Kurios: Sorgen Bremsen bald für mehr Überholmanöver?

Auf der Suche nach mehr Action will FIA-Präsident Max Mosley ein 1998 eingemottetes technisches System zum Überholen auspacken

(Motorsport-Total.com) - Mehr als 90 Prozent aller Fans haben sich in der kürzlich durchgeführten FIA-Umfrage dafür ausgesprochen, dass in der Formel 1 mehr überholt werden sollte. Nun laufen die Köpfe heiß, wie dieses Ziel erreicht werden kann - und FIA-Präsident Max Mosley hat bereits eine Idee: Der Brite möchte eine Art "Boost-Button" einführen, der für ein paar Sekunden mehr Leistung freisetzen soll.

Titel-Bild zur News: Bremse eines McLaren-Mercedes MP4-19B

Die Bremsen sollen der Schlüssel zu mehr Überholmanövern in der Formel 1 sein...

Das Prinzip ist simpel: Folgt ein Fahrer einem Vordermann, kann er aber aufgrund eines zu niedrigen Top-Speeds gerade mal so nicht überholen, muss er nur einen Knopf am Lenkrad drücken, der für fünf Sekunden bis zu 60 zusätzliche PS freisetzt. Ähnliche Systeme sind von verschiedenen Teams aus vergangenen Jahren bekannt, wirklich perfektioniert wurden diese aber nie. Nun soll auf diesem Weg jedoch mehr Action in die Königsklasse gebracht werden.#w1#

Hitze der Bremsen könnte in Energie umgewandelt werden

Der zusätzliche Energieaufwand, der für die Extra-Power notwendig wäre, soll quasi aus einem Recycling der Bremskraftenergie kommen. Vereinfacht ausgedrückt: Bei jedem Bremsvorgang entstehen in den Bremsscheiben extrem hohe Temperaturen von bis zu 1.000 Grad. Die Abwärme soll mit einem komplexen technischen System aufgefangen und wieder in Energie umgewandelt werden, die der Fahrer dann über den Knopf am Lenkrad entfalten kann.

Was beim ersten Hinhören nach Science-Fiction klingt, ist in Wahrheit ein alter Hut, denn McLaren-Mercedes brachte ein vergleichbares System 1998 sogar zur Rennreife. Mika Häkkinen und David Coulthard zogen im Melbourner Albert Park damals Kreise um die Konkurrenz, nach nur einem Einsatz wurde das System jedoch von der FIA wieder verboten. Nun könnte das, was Mosley seinerzeit unterbinden ließ, als Stein der Weisen die Formel 1 retten.

Die FIA ist mit dieser Idee laut 'Guardian' bereits an die Hersteller herangetreten - und die sollen sich begeistert gezeigt haben. Auch McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh kann dem Vorschlag durchaus etwas abgewinnen: "Das ist die Art einer technischen Herausforderung, die wir gerne in Angriff nehmen würden. Wir können uns damit sicher anfreunden", klatschte er Beifall. Kein Wunder: Die "Silberpfeile" hätten aufgrund ihrer Erfahrungen von 1998 einen gewissen Vorsprung auf die anderen Teams.

Hersteller laut Mosley begeistert von der Idee

Mosley bezeichnete die Reaktionen der Hersteller auf seinen Vorschlag als "enthusiastisch", verwies in diesem Zusammenhang auch auf eine Grundsatzentscheidung, die damit einhergehen würde: "Wir wollen den Schwerpunkt von den versteckten Technologien wegbringen. Dieses System hätte eine sehr direkte Relevanz", ließ er ausrichten. Anders ausgedrückt: Kein Fan auf der Tribüne kann eine Traktionskontrolle mit freiem Auge erkennen, ein kurzfristiger Geschwindigkeitszuwachs zum Überholen wäre aber recht offensichtlich.

Darüber hinaus berichtet der 'Guardian' in seiner heutigen Ausgabe, dass sich die Teamchefs von McLaren-Mercedes und Red-Bull-Cosworth, Ron Dennis und Christian Horner, noch diese Woche in Monaco mit Mosley treffen werden. Gegenstand der Diskussion wird möglicherweise auch der Boost-Button sein, vor allem soll es aber um eine Nachbetrachtung des Skandalrennens von Indianapolis am 19. Juni gehen.