• 16.11.2010 09:27

  • von Roman Wittemeier

Lauda: Red Bull stellt die Formel 1 auf den Kopf

Mit dem Verzicht auf Stallorder hat Red Bull die Formel 1 in ihren negativen Grundfesten erschüttert - Niki Lauda: "Es war immer die größte Gaunerei"

(Motorsport-Total.com) - Die strategischen Entscheidungen bei Red Bull haben in diesem Jahr vielerorts Kopfschütteln hervorgerufen. Im Gegensatz zu Ferrari bezog man in der Frage nach Stallorder eine klare Position. Sebastian Vettel und Mark Webber genossen bis zum Schluss freie Fahrt. Eine solche Herangehensweise hat es in ähnlichen Situationen aus Sicht von Ex-Weltmeister Niki Lauda noch nie gegeben.

Titel-Bild zur News:

Niki Lauda haute beim Talk im Hangar-7 mit markigen Worten auf den Putz

"Immer wieder überrascht es mich, wie der Dietrich Mateschitz eine Idee umsetzt", berichtet der Österreicher am Abend auf 'Servus TV'. "Vor fünf Jahren kommt er daher und kauft Jaguar. Dann macht er sich einen Plan, dieser Plan wächst - allen Unkenrufen zum Trotz. Dann hat er diese Situation mit Mark und Sebastian und entscheidet eben so."

"Die Formel 1 war - so lange es sie gibt, also gut 60 Jahre - immer die größte Gaunerei und die größte Betrügerei. Man durfte sich nur nicht erwischen lassen", sagt Lauda und offenbart damit die aus seiner Sicht schmutzige Seite des Geschäfts. "Es wurden einige erwischt, es gab zum Beispiel mal 100 Millionen Dollar Strafe."

"Ob Gerhard Berger, David Coulthard oder ich: Wir waren alle ein Teil davon. Wir sind in diesem Verein gewesen. Ich bin Weltmeister geworden, habe all diese Schweinereien mitmachen müssen", erklärt Lauda. "Gott sei Dank gab es damals nicht so viele Kameras wie heute. Wir konnten immer sagen, dass wir nichts getan haben, aber wir waren alle dabei."

¿pbvin|512|3292||0|1pb¿"Jetzt kommt der Didi mit seinen beiden Piloten, fährt um die WM und entscheidet plötzlich, für sich selbst Olympische Spiele zu machen. Der Bessere möge gewinnen", meint der dreimalige Formel-1-Weltmeister. In der Königsklasse habe Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz seinen ganz eigenen Weg gewählt. "Die Formel 1 ist eigentlich keine olympische Spielerei."

"Ich habe mich wirklich gewundert und habe mir die größten Sorgen gemacht. Am größten waren die Sorgen in Brasilien, weil es für mein bisheriges Verständnis der Formel 1 logisch war, einfach die Plätze zu tauschen. Aber Didi hat das nicht gemacht", erklärt Lauda. Der Erfolg des österreichischen Teams sei der Beweis, dass man auf Toplevel auch mit ehrlichen Mitteln glänzen könne.

"Es ist unglaublich, wie dieses Formel-1-Team mit der korrektesten Art und Weise, die Weltmeisterschaft mit Sebastian samt Konstrukteurstitel mit Hilfe von Mark geholt hat. Das ist für mich einmalig - einmalig in der 60-jährigen Geschichte der Formel 1. Das haben wir nur einem zu verdanken, nämlich dem Herrn Mateschitz. Das muss mal gesagt sein", so Lauda.


Fotos: Sebastian Vettel: Empfang in Österreich


"Es ist der sauberste WM-Titel, da gibt es überhaupt keine Diskussion", sagt der Österreicher. "Wenn unsere Politiker nur ein Prozent vom Herrn Mateschitz hätten, dann würde es uns allen besser gehen", fügt Lauda an und erntet tosenden Applaus der zahlreichen Zuschauer. "Niki hat in diesem Jahr viel gesagt, aber dies war so ziemlich das Vernünftigste", stimmt Red-Bull-Teamchef Christian Horner lächelnd zu.

"Der Niki traut sich, so etwas zu sagen. Ich kann dem nur beipflichten", sagt Gerhard Berger. "Es ist wirklich toll, wie der Didi diese Formel-1-Geschichte durchgezogen hat. Er verdient sich jeglichen Applaus." Der frühere Ferrari-Pilot kennt die Herangehensweise des Red-Bull-Chefs genau. Immerhin war Berger einige Jahre an der Spitze des Nachwuchsteams Toro Rosso.