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  • 13.01.2002 16:09

  • von Fabian Hust

Lauda: Dreher beim großen Comeback

Mit Spannung erwartet wurde der Test von Jaguar-Teamchef Niki Lauda im Vorjahresauto in Valencia

(Motorsport-Total.com/sid) - Zwei kleine Dreher ins Kiesbett, viel Spaß und jede Menge Publicity für das kränkelnde Jaguar-Team: Fast 17 Jahre nach seinem Rücktritt gab der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda am Sonntag ein Comeback im Rennwagen. In Valencia rutschte der Österreicher in drei Runden gleich zwei Mal im Ausgang von Kurve 2 von der Piste: "Ich drehte mich ein paar Mal, nur weil Pedro mir vorher sagte, wo ich bremsen muss, dabei bin ich mutig genug, das auch selbst herauszufinden..."

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda am Sonntag bei seinem "Comeback" im Formel-1-Auto

Dennoch zeigte Lauda, dass er auch mit 52 Jahren ein gut 800 PS starkes Formel-1-Auto beherrschen kann. In seiner Funktion als Jaguar-Teamchef hatte sich Lauda zu der ungewöhnlichen Aktion entschlossen, um sich ein besseres Bild von dem Fahrzeug machen zu können. "Ich habe allerdings nicht vor, Eddie Irvine oder Pedro de la Rosa zu verdrängen", sagte Lauda: "Ich wollte nur ein besseres Gefühl dafür entwickeln, wie das Auto arbeitet."

"Ich wollte bei diesem Test besonders die Technologie des Autos verstehen ? die Launch-control, Traktionskontrolle und das Verhalten des Motors", so Lauda nach dem Test. "Ich weiß nun alles, was ich wissen wollte. Im Vergleich zu meiner Zeit hat sich alles sehr verändert. Jetzt hält man beide Hände am Lenkrad. Zu meiner Zeit war eine Hand immer dafür vorgesehen, den Schaltknüppel zu bedienen."

"Heute hat man beide Hände am Lenkrad, tritt auf das Gaspedal und die Drehzahlen gehen automatisch bis auf 17.000 Umdrehungen hoch und es wird automatisch geschaltet. Das Hochschalten ist wirklich beeindruckend, es verläuft alles sehr flüssig, es gibt keinen Ruck. Ich hatte eine aggressivere Schaltung erwartet. Jetzt weiß ich über die ganzen Techniken bescheid und kann die Meetings besser verfolgen. Zuvor konnte ich die Softwareprobleme nicht verstehen, jetzt weiß ich besser bescheid."

Nach zehn Runden ? ursprünglich wollte sich Lauda für zwei Stunden hinter das Steuer des letztjährigen Autos klemmen ? mit 50 Kilogramm Sprit an Bord stellte Lauda das Auto mit einer Bestzeit von 1:29.481 Minuten ab. Zum Vergleich: Eddie Irvine fuhr mit dem Auto im Mai eine Runde von 1:13.817 Minuten, die schnellste Runde drehte Coulthard bei dem gleichen Test mit 1:12.752 Minuten.

Damit verfehlte Lauda sein Ziel, maximal vier Sekunden langsamer als Irvine zu sein: "Mir sagten die Ingenieure, dass ich in die Kurven genauso schnell wie Pedro reingefahren bin. Der Unterschied war, dass ich die Kurve dann nicht geschafft habe... Ich habe aber zumindest gezeigt, dass ich mit der gleichen Geschwindigkeit wie meine Fahrer unterwegs sein kann und alles probiert habe. Ansonsten hätten sie kein Wort mehr mit mir gesprochen..." Tatsächlich war Lauda auf den Geraden so schnell unterwegs wie Jaguars Stammfahrer.

Anschließend musste Niki Lauda erklären, warum er kürzlich gemeint hatte, mit den Fahrhilfen könnte "jeder Affe" ein Formel-1-Auto bewegen: "Ich habe damit nur die heutige Formel 1 mit jener von vor 17 Jahren verglichen. Damals hatte man ein manuelles Getriebe, normale Kupplungen und keine Antistall-Vorrichtung. Man musste aufpassen, dass man sich beim Losfahren nicht drehte. Das ist mit der Launch-control, die einfach unglaublich ist, anders."

Lauda hatte seine Formel-1-Karriere nach 171 GP-Einsätzen und drei WM-Titeln (1975, 1977, 1984) nach der WM-Saison 1985 beendet. Seine zweite Fahrer-Krone gewann der Österreicher nur ein Jahr nach dem schrecklichen Feuerunfall auf der Nürburgring-Nordschleife, den er wie durch ein Wunder trotz schwerster Verbrennungen überlebte.

Jaguar hatte als einer der ersten Rennställe seinen Boliden für die Formel-1-Saison 2002 bereits am 4. Januar der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei fiel besonders die hochgezogene Nase des neuen Jaguar R3 auf. "Wir haben das im Windkanal ausgearbeitet. Dadurch hat der Wagen mehr Anpressdruck auf den Boden als sein Vorgänger R2", sagte Lauda. Das Auto ist leichter, optisch stark verändert, der Cosworth-Motor jedoch nahezu der gleiche wie im Vorjahr.

Lauda sieht die Chancen seines Teams nach der enttäuschenden vergangenen Saison trotz der Neuerungen eher langfristig: "Ziel ist es, in dieser Saison einige Schritte vorwärts zu machen, um 2003 in den Titelkampf eingreifen zu können." In der Konstrukteurswertung der Saison 2001 hatte Jaguar mit neun Punkten nur den achten Platz unter elf Teams belegt. In der Fahrer-Wertung kam der Nordire Eddie Irvine auf Platz 12 (6), der Spanier Pedro de la Rosa auf Rang 16 (3).