• 02.07.2008 14:41

Wetterlotterie Silverstone mit Christian Klien

Christian Klien erklärt, wie die Teams versuchen, das Wetter in Silverstone vorherzusehen, und er erinnert sich an eine Begegnung mit Robert Kubica

(Motorsport-Total.com) - Silverstone ist bekannt für seine klingend benannten Kurven wie Becketts, Stowe, Abbey, Priory, Luffield und Co., aber auch für sein unberechenbares Wetter. Regen ist auf der britischen Insel keine Seltenheit, weshalb sich die Teams auch meteorologisch gesehen dem Rennwochenende in Northamptonshire mit besonderer Gründlichkeit widmen müssen.

Titel-Bild zur News: Christian Klien

Christian Klien drückt in Silverstone wieder für seinen Rennstall die Daumen

"Der britische Grand Prix stellt unsere Ingenieure wegen des wechselhaften Wetters jedes Jahr auf eine neue Probe", erklärte Christian Klien. "Von sommerlicher Hitze bis zu ordentlichem Landregen kann in Northampshire alles passieren - und ziemlich oft passiert auch wirklich alles. Das Hauptproblem für uns Fahrer ist der Wind. Er wechselt von Runde zu Runde die Intensität. Auf der Start- und Zielgeraden bläst er zumeist seitlich ins Cockpit. Durch die Böen ist das Anbremsen der Kurven immer ein kleiner Balanceakt."#w1#

Wetter ist die Aufgabe eines Ingenieurs

"Beim BMW Sauber F1 Team kümmert sich ein Ingenieur um die Wetterdaten", so der Testfahrer des deutsch-schweizerischen Rennstalls. "Er ist aus unserem Aerodynamikteam und hat nach dem Qualifying etwas freie Kapazität. Er hat verschiedene Quellen zur Verfügung: die öffentlichen Wetterkarten im Internet, die Wetterdaten, die wir von der Rennleitung bekommen und vor allem die Wetterdaten von Meteo France, dem offiziellen Partner des Teams."

Und weiter: "Dieser eine Mann alleine ist für die Auswertung von Windrichtungen, Temperaturen, Druckgebieten, herannahenden Regenfronten und so weiter verantwortlich. Speziell beim Rennen beneidet niemand unseren Wetterfrosch um seine Aufgabe. Laufend liefert er seine Daten an den Chefrenningenieur und an Technikdirektor Willi Rampf, der die Letztverantwortung trät. Willi entscheidet dann, ob wir zum Beispiel auf Intermediates bleiben oder schon auf Trockenreifen gehen."

"Eine weitere sichere Quelle ist die Asphalttemperatur", erläuterte Klien. "Ab etwa 16 oder 17 Grad baut ein Reifen überhaupt erst Grip auf. Darunter - wie zum Beispiel bei den Wintertests, wo wir oft nur fünf Grad haben - kommt der Reifen nie richtig auf seine Betriebstemperatur von 75 bis 90 Grad. Ideal ist das Fenster zwischen 20 und 45 Grad Asphalttemperatur. Darüber baut jeder Reifen wieder extrem schnell ab. All das kann einem in Silverstone jedes Jahr blühen."

Erinnerungen an Kubica

Der Österreicher hat selbst bislang drei Grands Prix in Silverstone bestritten, war zweimal 14. und einmal 15. Außerdem kam er im Vorjahr am Freitag zu einem überraschenden Einsatz als Honda-Ersatzmann, am Freitag musste er sein Cockpit jedoch wieder räumen. Dafür hat er noch eine Erinnerung von der Strecke nicht allzu weit entfernt von der britischen Hauptstadt London, die seinen Teamkollegen Robert Kubica betrifft.

"Ich selbst wurde in Silverstone in der Formel Renault von einem gewissen Robert Kubica abgeschossen", grinste Klien. "Ich war in der zweiten Startreihe direkt vor ihm platziert. In Becketts, der ersten Kurve, ist er mir ins Heck gekracht und ich war schon in der ersten Runde draußen. Dafür kam er aber auf die Schwarze Liste meines Großvaters. Mittlerweile ist der Opa aber drüber hinweg und freut sich, dass wir nun Teamkollegen sind."