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Lance Stroll nach Podium: Bin deshalb kein anderer Mensch

Nach seinem überraschenden Podestplatz in Baku sagt Lance Stroll, dass sich für ihn nicht viel verändert hat, hinter den Kulissen habe es das allerdings vorher schon

(Motorsport-Total.com) - Für Lance Stroll hat sich in den vergangenen Tagen einiges verändert. Vor dem Kanada-Rennen glich sein Formel-1-Einstand eher einem Debakel - Jacques Villeneuve sprach sogar vom "schlechtesten Rookie aller Zeiten". Doch der Williams-Youngster strafte seine Kritiker Lügen: In Montreal holte Stroll seine ersten WM-Punkte, in Baku vor zwei Wochen ließ er ein sensationelles Podium folgen.

Titel-Bild zur News: Lance Stroll

Kein neuer Mensch: Lance Stroll will sich auch nach dem Podest treu bleiben Zoom

"Es waren gute Tage", sagt der 18-Jährige. Doch so viel habe sich dann doch nicht verändert - vor allem sei er immer noch der Gleiche geblieben: "Ich mache weiter, was ich mache. Das ändert sich nicht", sagt er vor dem Großen Preis von Österreich. Was sich für ihn aber doch zum Guten gewendet hat: Spätestens seit Baku weiß er, dass er mit der Spitze mithalten kann. Zwar sei jedes Wochenende anders, doch diese Erkenntnis gebe ihm Selbstvertrauen.

Das hatte ihm nach dem Saisonauftakt noch gefehlt. Die Ergebnisse kamen nicht, die Fehler waren da, und das Auto passte ihm überhaupt nicht. "Ich hatte das Auto nicht mehr so gefühlt, wie ich es wollte. Ich habe gespürt, dass es in vielen Bereichen schwach ist, aber ich konnte nicht mehr herausholen", schildert er. In Baku sei das dann mit einem Schlag anders gewesen: "Ich habe gefühlt, dass ich etwas mit dem Auto machen kann."

Im Auto stimmt es jetzt

Doch er würde nicht sagen, dass es plötzlich einfach "Klick" bei ihm gemacht habe. "Es gehen viele Dinge im Hintergrund vor sich", so Stroll. Williams ist zurück auf ein altes Set-up vom Saisonbeginn gegangen, mit dem man in den ersten Rennen konkurrenzfähiger war als später. Natürlich habe ihm auch die Erfahrung von Felipe Massa geholfen, der ihm unter die Arme greift. Mittlerweile steht Stroll jedoch immer mehr auf eigenen Beinen.

"Jetzt fühle ich auch das, wonach ich suche, und muss nicht mehr fragen", sagt er. "Auch die Zeit im Auto gibt mir mehr Erfahrung und somit mehr Selbstvertrauen." Apropos Zeit im Auto: Einige sagen, dass Strolls Form an seinem geheimen Privattest liegt, den er in den Tagen vor Baku absolviert hat. In Austin konnte der Kanadier mit einem drei Jahre alten Auto einige Runden drehen und brillierte plötzlich.


Fotostrecke: GP Aserbaidschan, Highlights 2017

Doch hat der Test wirklich geholfen? "Fahren ist fahren. Für mich geht es eher darum, die Strecke zu lernen. Es ist gut, im Auto zu sitzen und Feedback zu bekommen", meint er. Darum wird Williams wohl auch in Zukunft weitere Tests (mit Geld von Vater Lawrence) abhalten, um Stroll in Schuss zu bringen - auch wenn Teamchefin Claire Williams die Bedeutung herunterschraubt: "Hierherzukommen und im Team integriert zu sein, ist viel nützlicher als alles andere."

Claire Williams: Sechs Wochenenden Eingewöhnung

Doch sind die Tests wirklich so nützlich? Schließlich konnte Stroll vor Baku und Montreal nicht auf den echten Strecken fahren und trotzdem gerade dort seine besten Ergebnisse einfahren. Claire Williams erläutert: "Es sagt, dass er zuvor sechs Rennen hatte, um sich an die Rennwochenenden zu gewöhnen", so die Britin. "Jetzt läuft es für ihn. Das geht allen Rookies so. Es braucht immer fünf oder sechs Rennen. Ich bin zuversichtlich für die kommenden Rennen."

Nicht verstehen kann die Williams-Chefin derweil, dass vor Baku so viel Kritik auf Stroll einprasselte. Vor allem die Journalisten nimmt sie in die Pflicht, weil diese den Youngster unter Druck setzen und stets negativ berichteten. "Wir waren alle mal 18, und ich denke nicht, dass viele von uns sagen können, dass sie damals so viel erreicht haben wie er", kontert sie und sieht in Strolls Ignorieren der Meldungen das beste Rezept dagegen.

Lance Stroll

Der Kanadier fühlt sich jetzt im Auto selbstbewusster und wohler Zoom

Für Stroll dürfte es jetzt darum gehen, die Form zu konservieren und Williams weiter wichtige Punkte im Kampf um Rang vier bei den Konstrukteuren zu bescheren. "Ich bin froh, dass wir jetzt anfangen können darüber nachzudenken, mit beiden Autos zu punkten", sagt Felipe Massa. "Lance hat eine Menge zu lernen, aber er hat gezeigt, dass er wächst und dass er eine bessere Performance liefert, als ihr erwartet habt."