Lando Norris kontert Mercedes: "Sie haben kein schlechtes Auto!"

Laut Lando Norris war McLaren in Ungarn nicht schneller als Mercedes, sondern habe einfach einen besseren Job gemacht - Der MCL60 habe noch immer Schwächen

(Motorsport-Total.com) - "Das ist schwer zu sagen", grübelt Lando Norris nach dem Großen Preis von Ungarn 2023, als er in der Pressekonferenz der Top 3 gefragt wird, ob der McLaren in Budapest das zweitschnellste Auto nach dem Red Bull gewesen sei. Immerhin beendete Norris das Rennen auf Rang zwei.

Titel-Bild zur News: Lando Norris vor Lewis Hamilton beim Formel-1-Rennen in Ungarn 2023

Lando Norris kam auch in Ungarn wieder vor Lewis Hamilton ins Ziel Zoom

Trotzdem erklärt der Brite, dass sein Team in Ungarn ungefähr auf Augenhöhe mit Mercedes gewesen sei - obwohl Lewis Hamilton und George Russell das Podium mit den Positionen vier und sechs komplett verpassten. P1 und P3 waren an Max Verstappen und Sergio Perez gegangen.

Norris glaubt allerdings, dass das Rennen ganz anders verlaufen wäre, wenn Hamilton beim Start nicht hinter Verstappen und vor allem beide McLaren-Piloten zurückgefallen wäre. "Wenn Lewis in Kurve 2 vorne geblieben wäre, dann hätten sie uns geschlagen", vermutet er.

Er selbst hätte dann sogar vielleicht gar nicht auf dem Podium gestanden. "Und dann würdet ihr sagen: 'Ah, Mercedes ist schneller.' Aber nur weil ich [beim Start] überholt habe, denkt ihr jetzt, dass McLaren schneller ist", sagt Norris in Richtung der anwesenden Journalisten.

"Ich weiß, dass Lewis sich oft darüber beschwert, wie toll unser Auto ist und wie schlecht ihres ist. Aber sie haben kein schlechtes Auto", stellt Norris klar. Vielmehr betont er: "Wir haben die gleiche Pace wie Mercedes, nur haben wir einen besseren Job gemacht."

Norris rechnete nicht mit weiterem Podium

Tatsächlich habe im Zweifel sogar eher Mercedes einen Vorteil. Denn während beide Autos in Budapest etwas gleich schnell gewesen seien, betont Norris: "Wenn man sich den Reifenverschleiß anschaut, ist Mercedes da viel, viel besser als wir. Das waren sie schon immer."

Das Reifenmanagement sei ein Bereich, in dem Mercedes schon immer "sehr, sehr stark" gewesen sei. Auch deshalb betont Norris, dass man vor dem Ungarn-Wochenende nicht mit einem weiteren Podestplatz gerechnet hatte, obwohl er selbst zwei Wochen zuvor in Silverstone Zweiter geworden war.

"Wir hatten ehrlich nicht erwartet, an diesem Wochenende hier [auf dem Podium] zu sein - besonders auf P2. Beide Red Bulls sind viel schneller", stellt Norris klar und erinnert zudem daran, dass Mercedes in Ungarn bereits 2022 die Poleposition geholt hatte.

Außerdem gebe es auf dem Hungaroring keine echten High-Speed-Abschnitte. "Es gibt Kurve 4 und Kurve 11, die ziemlich schnell sind. Aber im Vergleich zu Silverstone ist das keine Kurve wie Copse oder Stowe, durch die man mit Vollgas im achten Ganz fährt", so Norris.

Auf dem Papier kam die Strecke laut Norris dem MCL60 also nicht wirklich entgegen, weshalb es ein gutes Zeichen sei, dass man es trotzdem erneut auf das Podium schaffte. "Tatsächlich bietet dieser Asphalt guten Grip, und das ist gut für uns", erklärt der Brite.

McLaren noch lange kein "perfektes Auto"

Im Rennen sei es für McLaren dann wegen der höheren Temperaturen etwas schwieriger gewesen, weshalb es "eine positive Überraschung" gewesen sei, erneut auf Rang zwei zu landen. Im letzten Stint konnte Norris dabei Sergio Perez im Red Bull hinter sich halten.

"Es zeigt den Speed, es zeigt die Qualität, es zeigt irgendwie auch die Erfahrung", lobt Andrea Stella, der in den beiden vergangenen Rennen "beeindruckt" von Norris war. Dessen Reifenmanagement sei "exzellent" gewesen, zeigt sich der Teamchef zufrieden.


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"Er war sehr selbstkritisch, was die Qualität seiner Runde im Qualifying angeht", erinnert Stella. Doch "wegen der schwierigen Bedingungen" habe es am Samstag wohl kein Fahrer hinbekommen, "eine perfekte Runde" zu fahren. Norris war in der Qualifikation auf Rang drei gelandet.

Der Brite selbst betont, dass er durch seine guten Ergebnisse zuletzt etwas Selbstbewusstsein tanken konnte. "Das denke ich schon. Ich denke, meine Pace insgesamt und die Fähigkeit, Runden zusammenzubringen und solche Dinge, haben sich verbessert", so Norris.

Er stellt allerdings auch klar: "Das Auto fährt sich immer noch nicht so, wie ich es mir von einem Auto wünschen würde. Wenn man sagen würde, was man von einem perfekten Auto braucht, habe ich das Gefühl, dass es wirklich weit von dem entfernt ist, was ich will."

Norris muss jetzt "weniger nachdenken"

Das sei "selbst im vergangenen Jahr, als wir gut aussahen und ich vielleicht selbstbewusst wirkte," nicht so gewesen, verrät Norris und erinnert sich: "Es gab im vergangenen Jahr viele Momente, in denen ich keine Ahnung hatte, wie man das Auto fahren muss."

Das Auto sei schon damals "inkonstant" gewesen und habe sich teilweise von einer Runde zur nächsten verändert. Das sei mit den jüngsten Upgrades schon viel besser geworden. "Jetzt habe ich das Gefühl, dass es eine etwas klarere Richtung gibt, in die ich arbeiten muss", erklärt Norris.


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Er habe dadurch mehr Selbstvertrauen und könne sich jetzt beim Fahren auf "simplere Dinge" konzentrieren, berichtet er und erklärt mit einem Lachen: "Je mehr ich nachdenke, desto schlechter werde ich. Und jetzt muss ich weniger nachdenken, was eine gute Sache ist."

Im Hinblick auf das kommende Rennen in Belgien sagt Weltmeister Max Verstappen angesichts der dortigen High-Speed-Kurven über McLaren übrigens: "In Spa werdet ihr fliegen! Alle sollten sich in Pouhon stellen, denn da werdet ihr mit Vollgas durchfahren."

"Mit einer Hand und auch noch mit verbundenen Augen", witzelt Norris zurück. Das mag etwas übertrieben sein, doch nach dem laut Norris überraschenden Budapest-Podium sollte man McLaren wohl auch in Spa wieder für ein Treppchen auf dem Zettel haben.

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