mousse und Piemonteser Haselnuss-Törtchen von den "fantastischen" fußballerischen Talenten des Preisträgers. "Er hat nicht nur fair gespielt, sondern auch viele Tore geschossen. Die gelbe Karte habe ich ihm nie gegeben. Michael hätte ja eh nur auf die schwarz-weiße Fahne reagiert", scherzt Merk.
Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink wundert sich derweil, warum "der Michael erst jetzt" zur Legende gekürt worden ist. Der frühere Handball-Bundestrainer Heiner Brand freut sich, dass Schumacher mal "bei einer Ehrung anwesend war". In der Vergangenheit hatte der Kerpener bei solchen Anlässen meist durch Abwesenheit geglänzt. Die Formel-1-Ikone zeigte sich in der rauschenden Ballnacht demütig und bedankte sich vor dem Gang auf die Bühne mit einem langen Kuss bei Ehefrau Corinna.
"Sie hat mich immer zu 100 Prozent unterstützt und hat mich meinen Traum leben lassen. Danke, Schatz!", so Schumacher. Er fand auch Worte tiefster Anerkennung für einen anderen großen Sieger des Abends: Jochen Wollmert. Der Tischtennis-Paralympics-Sieger erhielt die Auszeichnung Sportler mit Herz. Der 47-jährige Stuttgarter hatte nach seinem Finalsieg in London im Sommer den unterlegenen Briten William Bayley in den Arm genommen und getröstet. "Es hat mich beeindruckt, was für einen Spirit Jochen Wollmert rüberbringt. Das war faszinierend."