Kurioses Qualifying endet mit Minardi-Pole

Jos Verstappen (1.) und Justin Wilson (2.) waren die überraschenden Nutznießer einer abtrocknender Strecke im Freitags-Einzelzeitfahren

(Motorsport-Total.com) - Verkehrte Welt in Magny-Cours: Alle Favoriten schwer geschlagen, beide Minardi-Piloten voran ? und ein Gesamtklassement, wie es die Formel 1 noch nicht erlebt hat! Dank abtrocknender Strecke in Kombination mit dem neuen Einzelzeitfahren kam es heute Nachmittag zum vielleicht kuriosesten Qualifying der Motorsport-Geschichte.

Titel-Bild zur News: Jos Verstappen

Sensation in Magny-Cours: Erste Qualifying-Bestzeit für Minardi

Die Session begann bei recht nasser Piste mit Vorjahressieger Michael Schumacher (Ferrari), der mit Monsun-Regenreifen eine saubere Runde hinbekam und eine Bestmarke von 1:27.929 aufstellte. Das gesamte erste Fünferpaket biss sich an dieser Zeit die Zähne aus ? und zwar deutlich. Am nächsten kam noch Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams/15.) mit 1:28.988 an den Weltmeister heran, Fernando Alonso (Renault/19.) war hingegen am vorsichtigsten.

Erst der sechste Starter, Rubens Barrichello (Ferrari/11), knackte dann die Schumacher-Bestzeit. Zu diesem Zeitpunkt wurden die anfangs noch recht konstanten Bedingungen schon immer besser, aber die meisten Fahrer konnten das Potenzial nicht ausschöpfen. Wirklich gut war nur der Vormittags-Schnellste Mark Webber (Jaguar-Cosworth) unterwegs, der zunächst Bestzeit übernahm und schlussendlich immerhin als Achter gewertet wurde.

Die Entscheidung fiel heute freilich in der zweiten Hälfte des Feldes: Jos Verstappen, als Vorletzter auf die Strecke gegangen, riskierte viel, zog Trockenreifen auf, machte keine ersichtlichen Fehler und knallte eine Zeit von 1:20.817 hin. Nach ihm war Teamkollege Justin Wilson nur um 0,151 Sekunden langsamer ? und die erste Doppelpole für das Minardi-Team damit perfekt. Überhaupt schaffte das kleine Team aus Faenza noch nie eine Qualifying-Bestzeit.

Ralph Firman (Jordan-Ford) hatte als dritter Pokerspieler mit Trockenreifen ebenfalls eine Sensation drauf, warf diese aber mit einigen schweren Fahrfehlern weg. Unterm Strich blieb dem Formel-1-Neuling dennoch der exzellente dritte Platz, knapp vor dem groß aufzeigenden Nick Heidfeld (Sauber-Petronas) und Olivier Panis (Toyota). Jaguar-Rookie Antonio Pizzonia hatte als 18. der Startreihenfolge auch gute Chancen auf die Pole, aber sein Team pokerte falsch, zog Regenreifen auf und bezahlte dafür die Rechnung ? "nur" Platz 6.

Ganz stark unterwegs war Jacques Villeneuve (BAR-Honda) als Siebenter, zumal er zum Zeitpunkt seiner Runde deutlich in Führung ging. Bemerkenswert ist dies insofern, als er heute Morgen gar nicht fahren konnte und die seit 2002 modifizierte Streckenführung noch nicht kannte. Teamkollege Jenson Button hatte noch schlechtere Bedingungen, meisterte diese ebenfalls achtbar, kam aber über den 20. und letzten Platz nicht hinaus.

Eine Zwischenbilanz kann man nach diesem kuriosen Einzelzeitfahren nicht ziehen, weil die Bedingungen von Fahrer zu Fahrer variierten. Michael Schumacher bekam seine Runde recht gut hin, Ferrari wirkte am ersten Tag insgesamt konkurrenzfähig, aber die Michelin-Konkurrenz hat die Karten wohl noch nicht ganz aufgedeckt. Es bleibt nach diesem Qualifying eine Menge Jubel bei Minardi, aber wenig Aufschluss für das restliche Wochenende...