• 04.07.2008 12:41

Kubica: "Wir haben kein Siegerauto"

Kanada-Sieger Robert Kubica im Interview über das Abschneiden in Magny-Cours, die Aussichten für Silverstone und den restlichen Saisonverlauf

(Motorsport-Total.com) - In Montréal fuhr Robert Kubica zum Premierensieg in der Formel 1, kurz darauf schien beim Großen Preis von Frankreich die tolle Kanada-Form schon wieder verflogen zu sein. Für das Rennwochenende in Silverstone hat sich die Truppe des BMW Sauber F1 Teams deshalb vorgenommen, wieder zurück zu alter Stärke zu finden und wieder näher an Ferrari und McLaren-Mercedes zu kommen. Ob der Titel für Kubica ein Thema ist, verrät der Pole im Interview ebenfalls.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica und BMW wollen in Silverstone zurückschlagen

Frage: "Robert, wie verliefen die Testfahrten in der vergangenen Woche?"
Robert Kubica: "Wir haben versucht, uns auf den Grand Prix vorzubereiten. Wir haben einige neue Teile ausprobiert, hatten aber nicht viele aerodynamische Updates im Gepäck. Es war recht windig, also hat uns das Wetter nicht unbedingt geholfen. Aber es war dennoch ein produktiver Tag. Wir werden sehen."#w1#

Nur kleinere Änderungen bei BMW

Frage: "Habt ihr neue Teile getestet?"
Kubica: "Wir haben einen anderen Frontflügel getestet. Das ist aber keine Neuheit sondern nur eine andere Version von dem Flügel, den wir ohnehin schon einsetzen. Wir haben kleinere Änderungen auf aerodynamischer Seite, aber nichts Großes."

Frage: "Was sind deine Erwartungen für dieses Wochenende? Wird Silverstone besser verlaufen als Magny-Cours?"
Kubica: "Ich hoffe, dass wir wieder zu unserer normalen Pace zurückfinden können. Ich erwarte nicht, hinter Toyota zurückzufallen, halte die Lücke auf Ferrari und McLaren-Mercedes aber noch immer für ziemlich groß. Es wird schwierig werden, sie herauszufordern. Aber das kann sich alles ändern, das Wetter könnte hier einen großen Einfluss haben. Wir werden wieder unsere normale Pace gehen können, aber das bedeutet, dass der Abstand zu den Führenden recht groß sein wird."

Frage: "War es schwierig für dich, in Kanada zu gewinnen und dann in Magny-Cours um Platz fünf zu kämpfen?"
Kubica: "Die Leute dachten, dass wir nach unserem Sieg in Kanada auch in Magny-Cours um den Sieg würden kämpfen können. Aber wenn man sich die Details anschaut und nicht nur die Ergebnislisten, dann wird man bemerken, dass die Lücke zu Hamilton (Lewis Hamilton; Anm. d. Red.) in Kanada trotz allem ziemlich groß war. Letztendlich glaube ich, dass uns die Streckenbedingungen in Kanada entgegenkamen."

"Die Strecke brach auf und die Ferraris hatten so ihre liebe Not damit. Im Rennen waren Räikkönen (Kimi Räikkönen; Anm. d. Red.) und Hamilton bis zu ihrem Crash viel schneller unterwegs als ich. Natürlich war der Abstand in Frankreich deutlich größer, deswegen sieht das etwas schlimmer aus. Ich glaube, wir wissen weshalb und aus diesem Grund erwarte ich uns wieder zurück auf dem gewohnten Niveau, wobei wir noch immer eine Lücke zu den schnellsten Autos aufweisen werden."

Magny-Cours nur ein Ausrutscher?

Frage: "Könnte Toyota zur Gefahr werden?"
Kubica: "Das wird sich zeigen. In Magny-Cours lagen vier oder fünf Teams hinter uns. Es sieht alles danach aus, dass sich der Abstand zu Ferrari und McLaren-Mercedes immer mehr vergrößert. Es kommt wohl ganz darauf an, wie sich Toyota von Rennen zu Rennen verbessern kann."

Frage: "Was ist deine Erklärung für den schwachen Auftritt in Magny-Cours?"
Kubica: "Ich denke nicht, dass unsere Form so schlecht war. Wir waren einfach nicht ganz so stark, wie in den vorherigen drei oder vier Grand Prix. Das Problem war doch vielmehr, dass wir nach Kanada als Siegerteam eingestuft wurden. Ja, wir haben gewonnen, waren in Kanada aber nicht auf Augenhöhe mit dem schnellsten Auto."

"Letztendlich war also die Lücke zu Ferrari in Magny-Cours ziemlich groß, mehr als zuletzt. Ferrari war in Magny-Cours aber schon immer sehr stark. Was McLaren-Mercedes angeht, so war der Abstand da etwas schwieriger einzuschätzen, bei den ganzen Strafen. Aber es verhielt sich in etwa so wie in Kanada."

Frage: "Jarno Trulli lag in Magny-Cours aber vor dir..."
Kubica: "Ja, sie haben sich verbessert und wir haben möglicherweise in die falsche Richtung gewählt, deswegen ist es so gekommen. Der einzige Unterschied war aber, dass dieses eine Auto da war, Trullis Toyota, sonst hätte sich alles ungefähr so verhalten, wie in den Rennen davor. Der Wagen verhielt sich aufgrund einzelner Änderungen nicht ganz so schnell und wir haben möglicherweise ein paar Zehntelsekunden verloren. Ansonsten wäre die Situation auf der Strecke wohl genau gleich gewesen als zuvor."

Ferrari und McLaren-Mercedes vorneweg

Frage: "Ist das diesjährige Auto schwieriger abzustimmen als der Wagen aus dem Vorjahr?"
Kubica: "Nein, ich denke nicht. Das war vielleicht noch zu Saisonbeginn der Fall, da hatten wir noch einige Probleme und das Auto war schwierig zu fahren. Für mich ist es viel einfacher, aber das kommt ganz darauf an, wen du fragst. Ich glaube nicht, dass wir in Magny-Cours ein Setupproblem hatten."

Frage: "Kann BMW die Lücke schließen?"
Kubica: "Wenn wir uns die jüngsten Ereignisse anschauen, dann hat sich der Abstand vergrößert. In der Formel 1 kann alles recht schnell passieren. Wenn dieser Trend in den kommenden zwei oder drei Rennen anhält, dann wird es sehr schwierig, Ferrari und McLaren-Mercedes noch einzufangen. Richtig ist, dass es zu Saisonbeginn viel einfacher war, mit ihnen zu kämpfen."

"In Australien lagen wir vor Ferrari, in Malaysia und Bahrain vor McLaren-Mercedes. In den vergangenen drei oder vier Rennen hat das nicht geklappt und die Lücke ist größer geworden. Auch wenn du dein Auto perfekt abstimmst und eine hervorragende Qualifyingrunde hinlegst, ist es unmöglich, vor ihnen zu sein oder in ihre Nähe zu kommen."

Entwicklungsfrage: 2008 oder 2009?

Frage: "Denkst du, dass es wichtiger wäre, sich auf die Entwicklung des Autos für das kommende Jahr zu konzentrieren, dass ihr unter den neuen Regeln um die Meisterschaft fahren könnt?"
Kubica: "Das ist eine schwierige Frage. Letztendlich aber ist die Saison noch immer sehr lang und du musst alle Anstrengungen in dieses Jahr einfließen lassen, um konkurrenzfähig zu sein. Es gibt noch viele Punkte zu holen und da ist noch gar nichts klar."

"Naja, wir liegen in der Konstrukteurswertung vor McLaren-Mercedes, sind aber bei der Pace hinter ihnen zurück. Früher oder später werden sie uns überholen. Zum kommenden Jahr: Möglicherweise arbeiten einzelne Teams schon für 2009. Es kommt wohl ganz darauf an, wie viel Prozent du in dieses und wie viel in das kommende Jahr steckst. Diese Entscheidung ist sehr schwierig."

Frage: "Ihr verlasst euch also auf Fehler der beiden Topteams vor euch?"
Kubica: "Wenn man ihre Pace betrachetet, dann würde es ziemlich schwierig werden, ohne ihre Fehler vor ihnen zu sein. Das ist aber nichts neues, das verhielt sich so schon in den vergangenen vier oder fünf Grand Prix."

Kubica bereit für den Titelkampf?

Frage: "Wird deine Position in der Meisterschaft das Team dazu bewegen, sich in diesem Jahr auf den Titelkampf zu konzentrieren?"
Kubica: "Das weiß ich nicht. Da müsst ihr schon Mario (Mario Theissen; Anm. d. Red.) oder Willy (Willy Rampf; Anm. d. Red.) fragen. Was mich angeht, wir sollten für dieses Jahr arbeiten und dann einmal schauen, was für das kommende Jahr möglich ist."

"Als Fahrer denke ich natürlich, dass ich gezeigt habe, dass ich um Spitzenplatzierungen mitfahren kann und zu Jahresbeginn hatten wir auch ein Auto, welches mit McLaren-Mercedes und Ferrari kämpfen konnte. Wir haben deutlich gemacht, dass wir als Paket aus Fahrern und Team um Toppositionen kämpfen können. Aber sobald die Lücke zu den Frontrunnern größer wird, ist die Sache weitaus schwieriger. Das ist das Hauptproblem."

Frage: "Alle Topfahrer in der Meisterschaft haben Fehler gemacht, nur du nicht. Fühlst du dich bereit dafür, den Titel zu holen?"
Kubica: "Das ist der einzige Grund, weshalb ich Zweiter in der Meisterschaft bin. Wenn ich zwei oder drei Rennen nicht beendet hätte, dann hätte ich entsprechend 15 oder 20 Punkte weniger auf dem Konto und wäre nur Vierter oder Fünfter. Für mich ist es wichtig, so viele Punkte wie möglich abzugreifen und das Maximum herauszuholen."

"Wenn das genug ist, um zu gewinnen, dann ist das eine feine Sache. Wenn nicht, dann müssen wir uns verbessern. Ich möchte aber sicherstellen, dass ich Zähler hole und das ist in unserer gegenwärtigen Lage das Wichtigste. Wir haben kein Siegerauto - der einzige Weg um vor den anderen Fahrern zu bleiben ist, zu profitieren, wenn sie Probleme haben und Fehler machen."

Frage: "Bist du also bereit für den Titel?"
Kubica: "Keine Ahnung. Wenn ein Fahrer nach sieben Rennen die Weltmeisterschaft anführt und nicht bereit für Siege ist, dann sollte er wohl besser zuhause bleiben..."

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